Schulschließung wegen Mpox - Was bedeutet das? Von Marco Rauch, dpa
Wegen zwei mit Mpox infizierten Kindern schließt eine Schule in der
Nähe von Köln. Wie groß ist das Risiko einer Übertragung?
Rösrath (dpa) - Zwei Kinder aus dem Rheinisch-Bergischen Kreis bei
Köln sind mit Mpox-Viren infiziert, vorsorglich wird eine Schule
geschlossen. Besteht Grund zur Sorge? Antworten auf zentrale Fragen.
Warum bleibt die Schule zu?
Es handelt sich um eine Vorsichtsmaßnahme. Enge Kontakte zwischen
Schülerinnen und Schülern und somit eine mögliche weitere Verbreitung
des Erregers sollten verhindert werden, begründete der Kreis den
Schritt. Die Schüler der Förderschule in Rösrath erhalten bis Freitag
Distanzunterricht. Dann sind erst mal Weihnachtsferien, die in
Nordrhein-Westfalen bis zum 6. Januar gehen.
Zuvor war bei vier Mitgliedern einer im Rheinisch-Bergischen Kreis
wohnenden Familie eine Infektion mit der neuen Variante des
Mpox-Virus, der sogenannten Klade 1b, nachgewiesen worden. Die
Familie ist in Quarantäne. Bislang sei der Krankheitsverlauf mild,
hieß es. Weitere Ansteckungen wurden zunächst nicht bekannt.
Bei Klade 1b treten vermutlich häufiger schwerere Krankheitsverläufe
auf als bei der schon länger verbreiteten Klade 2b, und sie soll
ansteckender sein. Gesicherte Angaben dazu gibt die Datenlage
allerdings noch nicht her. Klade-1-Infektionen wurden bislang vor
allem in Zentralafrika beobachtet.
Sind Schulschließungen sinnvoll?
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt in ihren gerade
veröffentlichten Richtlinien zu Mpox und Schulen keine
Schulschließungen. «Man kann sehr viel tun, um die Verbreitung von
Mpox zu verhindern», sagte die amtierende WHO-Direktorin für den
Umgang mit Pandemiebedrohungen, Maria van Kerkhove. Das Virus
verbreite sich nur bei engem körperlichem Kontakt, es sei nicht zu
vergleichen mit Viren, die sich wie das Coronavirus über die Luft
verbreiten.
Empfohlen werden in den Richtlinien Hygienemaßnahmen wie häufiges
Händewaschen und die Bereitstellung von Desinfektionsmitteln.
Körperkontakt solle vermieden werden, ebenso, dass Schülerinnen und
Schüler sich Materialien teilen. Tische und andere Flächen, die oft
angefasst werden, sollten regelmäßig desinfiziert werden und
Reinigungspersonal Handschuhe tragen. Feucht wischen sei besser als
Staubsaugen.
Welche Symptome entwickeln Menschen mit Mpox?
Zu den Symptomen zählen ein typischer Hautausschlag und
Schleimhautschädigungen, die etwa zwei bis vier Wochen andauern
können. Hinzu kommen häufig allgemeine Krankheitssymptome wie Fieber,
Kopf- und Muskelschmerzen.
Mpox heilt laut Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNITM) von
allein aus, die meisten Menschen erholen sich innerhalb einiger
Wochen. Bei der Therapie werden demnach nur die Symptome behandelt.
Wichtig sei es, bakterielle Superinfektionen zu verhindern. Tödliche
Verläufe sind in Ländern mit guten Behandlungsstandards selten.
Schwere Krankheitsverläufe sind dem BNITM zufolge vor allem bei
Menschen mit Vorerkrankungen möglich.
Die Inkubationszeit von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Krankheit
beträgt 5 bis 21 Tage. Infizierte können mehrere Wochen ansteckend
bleiben.
Wie kann man sich infizieren?
Mpox sind weniger ansteckend als etwa Atemwegskrankheiten.
Haut-zu-Haut-Kontakt ist der hauptsächliche Übertragungsweg. Dabei
geht es vorwiegend um engen Kontakt wie bei intensivem Umarmen oder
Küssen, wie das Robert Koch-Institut (RKI) erläutert.
Ansteckungsgefahr besteht vor allem bei Infizierten mit Ausschlag,
Wunden oder Schorf. Ansteckend sind Erkrankte erst dann nicht mehr,
wenn alle Wunden abgeheilt sind und sich eine neue Hautschicht
gebildet hat.
Eine Mpox-Übertragung ist - seltener - auch über Handtücher oder eine
von einem Infizierten berührte Oberfläche möglich. In unmittelbarer
Nähe eines Erkrankten kann auch eine Übertragung über Tröpfchen
möglich sein, wie es beim RKI heißt.
Sind Kinder besonders gefährdet?
Erfahrungen aus stark von Mpox betroffenen Ländern zeigen, dass
Säuglinge, Kinder unter acht Jahren, Kinder mit Immunschwäche sowie
Kinder mit Hauterkrankungen besonders gefährdet sind, schwer zu
erkranken. Zu den möglichen Komplikationen gehören Gehirnentzündung,
Lungenentzündung, Blutvergiftung, Blutungen und zusätzliche
bakterielle Infektionen, wie es bei der Bundeszentrale für
gesundheitliche Aufklärung (BZgA) heißt.
Während einer Schwangerschaft oder der Geburt kann das Virus der WHO
zufolge auf das Baby übertragen werden. Für den Fötus oder das
Neugeborene könne das lebensgefährlich sein.
Gibt es eine Impfung und wer sollte sich impfen lassen?
Ja, es gibt einen Impfstoff. Er senkt das Risiko, dass die Krankheit
ausbricht und mildert den Krankheitsverlauf. Die Ständige
Impfkommission (Stiko) empfiehlt eine Impfung aber nur bei erhöhtem
Ansteckungsrisiko bis zu 14 Tage nach Kontakt zu infizierten Personen
sowie für Personen, die ein erhöhtes Risiko haben, in ihrem privaten
oder beruflichen Umfeld in Kontakt mit dem Erreger zu kommen.
Eine Reiseimpfempfehlung der Stiko, der Deutschen Gesellschaft für
Tropenmedizin, Reisemedizin und Globale Gesundheit (DTG) oder des
Auswärtigen Amts gibt es derzeit nicht. Auch Reisebeschränkungen gibt
es nicht, selbst in stärker betroffenen Ländern wie dem Kongo wird
das Risiko einer Infektion für Touristen als gering eingestuft.
Können auch Kinder geimpft werden?
Der von der Stiko empfohlene Impfstoff ist in Europa ab einem Alter
von 18 Jahren zugelassen. Bisher gibt es der BZgA zufolge keine
Studien zu Wirksamkeit und Sicherheit bei Kindern. In begründeten
Ausnahmefällen sei es jedoch möglich, den Impfstoff nach Kontakt mit
dem Mpox-Virus außerhalb der Zulassung auch bei Kindern einzusetzen.
Wie ist die aktuelle Situation in Deutschland?
Das bisherige Auftreten von Mpox in Deutschland steht nach Angaben
der BZgA im Zusammenhang mit Ausbrüchen, die seit etwa Mai 2022 viele
Länder weltweit betreffen. Sie gehen auf die Klade 2b zurück.
Ein erster Fall von Mpox der Klade 1a war Mitte Oktober in Köln
nachgewiesen worden. Der 33-jährige Patient hatte sich wahrscheinlich
in einem ostafrikanischen Land infiziert und war gesund wieder
entlassen worden, wie es hieß. Die vier nun erfassten Fälle gehen dem
Rheinisch-Bergischen Kreis zufolge vermutlich auf die Reise eines
Familienmitgliedes mit engen Kontakten zur einheimischen Bevölkerung
in Afrika zurück.
Von Klade 2b wurden vom RKI bereits rund 3.800 Fälle bundesweit
erfasst, der Großteil davon (rund 3.700) von Frühsommer bis Herbst
2022. Seit Sommer 2023 würden kontinuierlich Fallzahlen im ein- bis
niedrigen zweistelligen Bereich pro Monat gemeldet. Todesfälle gab es
demnach in Deutschland bisher nicht.
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