Experten warnen vor Privatanbietern von Babyscreenings
Das Neugeborenenscreening, bei dem Babys auf schwere Erkrankungen
getestet werden, soll ab Mitte Januar effizienter werden.
Kommerzielle Anbieter drängen laut Experten auf den sensiblen Markt.
Heidelberg/Mannheim (dpa) - Mediziner warnen vor kommerziellen
Anbietern von Neugeborenen-Tests zum Erkennen schwerer Krankheiten.
Die Unternehmen werben mit umfassenden Testmöglichkeiten, «bieten den
Eltern bei Erkrankung ihres Kindes jedoch nicht die Verknüpfung mit
den hierauf spezialisierten pädiatrischen Einrichtungen», wie die
Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ)
kritisiert.
In Deutschland könnten durch das flächendeckende, kostenfreie
erweiterte Neugeborenen-Screening bereits wenige Stunden nach der
Geburt aktuell 19 seltene, aber schwerwiegenden Krankheiten erkannt
werden - darunter Mukoviszidose und spinale Muskelatrophie. Dazu
genüge eine Blutprobe aus der Ferse des Neugeborenen. Das Programm
gewährleiste auch die direkte Anbindung an lebenswichtige
Therapieprogramme, heißt es in einer DGKJ-Mitteilung.
Von 13. Januar 2025 an soll das Verfahren verbessert und die Zeit
zwischen Probenentnahme und der Information der Eltern auf maximal 72
Stunden begrenzt werden. «Ziel ist es, die therapeutische Versorgung
noch schneller und effizienter zu gestalten», teilte die DGKJ mit.
Nach ihren Angaben drängen allerdings private Anbieter in diesen
Bereich. «Die kostenpflichtigen Tests haben keinerlei Anbindung an
die hochspezialisierten Behandlungsnetzwerke», heißt in einer
DGKJ-Mitteilung. «Dadurch können wertvolle Stunden und Tage verloren
gehen. Zudem mangelt es an Transparenz hinsichtlich der Testqualität
und der Ergebnisse dieser privat angebotenen Verfahren.»
Stunden können über das Überleben des Kindes entscheiden
Dabei sei allerdings die Zeitfrage entscheidend beim
Neugeborenen-Screening. «Bei manchen Erkrankungen geht es innerhalb
weniger Stunden um das Überleben des Kindes», sagte Georg F. Hoffmann
von der Screening-Kommission der DGKJ. «Jede Verzögerung der
Behandlung erhöht das Risiko schwerwiegender Schädigungen.»
Seit Ende der 60er-Jahre bieten Kliniken in Deutschland das
Neugeborenen-Screening kurz nach der Geburt an. Wissenschaftler in
Heidelberg und Mannheim arbeiten derzeit an einem flächendeckenden
Konzept für ein Genomisches Neugeborenen-Screening, bei dem auf
Hunderte genetische Erkrankungen getestet werden kann. Am
Universitätsklinikum Heidelberg wollen Forscher als Teil einer Studie
von 2026 an ein Genomisches Neugeborenen-Screening anbieten.
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