Vogelgrippe in Forst: 140 Tiere werden getötet

Die Geflügelpest breitet sich im Landkreis Karlsruhe aus und kostet
viele Tiere das Leben. Das Veterinäramt zieht Konsequenzen.

Forst (dpa/lsw) - Wegen des Ausbruchs der Vogelgrippe im Landkreis
Karlsruhe müssen nach Angaben des Landratsamts in Forst 140 Tiere
getötet werden. Der Verdacht, dass zwei verstorbene Hühner aus einem
Vogelpark mit der hochansteckenden Tierseuche infiziert sind, habe
sich bestätigt. Die Behörde will eine Allgemeinverfügung mit Vorgaben

für Geflügelhalter veröffentlichen.

Diese soll ab Samstag in Forst und im benachbarten Hambrücken gelten,
wo nahezu der gesamte Vogelbestand aus einem Walderholungspark - rund
200 Tiere - wegen der auch Geflügelpest genannten Krankheit getötet
worden war. Geflügelhalter müssten dann Enten, Gänse, Hühner,
Truthühner, Perlhühner, Rebhühner, Fasane, Laufvögel und Wachteln
unverzüglich in den Stall bringen, hieß es. Geflügelausstellungen und

Geflügelmärkte würden verboten.

Sicherheitsmaßnahmen werden empfohlen

«Für alle Vogelhalter, insbesondere im Bereich der Rheinschiene, wird
die Einhaltung und Umsetzung entsprechender Biosicherheitsmaßnahmen
zum Schutz der eigenen Bestände dringend empfohlen», erklärte der
Leiter des Amtes für Veterinärwesen und Lebensmittelüberwachung im
Landratsamt Karlsruhe, Joachim Thierer. Zu den wichtigsten
Sicherheitsmaßnahmen zähle, Kontakt zwischen gehaltenen Vögeln und
Wildvögeln zu vermeiden sowie Futterplätzen und Tränken vor
Wildvögeln zu schützen.

In Forst ist den Angaben nach wegen der räumlichen Nähe ein weiterer
Tierpark involviert. «Da in beiden Parks eine größere Anzahl an
besonders seltenen und schützenswerten Vogelarten gehalten werden,
ist hier ein differenziertes Vorgehen zwischen Keulung, Separierung
und nochmaliger Untersuchung notwendig», teilte das Landratsamt mit.
Beide Parks seien gesperrt.

«Wir müssen diese Tiere opfern, um andere erhalten zu können»

Daniel Weber vom Tier- und Vogelpark Forst sagte, rund 100 Tiere
würden dort am Freitag gekeult - darunter Strauße, ein Emu, Hühner,
Tauben, Enten und Gänse. Die großen Vögel würden dafür mit einer

Stromzange, die kleinen mit Kohlenstoffdioxid betäubt. «Sie schlafen
ein und wachen nicht mehr auf», sagte er. «Wir müssen diese Tiere
opfern, um andere erhalten zu können.»

Etwa 40 Tiere dürften in Ställen bleiben und müssten regelmäßig
getestet werden. Darunter seien Greifvögel sowie seltene afrikanische
und indonesische Vögel. Der Park halte beispielsweise das einzige
Grauwangen-Hornvogel-Paar in Deutschland, europaweit gebe es nur 13
Paare in zoologischen Haltungen.

«Es ist eine sehr unbefriedigende Situation», sagte Weber. In seinem
Park habe es keine Testungen gegeben. Niemand wisse, ob eines der
Tiere infiziert sei. Weil die beiden betroffenen Parks nur durch eine
Mauer getrennt sind, würden sie als eine Einheit gezählt. Mindestens
50 Tage müssten sie schließen. Damit entfielen auch Einnahmen. 60.000
bis 70.000 Besucherinnen und Besucher kämen im Schnitt pro Jahr.
Spenden und Sponsorengelder gebe es wenig.

Die Haltung von Wassergeflügel wolle der 1960 gegründete Tier- und
Vogelpark auf jeden Fall aufgeben, sagte Weber. Hier sei der Kontakt
mit Wildtieren zu groß. «Dann drehen wir uns im Kreis.» Ansonsten sei

die Zukunft noch unklar. Seltene Arten bekomme man nicht so einfach.
Die Tierseuchenkasse zahle nur vier Euro pro gekeultem Tier. Zum
Vergleich: Ein Strauß koste 500 bis 600 Euro.

Nicht die einzigen Fälle

Am Mittwoch hatte der Ortenaukreis ebenfalls eine nachgewiesene
Infektion mit dem Virus vom Typ H5N1 bei einem toten Storch
vermeldet. Immer wieder gibt es größere Vogelgrippe-Ausbrüche auch in

Baden-Württemberg. 

2022 hatte es unter anderem dem Karlsruher Zoo getroffen, der mehrere
Wochen schließen musste. Dank einer Ausnahmegenehmigung mussten aber
keine infizierten Tiere vorsorglich getötet werden - eine
deutschlandweit bis dahin einmalige Entscheidung und ein Testlauf
auch für andere Tierparks. Von diesen Erkenntnissen profitiere man
nun auch in Forst, erklärte Weber.

Potenzieller Pandemie-Kandidat

Die Vogelgrippe oder Geflügelpest ist eine Infektionskrankheit, die
vor allem bei Wasservögeln und anderen Vögeln vorkommt. Eingeschleppt
in Betriebe kann sie große wirtschaftliche Schäden verursachen. 

Fachleute betrachten das Vogelgrippevirus vom Typ H5N1 als
potenziellen Pandemie-Kandidaten. Der Erreger hat in den vergangenen
Jahren Millionen Tiere getötet, darunter auch viele Säugetiere. 

Immer wieder kommt es auch zu Erkrankungen von Menschen, zuletzt vor
allem in den USA, wo sich Mitarbeiter etwa von Geflügelbetrieben
infizierten. Eine anhaltende Mensch-zu-Mensch-Übertragung gab es
bisher jedoch nicht. Auch gab es nach Angaben des Robert
Koch-Instituts in der EU bisher keinen nachgewiesenen Fall eines mit
H5N1 infizierten Menschen.

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