«Katastrophe» - Tote und Verletzte bei Anschlag in Magdeburg Von den dpa-Korrespondenten

Mindestens zwei Menschen sind bei dem Anschlag in Magdeburg getötet
worden - darunter ein Kleinkind. Der Ministerpräsident spricht von
einer Katastrophe.

Magdeburg (dpa) - Es sind dramatische Szenen kurz vor Weihnachten:
Bei einem Anschlag auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt sind
mindestens zwei Menschen ums Leben gekommen, ein Erwachsener und ein
Kleinkind. 

Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff sprach außerdem von
sehr vielen Verletzten, mindestens 60. Da einige schwer verletzt
wurden, könnten weitere Tote nicht ausgeschlossen werden. «Das ist
eine Katastrophe für die Stadt Magdeburg und für das Land und auch
generell für Deutschland», sagte Haseloff. Die Polizei sprach von 15
Schwerstverletzten. 

Nach jetzigem Stand ein Einzeltäter

Bei dem festgenommenen Verdächtigen handele es sich um einen Arzt,
der in Bernburg lebe und arbeite. Er sei nach bisherigen
Erkenntnissen ein Einzeltäter und war den Behörden nicht als Islamist
bekannt, sagte der Ministerpräsident. «Nach jetzigem Stand ist es ein
Einzeltäter, sodass auch für die Stadt nach jetzigem Ermessen keine
weitere Gefahr ausgeht, weil wir ihn festnehmen konnten und jetzt
alle Untersuchungen laufen.» 

Landesinnenministerin Tamara Zieschang sagte, der Mann stamme aus
Saudi-Arabien, er sei 2006 erstmals nach Deutschland gekommen und
habe einen unbefristeten Aufenthaltstitel. Der Täter raste laut
Haseloff mit einem Leihwagen in die Menschenmenge auf dem
Weihnachtsmarkt.

Sirenen überall, Blaulicht, Feuerwehr: Eine dpa-Reporterin
berichtete, es wimmele auf dem Weihnachtsmarkt von Rettungswagen und
Sanitätern. An einer großen Weihnachtspyramide wurden demnach
Verletzte versorgt. Mehrere Verletzte wurden weggetragen.

Intensivbetten stehen bereit

Ein Sprecher des Universitätsklinikums sagte der Deutschen
Presse-Agentur, die ersten 10 bis 20 Patienten würden aktuell
versorgt. Man stelle sich jedoch auf deutlich mehr Verletzte ein.
«Wir rüsten gerade auf», sagte der Sprecher. «Intensivbetten stehen

bereit.»

Ministerpräsident Haseloff dankte auch allen Helfern und
Einsatzkräften: «Und mein tiefstes Bedauern und Mitgefühl allen
Angehörigen und allen Betroffenen, die auch durch den Schock, selbst
wenn sie nicht persönlich betroffen wurden, ganz aus dem Leben
gerissen wurden.» Es müssten nun alle gemeinsam das Geschehene
verarbeiten.

Die Versorgung der Verletzten laufe mit maximalen Kapazitäten und
Ressourcen, sagte der CDU-Politiker weiter. «Ich muss sagen, das
läuft alles wirklich generalstabsmäßig. Und trotzdem ist immer noch
eine nicht abschließend zu bewertende Lage hier zur Kenntnis zu
nehmen.» 

Am Samstag wird nach Angaben von Haseloff Bundeskanzler Olaf Scholz
nach Magdeburg reisen. «Der Kanzler wird morgen vorbeischauen und
hier mit uns die Lage bewerten und auch sicherlich mit uns gemeinsam
nicht nur trauern, sondern auch entsprechend Maßnahmen besprechen,
die notwendig sind», sagte Haseloff am Abend in Magdeburg. «Und ich
kann mir vorstellen, dass aufgrund der Schwere dieses Anschlages auch
der Generalbundesanwalt tätig werden wird.»

Bundeskanzler dankt Rettungskräften

Bundesinnenministerin Nancy Faeser hatte zuletzt wiederholt zu
Wachsamkeit bei Weihnachtsmarktbesuchen aufgerufen. Konkrete
Gefährdungshinweise gebe es aktuell nicht, sagte die SPD-Politikerin
Ende November. «Die Nachrichten aus Magdeburg sind zutiefst
erschütternd», schrieb Faeser nach dem Anschlag auf X. Und: «Die
Sicherheitsbehörden werden die Hintergründe aufklären.»

Bundeskanzler Scholz schrieb ebenfalls auf der Plattform: «Meine
Gedanken sind bei den Opfern und ihren Angehörigen. Wir stehen an
ihrer Seite und an der Seite der Magdeburgerinnen und Magdeburger.
Mein Dank gilt den engagierten Rettungskräften in diesen bangen
Stunden.» Der Kanzlerkandidat der Grünen, Robert Habeck, teilte mit:
«Welch furchtbare Nachrichten aus Magdeburg, wo Menschen die
Adventszeit in Frieden und Gemeinschaft verbringen wollten.»

Auch der FDP-Vorsitzende Christian Lindner ist bestürzt über den
mutmaßlichen Anschlag. «In Magdeburg wurden viele Menschen Opfer
eines tödlichen Anschlags», schrieb Lindner bei X. «Die Bilder haben

mich schockiert. Ich denke an die Opfer, ihre Familien und die
Einsatzkräfte vor Ort.»

Rund acht Jahre nach Berliner Weihnachtsmarktanschlag 

Fast auf den Tag genau vor acht Jahren, am 19. Dezember 2016, war in
Berlin ein islamistischer Terrorist mit einem entführten Lastwagen
auf den Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz gerast. Dabei wurden 12
Menschen getötet, das 13. Opfer starb 2021 an den Folgen. Mehr als 70
Menschen wurden verletzt. Der Attentäter floh nach Italien, wo er von
der Polizei erschossen wurde.

Auch in anderen Städten mit Weihnachtsmärkten ist die Polizei nun
besonders achtsam. In Stuttgart sagte ein Polizeisprecher, die
Polizeikräfte seien vor Ort sensibilisiert worden. In Berlin sagte
ein Sprecher, man habe die Beamten aufgerufen, ein erhöhtes Augenmerk
auf Weihnachtsmärkte zu richten.

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