Weihnachtsmarkt-Attacke in Magdeburg - Was wir wissen

Ein Auto fährt über den Weihnachtsmarkt in Magdeburg. Mindestens fünf

Menschen kommen ums Leben, mehr als 200 werden verletzt. Über den
Verdächtigen werden immer mehr Details bekannt.

Magdeburg (dpa) - Auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg ist ein Auto
in die Menschenmenge gefahren. Über den Verdächtigen wird immer mehr
bekannt, das Motiv ist bislang aber unklar.

Was wir wissen

* Ein Auto fuhr am frühen Freitagabend auf dem Weihnachtsmarkt in
der Landeshauptstadt von Sachsen-Anhalt in eine Menschengruppe. Der
Wagen raste rund 400 Meter über das Gelände, wie «Bild» unter
Berufung auf Polizeiangaben berichtet.
* Die Zahl der Toten stieg auf fünf. Man habe außerdem 200
Verletzte zu beklagen, davon viele schwerst und schwer verletzt,
sagte Sachsen-Anhalts Ministerpräsident, Reiner Haseloff (CDU).
* Haseloff sprach von einem «menschenverachtenden Anschlag». Die
Polizei äußerte sich zunächst zurückhaltend zu der Frage, ob sie di
e
Tat als Anschlag wertet. Man sei noch in der Klärung, hieß es.
* Der Fahrer wurde nach Angaben Haseloffs festgenommen und wird
nach offiziellen Angaben verhört.
* Bei dem Tatverdächtigen Taleb A. handelt es sich um einen
50-Jährigen aus Saudi-Arabien, der erstmals 2006 nach Deutschland
gekommen ist. Nach Angaben von Landesinnenministerin Tamara Zieschang
lebt der Mann in Bernburg und hat einen unbefristeten
Aufenthaltstitel.
* Nach dpa-Informationen stellte A. im Februar 2016 einen
Asylantrag, über den im Juli desselben Jahres entschieden wurde. Der
saudische Staatsbürger erhielt damals Asyl als politisch Verfolgter.
* A. arbeitete als Facharzt für Psychiatrie in Sachsen-Anhalt. Wie
eine Sprecherin der Betreibergesellschaft Salus auf Anfrage
mitteilte, war er als Arzt im Maßregelvollzug in Bernburg tätig. Er
habe mit suchtkranken Straftätern gearbeitet und sei seit März 2020
in der Einrichtung tätig gewesen. Nach Informationen der dpa hatte
das Gesundheitsministerium von Sachsen-Anhalt noch in der Nacht die
Personalakte des Mannes angefordert und den Ermittlungsbehörden
übergeben.
* A. ist nach dpa-Informationen als islamkritischer Aktivist
bekannt und bezeichnet sich selbst als Ex-Muslim. In sozialen Medien
und Interviews erhob er zuletzt teils wirr formulierte Vorwürfe gegen
deutsche Behörden. Er hielt ihnen unter anderem vor, nicht genügend
gegen Islamismus zu unternehmen.
* Der Tatverdächtige war der Berliner Justiz bekannt. Nach
dpa-Informationen lag ein Verfahren der Amtsanwaltschaft Berlin wegen
des Missbrauchs von Notrufen durch A. vor. Zuerst hatte der «Spiegel»
berichtet.
* Saudi-Arabien hatte Deutschland vor Taleb A. gewarnt, hieß es aus
saudischen Sicherheitskreisen. Das Königreich habe seine Auslieferung
beantragt, darauf habe Deutschland nicht reagiert.
* Der Mann stammt demnach aus der Stadt Al-Hofuf im Osten
Saudi-Arabiens. Er sei Schiit gewesen. Nur etwa zehn Prozent der
Bevölkerung in dem mehrheitlich sunnitischen Land sind schiitisch. Es
gibt immer wieder Berichte über Diskriminierungen gegenüber Schiiten
im Land.
* Die Polizei hat derzeit keine Hinweise auf Mittäter. Hinweise,
nach denen ein zweites, möglicherweise tatrelevantes Auto in der
Innenstadt gesichtet wurde, hätten sich nicht bestätigt. Auch
Haseloff geht von einem Einzeltäter und keiner weiteren Gefahr aus.
* Laut Polizei werden Durchsuchungen durchgeführt. Eine Sprecherin
sagte am Morgen, es laufe eine Durchsuchung in Bernburg.

Was wir nicht wissen

* Der Hintergrund des Vorfalls oder das Motiv des Täters sind
unklar.
* Unklar ist, wo der Verdächtige aktuell festgehalten wird und wann
er einem Haftrichter vorgeführt wird.
* Auf einem X-Account mit dem Namen des mutmaßlichen Täters wurde
um die Zeit des Angriffs noch ein Beitrag veröffentlicht. Ob er
diesen selbst veröffentlichte, ihn vorab programmierte oder noch
jemand anders Zugriff auf den Account hatte, ist unklar.
* Der Generalbundesanwalt hat sich noch nicht geäußert, ob er die
Ermittlungen übernimmt.
* Die Frage, wie er trotz Sicherheitsmaßnahmen auf den
Weihnachtsmarkt gelangen konnte, ist offen.
* Details zu Durchsuchungen sind nicht bekannt.

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