Unimedizin Mainz steht vor wichtigem Jahr Von Christian Schultz, dpa

Ob Notfallambulanz oder Termin beim Spezialisten: In der Unimedizin
Mainz waren viele Menschen schon Patient. Für sie alle ist wichtig zu
wissen: In der Klinik stehen 2025 gewaltige Veränderungen an.

Mainz (dpa/lrs) - 2,2 Milliarden und 400 Millionen Euro - zwei immens
hohe Beträge, die beide mit der Universitätsmedizin Mainz (UM) zu tun
haben. Der erste beschreibt das Volumen des Baumasterplans, mit dem
die einzige Uniklinik von Rheinland-Pfalz bis etwa 2040 umfassend
umgestaltet werden soll. Der andere steht für eine Teilentschuldung
des defizitären Hauses, die in diesem Jahr erfolgen soll. Das macht
deutlich: Die für die Versorgung vieler Patienten wichtige UM steht
vor einer ganz entscheidenden Phase. 

Dass es finanziell eine Kehrtwende braucht, zeigt die Tatsache, dass
auch 2025 wieder mit einem Millionenverlust gerechnet wird - er
dürfte sich vor Zinsen und Steuern auf etwa 75 Millionen Euro
belaufen. Zwar erkennt Gesundheits- und Wissenschaftsminister Clemens
Hoch (SPD), der auch Aufsichtsratschef der Unimedizin ist, nach
dreistelligen Millionen-Defiziten in den Jahren davor eine
Trendwende. Bis zur angepeilten schwarzen Null ist es aber noch ein
langer Weg - und das in Zeiten hoher Personal-, Sach- und
Energiekosten. 

Hoch spricht von gewaltigem Kraftakt

Luft zum Atmen verschaffen soll der Unimedizin nun also, dass ein
Teil der Schulden vom Land übernommen wird. Damit wird die Unimedizin
von Zinslasten befreit, die wiederum Folge aufgelaufener Verluste aus
dem Betrieb sind. Die 400 Millionen Euro entsprechen ungefähr der
Hälfte der gesamten Verschuldung, Minister Hoch spricht von einem
gewaltigen Kraftakt. Insgesamt beschere der erst kurz vor Weihnachten
beschlossene Doppelhaushalt für 2025 und 2026 der Universitätsmedizin
einen «deutlichen Anschub».

Für die bauliche Erneuerung - weg von einer dezentralen Struktur mit
kleineren, in die Jahre gekommenen Gebäuden - richtet das Land ein
Sondervermögen ein. Der Landtag machte in seiner letzten Sitzung 2024
den Weg dafür frei. Geplant ist, dass nach und nach Landesgeld in das
Sondervermögen fließt. 

Auch Krankenhausgesellschaft hält Baumasterplan für wichtig

Dass sich baulich was an der Unimedizin tun muss, findet auch Andreas
Wermter, Geschäftsführer der Krankenhausgesellschaft Rheinland-Pfalz
- auch damit das Haus gewappnet ist für die Veränderungen durch die
Krankenhausreform. Der Erfolg des Baumasterplans werde für die
Umsetzung der Krankenhausreform von großer Bedeutung sein. 

Wichtig sei die ständige Verfügbarkeit von Ärzten. Mit einer größ
eren
räumlichen Nähe medizinischer Einheiten ergäben sich mehr
Einsatzmöglichkeiten. «Der mögliche flexible Einsatz von Personal
führt zudem zu einer verbesserten Wirtschaftlichkeit», sagt Wermter.
Für Patientinnen und Patienten bringe das kürzere Wege zu Therapien
oder Untersuchungen.

Die Universitätsmedizin werde im Zuge der Krankenhausreform eine
bedeutende Rolle einnehmen und zusammen mit anderen Krankenhäusern
der Maximalversorgung den Kern medizinischer Zentren bilden, sagt
Wermter. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) drückte es
im September bei einem Besuch in Mainz so aus: Die Patientenstruktur
von Universitätskliniken werde sich stark verändern und deren
Finanzlage verbessern. «Die Unikliniken sind im Prinzip die Mutter
der Verteilung in dieser Reform», sagte er seinerzeit. Gleichzeitig
könnten sich diese Häuser mehr von leichten Fällen trennen. 

Es sollen also in Zukunft medizinische Leistungen mehr gebündelt
werden, was mehr Koordination zwischen Krankenhäusern erfordern
dürfte. Minister Hoch sagt mit Blick auf Mainz: «Es gab in den
letzten zehn Jahren einen etwas schwierigen Wettbewerb zwischen der
Universitätsklinik und dem Marienhaus Klinikum - und zwar deshalb,
weil das Marienhaus Klinikum immer ein bisschen sein wollte, wie die
Unimedizin und die Unimedizin immer alles anbieten wollte, auch
Leistungen die eigentlich nicht unbedingt zu einem Maximalversorger
gehören.» Nach seinem Eindruck laufe die Abstimmung mittlerweile viel
besser.

Mehr Flexibilität bei der Struktur

Ändern wird sich an der UM auf Sicht auch einiges an den Strukturen.
Eine im vergangenen Jahr beschlossene Gesetzesnovelle soll mehr
Flexibilität bringen. Möglich wird, den Vorstand zu erweitern und die
Zuständigkeit einzelner Vorstände zu ändern. Das kann den Weg frei
machen für einen zusätzlichen Bauvorstand, der sich um all die
geplanten Um- und Neubauten kümmert. 

Geändert wurde zudem das Verfahren zur Wahl des wissenschaftlichen
Vorstandes. Der Posten ist seit längerem nicht besetzt, ein Kandidat
sagte ab, eine vorgeschlagene Kandidatin wurde vom Fachbereichsrat
abgelehnt. Ob eine neue Ausschreibung erfolgt, ist noch nicht klar.
Das sei eine Option, sagt Hoch. Es könne aber auch sinnvoller sein,
gezielt Menschen anzusprechen. Fachbereichsrat und Aufsichtsrat der
Unimedizin seien frei, welcher Weg letztlich gegangen werde. 

Hoffnung auf «etwas Innovatives und Nachhaltiges»

Wie der komplexe Umbau der UM über die Bühne gehen soll, wird erst
noch im Detail angeschaut. Das sei richtig so, sagt Hoch. Immerhin
werde für die nächsten Jahrzehnte geplant. Klar sei, es gebe auf dem
Gelände nicht genügend Platz, um den vollen Klinikbetrieb
aufrechtzuerhalten und gleichzeitig in einem Bauabschnitt den Neubau
hochzuziehen, umzuziehen und an anderen Stellen Gebäude abzureißen.
In Erwägung gezogen wird, die UM künftig auf zwei Standorte im
Stadtgebiet zu verteilen, wie der Minister erklärt. 

Bis zum Sommer soll es Klarheit geben. Er habe die Hoffnung, dass im
Laufe dieses Jahres in einen städtebaulichen Wettbewerb gestartet
werden könne, um eine Vorplanung mit Leben zu füllen. «Ich stelle mir

für die Unimedizin Mainz etwas Innovatives und Nachhaltiges vor und
nicht einfach nur einen Klotz.»

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