Tod nach Brechmittel - Kundgebung zum 20. Todestag von Condé
Die Polizei setzte zur Jahrtausendwende regelmäßig Brechmittel gegen
Drogendealer ein. Vor 20 Jahren starb ein Mann in Bremen an den
Folgen. Was zum Gedenken geplant ist.
Bremen (dpa/lni) - Vor 20 Jahren ist ein Asylbewerber nach dem
Einsatz eines Brechmittels in Bremen gestorben. Mit einer Kundgebung
soll nachmittags (17.30 Uhr) Laye-Alama Condé aus Sierra Leone und an
anderen Betroffenen gedacht werden, wie die Veranstalter mitteilten.
Der Tod des Mannes hatte über die Grenzen Bremens hinaus Aufsehen
erregt und jahrelang die Justiz beschäftigt.
Ein gewaltsamer Tod in Polizeigewahrsam
Die Ermittler warfen dem 35-Jährigen damals Drogenhandel vor. Ein
Polizeiarzt hatte dem sich heftig wehrenden Mann gewaltsam
Brechmittel eingeflößt. Er sollte verschluckte Päckchen mit Kokain
wieder ausspucken. Bei dem Einsatz gelangte Wasser in die Lunge des
Mannes. Er starb zwei Wochen später. Mehrere Strafverfahren gegen den
Arzt, der Condé das Brechmittel verabreicht hatte, endeten ohne
Verurteilung.
Die Vergabe des Brechmittels war keine Ausnahme: Die Bremer Polizei
hatte mutmaßlichen Drogenhändlern von 1991 bis 2005 in weit mehr als
tausend Fällen Brechmittel verabreicht. Der Europäische Gerichtshof
für Menschenrechte stufte die Praxis 2006 als Verstoß gegen das
Folterverbot ein.
Mahnmal für Opfer von Brechmittel-Einsätzen geplant
Die Polizei und die Landesregierung baten in den vergangenen Jahren
für ihr Vorgehen um Entschuldigung. Das Kulturressort kündigte an,
dass neben dem Gerhard-Marcks-Haus ein dauerhafter Gedenkort für
Opfer von Brechmittel-Einsätzen errichtet werden soll. Das Mahnmal
der südafrikanischen Künstlerin Usha Seejarim mit dem Titel «Death by
Drowning» soll an die Praxis der Polizei erinnern. Die Skulptur
bildet sich aus den Buchstaben für das englische Wort «force» für
Gewalt.
Die Initiative in Gedenken an Laye Alama Condé begrüßt die Pläne. E
in
Gedenkort sei wichtig für Opfer von Brechmittel-Einsätzen, sagte
Volker Mörchen von der Initiative. Doch das reiche nicht aus. «Wir
fordern nach wie vor die Anerkennung des Leids und die finanzielle
Entschädigung aller Betroffener.»
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