Softdrinks erhöhen Risiko für Diabetes und Herz-Kreislauf-Krankheiten

Süßer Risikofaktor: Einer Studie zufolge gehen jährlich weltweit
Millionen Fälle von Diabetes 2 und Herz-Kreislauf-Erkrankungen auf
Softdrinks und ähnliche gesüßte Getränke zurück.

Boston (dpa) - Weltweit 2,2 Millionen neue Fälle von Typ-2-Diabetes
und 1,2 Millionen neue Fälle von Herz-Kreislauf-Erkrankungen könnten
2020 einer Studie zufolge auf den Konsum von Limo, Energydrinks und
anderen mit Zucker gesüßten Getränken zurückgehen. Das berichtet
zumindest eine internationale Forschungsgruppe im Fachblatt «Nature
Medicine».

Nicht als Durstlöscher geeignet

Ein Glas Cola (250 ml) enthält knapp 27 Gramm Zucker: Das entspricht
fast neun Stück Würfelzucker. Auch Energydrinks, Fruchtgetränke und
andere Softdrinks können Zuckerbomben sein - dennoch greifen der
Studie zufolge immer mehr Menschen zu solchen Getränken, vor allem in
Lateinamerika Afrika. 

Dass mit Zucker gesüßte Getränke nicht gut für die Gesundheit sind,

ist bekannt. So schreibt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung,
diese seien nicht als Durstlöscher geeignet: «Sie enthalten viel
Zucker (etwa 80 - 100 g pro Liter) und liefern damit viele
Kalorien.» 

Die Forschungsgruppe um Laura Lara-Castor von der US-amerikanischen
Tufts University berechnete nun die gesundheitlichen Folgen des
Konsums zuckerhaltiger Getränke mit Blick auf Diabetes Typ 2 und
Herz-Kreislauf-Erkrankungen. 

Viel Werbung in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen

Dafür analysierte das Team Daten aus der Global Dietary Database:
Diese Datenbank enthält Schätzungen zum Konsum von zuckergesüßten
Getränken auf Grundlage von Ernährungserhebungen sowie Daten über
Fettleibigkeit und Diabetesraten. Die Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftler zogen Zahlen aus den Jahren 1990 bis 2020 heran und
kombinierten die Datensätze für 184 Länder, um die Wahrscheinlichkeit

eines Zusammenhangs zwischen beiden Faktoren zu berechnen. 

Demnach gingen 2020 weltweit 2,2 Millionen neue Fälle von
Typ-2-Diabetes und 1,2 Millionen neue Fälle von
Herz-Kreislauf-Erkrankungen auf zuckergesüßte Getränke zurück. Das

wären einer von zehn neuen Fällen von Typ-2-Diabetes und einer von
dreißig neuen Fällen von Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Den größten Anteil machte die Studie in Afrika südlich der Sahara,
Lateinamerika und der Karibik aus. Auf einzelne Staaten bezogen seien
Kolumbien, Mexiko und Südafrika besonders betroffen. Je weiter sich
Länder entwickelten und Einkommen stiegen, umso zugänglicher und
begehrter seien zuckerhaltige Getränke, heißt es.

Mehr Durst nach süßen Getränken

Für Deutschland sieht die Studie zwischen 1990 und 2020 einen im
Vergleich zu anderen Ländern nur leichten Anstieg der
Diabetes-Todesfälle pro Million Einwohner, die auf den Konsum von
zuckergesüßten Getränken zurückzuführen seien. Bei den Todesfäl
len
durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen wird sogar ein Rückgang
festgestellt, ebenso in den USA und Großbritannien.

Den Daten der Forschenden zufolge wurden hierzulande 2020 wöchentlich
knapp 650 Milliliter - oder zwei große Gläser - solcher Getränke
konsumiert. Damit steht Deutschland in der Liste der 30
bevölkerungsreichsten unter den untersuchten Ländern ziemlich in der
Mitte - allerdings legen Zahlen der Wirtschaftsvereinigung
Alkoholfreie Getränke (wafg) von 2023 nahe, dass der Konsum an
Erfrischungsgetränken hierzulande wieder gestiegen ist. 

Forderung nach «Limo-Steuer»

Wie die Autorinnen und Autoren selbst schreiben, beruhen ihre
Schätzungen zwar auf den besten verfügbaren Daten und begründeten
Annahmen, können aber keine Beweise für Ursache und Wirkung liefern.
Zudem sei die Datenlage für manche Länder lückenhaft. 

Das Forschungsteam betont auch, dass zuckerhaltige Getränke schnell
verdaut würden und den Blutzuckerspiegel in die Höhe trieben, ohne
einen Nährwert zu haben. Regelmäßiger Konsum führe zu
Gewichtszunahme, Insulinresistenz und diversen Stoffwechselproblemen,
die mit Typ-2-Diabetes und Herzkrankheiten, zwei der weltweit
häufigsten Todesursachen, in Zusammenhang stünden. 

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler fordern unter anderem
Gesundheitskampagnen, strengere Regeln für die Bewerbung derartiger
Getränke und steuerliche Maßnahmen. Eine «Limo-Steuer» gibt es
bereits in vielen Ländern, darunter seit 2018 Großbritannien: Diese
setzt bei der Schwelle von fünf Gramm Zucker pro 100 Milliliter an.
Hersteller müssen dann 18 Pence (21 Cent) pro Liter zahlen, bei 8
Gramm Zucker oder mehr pro 100 Milliliter werden 24 Pence (28 Cent)
pro Liter fällig. 

Seither ist nicht nur der Konsum zurückgegangen - auch Hersteller
haben den Zuckergehalt reduziert. Auch hierzulande fordern
Verbraucherschützer und Gesundheitsexperten regelmäßig eine solche
Abgabe - bislang erfolglos.

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