Wenige ukrainische Ärzte haben Arbeitserlaubnis in Hessen

Seit 2022 haben mehr als 240 ukrainische Ärztinnen und Ärzte in
Hessen einen Antrag auf Approbation gestellt - nur gut zwei Dutzend
dürfen inzwischen hier ihren Job nachgehen. Woran liegt das?

Wiesbaden (dpa/lhe) - Hessen sucht Ärzte und Ärztinnen, geflüchtete
ukrainische Mediziner und Medizinerinnen suchen einen Job. Dies
könnte eine Win-win-Situation sein - jedoch ist die Anerkennung der
Berufsabschlüsse nach wie vor langwierig und kompliziert. 

In den Jahren 2022 und 2023 haben 86 ukrainische Ärztinnen und Ärzte
in Hessen einen Antrag auf Approbation gestellt, nur 24 dieser
Mediziner und Medizinerinnen erhielten inzwischen die staatliche
Zulassung zum Arztberuf, wie aus einer Antwort des
Gesundheitsministeriums auf eine parlamentarische Anfrage der
Grünen-Landtagsfraktion hervorgeht. Die übrigen Anträge befänden si
ch
weiter in der Bearbeitung, ergänzte eine Ministeriumssprecherin auf
dpa-Anfrage. Nur in wenigen Fällen komme es zu einer Rücknahme des
Antrags, sehr selten zu einer Ablehnung.

Ministerium: Patientenschutz steht im Mittelpunkt

Im Jahr 2024 seien 156 neue Anträge ukrainischer Staatsangehöriger
hinzugekommen, wovon bislang einer positiv beschieden sei. Die
anderen befänden sich ebenfalls noch in der Bearbeitung. «Bei allem
steht immer der Patientenschutz im Mittelpunkt und die Prüfung der
Anträge hat daher gründlich und mit höchster Sorgfalt zu erfolgen»,

erläuterte die Sprecherin. Dieser Vorgang sei sehr komplex, da eine
einheitliche Vorgehensweise aufgrund der Unterschiedlichkeit der
Fälle nicht möglich sei. 

Opposition sieht eine «erschreckende» Bilanz

«Angesichts dessen, dass sich die Landesregierung eine bessere
Gesundheitsversorgung aller Hessinnen und Hessen auf die Fahnen
geschrieben hat, sind die vorliegenden Zahlen erschreckend»,
bilanzierte die gesundheitspolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion,
Kathrin Anders. «Wir brauchen all diese Menschen an den Betten von
Alten und Kranken und nicht als Akten in den Behörden.»

Die Ministeriumssprecherin bekräftigte: «Es besteht ein großes
Interesse daran, die Antragstellerinnen und Antragsteller mit
entsprechenden Abschlüssen und Eignung schnellstmöglich in den
Arbeitsmarkt eingliedern zu können.» Der Beitrag durch zugewanderte
Ärztinnen und Ärzte im hessischen Gesundheitswesen sei für die
Versorgung der Bevölkerung unverzichtbar.

Bundesgesetzliche Vorgaben kosten Zeit

Die Bundesländer ständen bei der Anerkennung von Berufsabschlüssen
jedoch alle vor der gleichen Herausforderung, erläuterte die
Ministeriumssprecherin weiter. Die Bearbeitungszeit von Anträgen aus
Staaten außerhalb der EU sei aufgrund der bundesgesetzlichen Vorgaben
ein sehr kompliziertes und zeitaufwendiges Verfahren.

Das Hessische Landesamt für Gesundheit und Pflege sei dabei, seine
Prozesse zu verbessern, teilte das Ministerium mit. Unter anderem sei
eine sogenannte «Fast Lane» («schnelle Spur») eingerichtet worden.

Sie ist für Kräfte reserviert, die an einer hessischen Klinik tätig
werden sollen. Hierunter fallen auch Ärztinnen und Ärzte aus der
Ukraine.

Kliniken und Land suchen gemeinsam nach Verbesserungen

Bei der Anerkennung von Berufsabschlüssen handele es sich um ein
umfangreiches Verfahren, «das teilweise als bürokratisch wahrgenommen
werden kann», erklärte die hessische Krankenhausgesellschaft. Man
stehe bei dem Thema in engem Austausch mit den Kliniken und dem
Landesamt für Gesundheit und Pflege. Gemeinsames Ziel sei es, das
Verfahren effizienter zu gestalten - etwa durch eine stärkere
Digitalisierung. 

«Unnötige Wartezeiten in den Anerkennungsprozessen müssen vermieden
werden, um Hessen als attraktiven Standort für internationale
Medizinerinnen und Mediziner zu stärken», ergänzte die
Krankenhausgesellschaft. «Denn die Herausforderungen im
Gesundheitswesen lassen sich ohne qualifizierte Fachkräfte aus dem
Ausland nicht bewältigen.»

Auch nach Einschätzung der Arbeitsagentur kann Hessen in den
kommenden Jahren nicht auf zusätzliche Arbeitskräfte aus dem Ausland
verzichten. Geflüchtete leisteten in zahlreichen Mangelberufen gute
Arbeit, sagte der Chef der Regionaldirektion Frank Martin.

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