Schutzlos auf der Straße: Film über obdachlose Frauen Von Patricia Bartos, dpa
Das Bild von Obdachlosigkeit ist meist männlich geprägt. Doch wie
ergeht es Frauen, wenn sie auf der Straße landen? Eine ZDF-Reportage
gibt schockierende Einblicke.
Berlin (dpa) - Zusammengekauert sitzt Jana unter einer Brücke in
Köln. Seit Jahren hat die 50-Jährige kein Zuhause, sie hat schon an
Bushaltestellen oder am Bahnhof geschlafen - immer ohne Schutz und
mit der Angst als ständigem Begleiter. Jana ist gezeichnet von der
teils massiven Gewalt, die sie als Frau auf der Straße erlebt hat.
«Ich hab' alles erlebt. Aber ich lebe noch, zum Glück leb' ich noch.
Aber ich hab' keinen Bock mehr», beschreibt Jana mit vom Alkohol
verwaschener Stimme ihr Schicksal.
In der neuen Episode der ZDF-Reportage-Reihe «37 Grad» geben drei
Frauen Einblick in ein Leben, das von Obdachlosigkeit geprägt ist.
Die 27-jährige Leonie hat bis vor Kurzem in einem Abbruchhaus gelebt.
Jahrelang war sie abhängig von harten Drogen und obdachlos. Das
Sorgerecht für ihre beiden Kinder hat sie verloren. Die ehemalige
Krankenschwester Regina hat wegen gesundheitlicher Probleme in ihrer
feuchten Wohnung draußen im Zelt geschlafen, bevor sich die
59-Jährige Hilfe bei der Kieler Stadtmission suchte.
«Schutzlos ausgeliefert - Frauen zwischen Straße und Notunterkunft»
gibt berührende und tragische Einblicke in eine Lebenslage, die nur
schwer auszuhalten ist. Am 14. Januar wird der Film um 22.15 Uhr im
Zweiten ausgestrahlt, bereits ab 8.00 Uhr ist er am Sendetag in der
ZDF-Mediathek zu sehen.
Gewalt an der Tagesordnung
Die Lebensläufe der drei Frauen sind unterschiedlich und doch eint
sie eine Sache: die ständige Angst vor Gewalt und quälende
Schutzlosigkeit. Damit sind Jana, Leonie und Regina bei Weitem nicht
allein: 607.000 wohnungslose Menschen gibt es laut Reportage auf den
Straßen Deutschlands, ein Drittel davon sind Frauen. Zwischen 70 und
80 Prozent der obdachlosen Frauen geben an, bereits Gewalt erlebt zu
haben. «Der Gedanke, alleine als Frau draußen zu schlafen, macht dann
einfach nur Angst», erzählt Leonie.
Immer wieder wollte die 27-Jährige mit aller Kraft weg von der Straße
- und immer wieder ist sie gescheitert. In der Doku startet sie mit
Sozialarbeiterin Alena von der Initiative «Housing First» einen neuen
Versuch: Der Verein bringt Menschen ohne Vorbedingungen in Wohnraum.
Frauen brauchen anderen Schutz
Um die dramatische Situation von wohnungslosen Frauen weiß auch Sven
Lüdecke. Er ist der Erfinder der sogenannten «Little Homes»: drei
Quadratmeter große Häuschen, die für obdachlose Menschen gebaut und
auf der Straße aufgestellt werden. Bei der Vergabe versucht Lüdecke
Frauen zu bevorzugen, denn die bräuchten einen ganz anderen Schutz.
An wen das nächste Häuschen geht, steht bereits fest: Jana darf die
kleine Hütte mit der Nummer 252 demnächst beziehen.
Als Leonie mittels «Housing First» eine Wohnung bekommt, ist sie
voller Freude. «Ich bin zu Hause, ich bin angekommen. Ich bin endlich
da, wo ich immer wieder sein wollte», sagt die junge Frau - wieder
mit ein wenig Hoffnung in der Stimme. Denn auch wenn noch lange nicht
alles gut ist: Ein Dach über dem Kopf gibt ihr zumindest ein
Stückchen Sicherheit.
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