Weniger Organspenden in Deutschland registriert
Deutschland liegt bei den Organspenden im internationalen Vergleich
auf einem hinteren Platz. Vergangenes Jahr sank die Bereitschaft,
nachdem sie 2023 vorübergehend angestiegen war.
Frankfurt/Main (dpa) - Die Zahl der Organspenden in Deutschland ist
im vergangenen Jahr leicht gesunken. 2.854 Organe seien postmortal
entnommen worden, im Vorjahr seien es 2.877 gewesen, teilte die
Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) in Frankfurt unter
Berufung auf vorläufige Zahlen mit. 2023 war die Zahl hingegen
angestiegen, 2022 waren 2.662 Organe entnommen worden.
Die DSO sprach von Zahlen, die auf niedrigem Niveau verharrten.
Weitere Anstrengungen, sie zu steigern, seien unabdingbar. Im
vergangenen Jahr handelte es sich den Angaben zufolge um 1.391
Nieren, 785 Lebern, 315 Herzen, 290 Lungen, 71 Bauchspeicheldrüsen
und 2 Därme.
Die Entnahme und Verteilung der Organe im In- und Ausland erfolgt
über die internationale Vermittlungsstelle Eurotransplant nach
festgelegten medizinischen Kriterien.
953 Spender in Deutschland
Insgesamt 953 Menschen in Deutschland spendeten nach ihrem Tod Organe
für die Transplantation, 2023 waren es 965. Mit 11,4 Spenderinnen und
Spendern pro Million Einwohner nehme Deutschland im internationalen
Vergleich auch 2024 einen der hinteren Plätze ein, erklärte die DSO.
Übertragen wurden in den deutschen Transplantationszentren im
vergangenen Jahr 3.013 Organe nach postmortaler Spende aus
Deutschland und anderen Ländern im Eurotransplant-Verbund, im Vorjahr
waren es 2.986. Damit erhielt Deutschland weiter mehr Organe aus dem
Verbund als es hineingab.
Tausende auf der Warteliste
Bundesweit sei 2.902 schwer kranken Patientinnen und Patienten eine
bessere
Lebensqualität oder sogar ein Weiterleben geschenkt worden, erklärte
die DSO. Gleichzeitig stünden noch 8.260 Menschen auf den
Wartelisten.
Ihre Lage sei dramatisch, erklärte der medizinische Vorstand der DSO,
Axel Rahmel. Die Organspende sei in vielen Fällen die einzige
Überlebenschance. Dies sei aber nur möglich, wenn Menschen zur Spende
bereit seien. «Es ist daher eine unerträgliche Situation, dass wir
zwar die medizinischen Möglichkeiten haben, Leben zu retten, uns aber
die Organe dafür fehlen», erklärte Rahmel. Er appellierte an
Ärztinnen, Ärzte und Pflegefachkräfte in den Kliniken, an die
Organspende zu denken.
Eigenen Willen festhalten
Rahmel rief dazu auf, zu Lebzeiten eine selbstbestimmte Entscheidung
zur Organspende zu treffen und diese in einem Organspendeausweis, in
einer Patientenverfügung oder im digitalen Organspende-Register
festzuhalten. Vergangenes Jahr sei nur bei 15,3 Prozent der möglichen
Organspender ein schriftlicher Wille vorhanden gewesen.
Der DSO-Vorstand nannte es bedauerlich, dass die Initiative zur
Einführung der Widerspruchslösung durch die Neuwahlen offensichtlich
politisch nicht weiterverfolgt werde. Damit würde jeder zunächst als
Organspender gelten - außer, er widerspricht. Derzeit sind
Organentnahmen nur mit ausdrücklicher Zustimmung zulässig.
Die Erfahrung in anderen Ländern habe gezeigt, dass eine solche
Regelung «eine Kultur der Organspende» fördere, sagte Rahmel.
Aufklärung der Bevölkerung und Schulung der Klinik-Mitarbeiter
blieben zentrale Maßnahmen, um die Zahlen zu steigern.
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