Maul- und Klauenseuche in Deutschland - was bedeutet das? Von Annett Stein, dpa
Erstmals seit 1988 gibt es wieder Fälle von Maul- und Klauenseuche in
Deutschland. Nun sind Eile und strenge Maßnahmen geboten.
Berlin (dpa) - Seit mehr als drei Jahrzehnten wurde in Deutschland
kein Ausbruch der Maul- und Klauenseuche (MKS) mehr erfasst. Nun sind
Wasserbüffel im brandenburgischen Kreis Märkisch-Oderland daran
erkrankt, wie Landesagrarministerin Hanka Mittelstädt (SPD) in
Potsdam sagte. Eine Maschinerie von Maßnahmen sei in Gang gesetzt
worden.
Gibt es ein Risiko für Menschen?
Nein. Menschen sind dem Friedrich-Loeffler-Institut zufolge für das
MKS-Virus praktisch nicht empfänglich. Auch von pasteurisierter
Milch, daraus hergestellten Milchprodukten oder von Fleisch gehe
unter den in Deutschland üblichen hygienischen Bedingungen zufolge
keine Gefahr aus. Hunde, Katzen und andere Haustiere können in der
Regel ebenfalls nicht erkranken.
Kommt der Nachweis überraschend?
Nicht wirklich. Deutschland und die EU galten dem
Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) zufolge zwar schon seit gut drei
Jahrzehnten als frei von Maul- und Klauenseuche - die Gefahr der
Einschleppung aus anderen Ländern war und ist aber groß.
Die letzten Fälle in Deutschland traten dem FLI zufolge 1988 in
Niedersachsen auf. In Europa wurde der letzte Ausbruch 2011 aus
Bulgarien gemeldet. In der Türkei, im Nahen Osten und in Afrika, in
vielen Ländern Asiens sowie in Teilen Südamerikas gebe es hingegen
nach wie vor regelmäßig MKS-Fälle.
«Illegal eingeführte tierische Produkte aus diesen Ländern stellen
eine ständige Bedrohung für die europäische Landwirtschaft dar.» Au
ch
Futtermittel und Einstreumaterialien aus Ländern mit MKS-Ausbrüchen
können Grundlage einer Einschleppung sein.
«Die MKS gehört wegen ihrer potenziell katastrophalen Auswirkungen zu
den weltweit wirtschaftlich bedeutsamsten Tierseuchen», so das
Institut. «Durch die Zunahme des globalen Handels- und Reiseverkehrs
besteht ständig die Gefahr einer Wiedereinschleppung und explosiven
Ausbreitung der MKS in Europa.» 2001 zum Beispiel hatte es einen
verheerenden Seuchenzug in Großbritannien mit Folgeausbrüchen in
anderen europäischen Ländern gegeben, Millionen Tiere wurden getötet.
Um was für einen Erreger geht es?
Die Maul- und Klauenseuche ist eine hochansteckende, meldepflichtige
Viruserkrankung bei Klauentieren wie Rindern, Schafen, Ziegen und
Schweinen. Auch viele Zoo- und Wildtiere können erkranken. Die sehr
leicht übertragbare Krankheit verläuft bei den meisten erwachsenen
Tieren nicht tödlich, führt aber zu einem lange anhaltenden
Leistungsabfall. Behandlungsmöglichkeiten gibt es nicht.
Welche Symptome haben erkrankte Tiere?
Neben hohem Fieber, Appetitlosigkeit und Apathie entwickeln sich
typische Blasen am Maul und auf der Zunge sowie an den Klauen und den
Zitzen. Viele Tiere zeigen Lahmheitserscheinungen oder können vor
Schmerzen gar nicht mehr gehen, wie das FLI, Bundesforschungsinstitut
für Tiergesundheit, erläutert. Bei Schafen und Ziegen verläuft die
Infektion hingegen meist unauffällig.
Was passiert nun?
Entscheidend ist dem FLI zufolge die frühe Erkennung von Infektionen
- «da sich die Seuche ansonsten bereits so weit ausgebreitet haben
kann, dass eine rasche Eindämmung nicht mehr möglich ist». Im Falle
eines Nachweises werden strenge Maßnahmen ergriffen: Ist in einem
Betrieb auch nur ein Tier infiziert, wird vorsorglich der gesamte
Bestand getötet, wie es beim FLI heißt. Auch Klauentiere in Betrieben
der näheren Umgebung werden demnach zumeist getötet, Ställe,
Fahrzeuge und Geräte gründlich desinfiziert.
Warum so strenge Regelungen?
Die Maul- und Klauenseuche kann nicht nur über direkten Kontakt von
Tier zu Tier, sondern auch über die Luft übertragen werden. Erkrankte
Tiere streuen das Virus mit der Flüssigkeit aufgeplatzter Blasen,
Speichel, Ausatmungsluft und Milch.
Alles, was einmal mit einem infizierten Tier in Berührung gekommen
ist, kann dem FLI zufolge zur Verschleppung der Seuche beitragen:
Menschen ebenso wie Katzen, Hunde, Geflügel oder andere Tiere sowie
Fahrzeuge, Geräte, Schuhe und Kleidung. Das Virus gänzlich zu
beseitigen, ist zudem nicht einfach: Es ist sehr widerstandsfähig und
kann zudem im Boden oder eingetrocknet in Kleidung Monate bis Jahre
überdauern.
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