Klarheit über Virustyp der Maul- und Klauenseuche Von Monika Wendel und Patrick Pleul, dpa

Wie gelangte die Maul- und Klauenseuche nach Brandenburg? Anfang der
Woche könnte es erste Hinweise darauf geben. Unterdessen konnten
Forscher den spezifischen Virustyp bestimmen.

Seelow (dpa) - Beim Ausbruch der Maul- und Klauenseuche (MKS) in
einer Büffelherde in Brandenburg gibt es bislang keine Hinweise auf
eine Ausbreitung in weiteren Tierbeständen. Nach Angaben der Behörden
laufen derzeit umfangreiche Probennahmen und -analysen. Noch ist
völlig unklar, auf welchem Weg das für Klauentiere wie Rinder und
Schweine hochansteckende Virus in den kleinen Bestand eingeschleppt
wurde. 

Impfstoff vorhanden

Forscher konnten unterdessen den spezifischen Virustyp bestimmen. Ein
passender Impfstoff könne innerhalb weniger Tage hergestellt werden,
teilte das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) am Abend mit. Bei einem
infizierten Wasserbüffel stellten die Experten den MKS-Virus vom
Serotyp O fest. Nah verwandte Viren kommen im Nahen Osten und in
Asien vor, wie das Forschungsinstitut erläuterte. 

«Für diese Viren geeignete Impfstoffe sind in der MKS-Antigenbank
Deutschland vorhanden», hieß es weiter. Sie sei eigens für Fälle wi
e
den aktuellen Ausbruch eingerichtet. Die Antigenbank könne nach
Aktivierung durch die Bundesländer benötigte Impfstoffe innerhalb
weniger Tage herstellen. 

Es gehe jetzt zentral um die Eindämmung der Tierseuche, sagte
Brandenburgs Agrarministerin Hanka Mittelstädt (SPD). In einer
Schutz- und einer weiter ausgedehnten Überwachungszone liefen
vorsorgliche Probennahmen. Mit einem Verbot für Tiertransporte in
Brandenburg, das zunächst bis Montag gilt, soll eine mögliche
Ausbreitung in andere Regionen verhindert werden. Der Tierpark und
der Zoo in Berlin wurden vorsorglich geschlossen. Die am Freitag
startende Agrarmesse Grüne Woche verzichtet darauf, Rinder, Schafe,
Ziegen und Alpakas in der Tierhalle zu zeigen. 

Büffel schon länger infiziert

Das MKS-Virus war in Proben von Wasserbüffeln aus dem
brandenburgischen Ort Hönow nicht weit von der Berliner Stadtgrenze
nachgewiesen worden. Experten des FLI gehen aufgrund von
Wundmerkmalen der Tiere davon aus, dass die Infektion und damit die
Einschleppung in den Bestand schon länger zurückliegt, wie eine
Sprecherin des Landkreises Märkisch-Oderland sagte. Der genaue
Zeitpunkt lasse sich bisher nicht benennen.

Drei Tiere der Herde waren zum Zeitpunkt des Nachweises bereits
verendet, weitere elf wurden getötet - infiziert waren dem
Vize-Landrat in Märkisch-Oderland, Friedmann Hanke (CDU), zufolge
wahrscheinlich alle Tiere. In nahe liegenden Beständen wurden
vorsorglich Dutzende Schweine und Ziegen sowie einige Rinder
getötet. 

Agrarbranche in großer Sorge - Krisenstab des Bundes

In der Landwirtschaft ist die Sorge vor der Maul- und Klauenseuche
groß, zumal viele Betriebe bereits durch andere kursierende
Krankheiten wie Blauzungenkrankheit, Afrikanische Schweinepest oder
Vogelgrippe belastet sind. Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir
(Grüne) reagierte mit der Einberufung eines Zentralen Krisenstabs auf
die MKS-Nachweise und will Anfang der Woche mit Vertretern der
Agrarbranche sprechen.

«Es ist eine Seuche, die hochinfektiös ist und einen erheblichen
wirtschaftlichen Schaden verursachen kann innerhalb von Deutschland»,
sagte Mittelstädt. 2001 zum Beispiel hatte es einen verheerenden
Seuchenzug in Großbritannien mit Folgeausbrüchen in anderen
europäischen Ländern gegeben, Millionen Tiere wurden getötet, der
wirtschaftliche Schaden war immens.

Wie gelangte der Erreger auf eine Weide in Brandenburg?

Um solche Ausmaße zu verhindern, ist neben den Schutzmaßnahmen
wichtig, zu klären, wie das Virus auf die Weide in Brandenburg
gelangen konnte. Die Behörden in Brandenburg erwarten bis Anfang der
Woche erste Hinweise von Experten des FLI darauf, in welchen Regionen
der Welt die bei den Büffeln nachgewiesene Virusvariante vorkommt. 

In der Türkei, im Nahen Osten und in Afrika, in vielen Ländern Asiens
sowie in Teilen Südamerikas gibt es nach wie vor regelmäßig
MKS-Fälle. Die letzten Infektionen in Deutschland traten 1988 in
Niedersachsen auf. In Europa wurde der letzte Ausbruch 2011 aus
Bulgarien gemeldet. 

 

Vize-Landrat Hanke sagte, der betroffene Landwirt unterhalte einen
Biobetrieb, habe sein Futter abgedeckt und sich sehr umsichtig um
seine Tiere gekümmert. Amtstierarzt Ralph Bötticher aus dem Kreis
Märkisch-Oderland erklärte, der Landwirt habe keine Futtermittel von
außerhalb gekauft, sondern selbst Heu geerntet. Eine Einschleppung
des MKS-Virus sei etwa über Urlauber und mitgebrachte Nahrungsmittel
möglich, wenn Lebensmittelreste einfach in den Wald oder auf Wiesen
geworfen würden. Als ein möglicher Eintragweg gilt auch, dass
Wildtiere wie Wildschweine das Virus zu den Weidetieren brachten.

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