Landwirte in Sorge: Wie groß ist das Ausmaß der Tierseuche? Von Monika Wendel und Patrick Pleul, dpa
Die Maul- und Klauenseuche ist nach Jahrzehnten zurück in
Deutschland. Noch ist das Ausmaß unklar, aber die Besorgnis in der
Agrarbranche ist groß. Einen passenden Impfstoff jedenfalls gibt es.
Seelow (dpa) - Nach dem Ausbruch der Maul- und Klauenseuche (MKS) in
einer Büffelherde in Brandenburg gehen die Untersuchungen zum Ausmaß
der für Klauentiere hochansteckenden Viruserkrankung weiter. Hinweise
auf eine Ausbreitung in weiteren Tierbeständen gibt es bisher nicht.
«Ziel muss weiter sein, die Maul- und Klauenseuche schnell
einzudämmen und die Folgen für Tiere sowie Schäden für unsere Land-
und Lebensmittelwirtschaft so gering wie irgend möglich zu halten»,
sagte Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne). Am Montag
will er sich mit Branchenvertretern treffen.
Im brandenburgischen Hönow am Berliner Stadtrand war in einer kleinen
Wasserbüffel-Herde die Maul- und Klauenseuche ausgebrochen. Es ist
der erste Ausbruch seit mehr als drei Jahrzehnten in Deutschland. In
Europa wurde der letzte Ausbruch 2011 aus Bulgarien gemeldet. Wie das
Virus nun in die Herde gelangte, ist bisher unklar.
Auswirkungen in Berlin: Zoo und Tierpark geschlossen
Tierpark und Zoo Berlin wurden vorsorglich bis einschließlich Montag
geschlossen. Die am Freitag startende Agrarmesse Grüne Woche
verzichtet darauf, Rinder, Schafe, Ziegen und Alpakas zu zeigen.
Tierbestände in ganz Berlin werden vorsorglich getestet, wie eine
Sprecherin der Senatsverwaltung für Justiz und Verbraucherschutz
sagte.
Auch im Umkreis der Weide der infizierten Wasserbüffel laufen
umfangreiche Probennahmen. In nahe liegenden Beständen wurden
vorsorglich Dutzende Schweine und Ziegen sowie einige Rinder getötet.
Zudem gilt in Brandenburg vorerst bis einschließlich Montag ein
Verbot für Transporte von Klauentieren.
Erreger-Variante ist bekannt
Klarheit gibt es inzwischen über die Variante des Erregers, wie das
Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) mitteilte. Nah verwandte Viren
kommen demnach im Nahen Osten und in Asien vor. Ein passender
Impfstoff könne rasch hergestellt werden. Ob er zum Einsatz kommt,
hängt auch von einer möglichen weiteren Verbreitung des Virus ab.
Experten des FLI gehen aufgrund von Wundmerkmalen an den
Wasserbüffeln davon aus, dass die Infektion und damit die
Einschleppung in den Bestand schon länger zurückliegt, wie eine
Sprecherin des Landkreises Märkisch-Oderland sagte. Drei Tiere der
Herde waren zum Zeitpunkt des Nachweises bereits verendet, weitere
elf wurden getötet. Alle 14 Büffel seien infiziert gewesen, hieß es.
Amtstierarzt Ralph Bötticher aus dem Kreis Märkisch-Oderland sagte,
der betroffene Landwirt habe keine Futtermittel von außerhalb
gekauft, sondern selbst Heu geerntet. Eine Einschleppung des
MKS-Virus sei etwa über Urlauber und mitgebrachte Nahrungsmittel
möglich, wenn Lebensmittelreste einfach in den Wald oder auf Wiesen
geworfen würden.
Agrarbranche in großer Sorge
In der Landwirtschaft ist die Sorge vor der Maul- und Klauenseuche
groß, zumal viele Betriebe bereits durch andere kursierende
Krankheiten wie Blauzungenkrankheit, Afrikanische Schweinepest oder
Vogelgrippe belastet sind. «Es ist eine Seuche, die hochinfektiös ist
und einen erheblichen wirtschaftlichen Schaden verursachen kann
innerhalb von Deutschland», sagte Brandenburgs Agrarministerin Hanka
Mittelstädt (SPD).
2001 zum Beispiel hatte es einen verheerenden Seuchenzug in
Großbritannien mit Folgeausbrüchen in anderen europäischen Ländern
gegeben, Millionen Tiere wurden getötet, der wirtschaftliche Schaden
war immens.
Südkorea verbietet Schweinefleischimporte aus Deutschland
Der Ausbruch hat bereits erste Auswirkungen - auf den Handel mit
Schweinefleisch. Das südkoreanische Landwirtschaftsministerium verbot
sämtliche Schweinefleischimporte aus Deutschland. Für rund 360 Tonnen
deutsches Schweinefleisch stehe eine Quarantäneuntersuchung bevor,
teilte das Ministerium in Seoul am Samstagabend mit.
Online-Wechsel: In drei Minuten in die TK
Online wechseln: Sie möchten auf dem schnellsten Weg und in einem Schritt der Techniker Krankenkasse beitreten? Dann nutzen Sie den Online-Beitrittsantrag der TK. Arbeitnehmer, Studenten und Selbstständige, erhalten direkt online eine vorläufige Versicherungsbescheinigung. Die TK kündigt Ihre alte Krankenkasse.