Landwirtschaft nach Seuchenausbruch in Sorge
Nach dem Ausbruch der Maul- und Klauenseuche in Brandenburg ist die
Sorge bei Landwirten groß. Die Auswirkungen sind auch in der
Hauptstadt zu spüren.
Potsdam (dpa) - Der Ausbruch der Maul- und Klauenseuche versetzt
Landwirtinnen und Landwirte bundesweit in Sorge. «Es muss alles
darangesetzt werden, um diesen Ausbruch einzudämmen», teilte der
Präsident des Deutschen Bauernverbands, Joachim Rukwied, mit. «Obwohl
das Virus für den Menschen völlig ungefährlich ist, ist der
wirtschaftliche Schaden für die Tierhalter erheblich.» Bund und
Länder müssten nun eng zusammenarbeiten.
Schaden für Brandenburg sofort spürbar
«Die Maul- und Klauenseuche ist für uns Landwirte ein Supergau, wenn
sie in der Fläche vorkommt», sagte auch der Landesbauernpräsident aus
Brandenburg, Henrik Wendorff, der Deutschen Presse-Agentur.
Wirtschaftlich seien die Auswirkungen für Brandenburger Betriebe
sofort spürbar gewesen.
Die Maul- und Klauenseuche (MKS) ist eine hochansteckende
Viruserkrankung bei Klauentieren wie Rindern, Schafen, Ziegen oder
Schweinen. Betroffene Tiere zeigen häufig hohes Fieber und
Bläschenbildung im Maul- und Klauenbereich.
Zur Eindämmung der Tierseuche hatte das Brandenburgische
Landwirtschaftsministerium von Samstag bis Montagnacht - genau für 72
Stunden - ein Verbot angeordnet, Klauentiere zu transportieren.
Ställe seien deshalb überbelegt, sagte Wendorff. «Man muss sich
vorstellen, das sind alles Zeitläufe und Abläufe, die getaktet sind.»
Unter den Tierhaltern gebe es eine große Solidargemeinschaft, wie die
Tierseuchenkasse, die Teile des Schadens auffange. Die Höhe der
Schäden sei aber noch nicht zu beziffern.
Handel innerhalb der EU noch möglich
Bundesagrarminister Cem Özdemir (Grüne) hat nach Angaben seines
Ministeriums bereits den Kontakt zu seinen Amtskollegen aus den
Ländern aufgenommen, um sie über die Lage zu informieren. Mit
Vertretern der Branche traf sich Özdemir am Nachmittag in
Baden-Württemberg.
Die konkreten wirtschaftlichen Auswirkungen für die Betriebe seien
noch unklar, sagte ein Ministeriumssprecher. Der Handel mit
Agarprodukten, die nicht aus den Sperrzonen stammen, sei innerhalb
der EU weiterhin möglich. Bei Drittstaaten, mit denen der Handel über
Zertifikate stattfinde, gebe es noch keinen genauen Überblick. Unter
anderem Südkorea und Mexiko hätten aber bereits angekündigt, vorerst
kein Schweinefleisch mehr aus Deutschland zu importieren.
Weitere Tiere werden getötet
Unterdessen sollten weitere Tiere aufgrund des Ausbruchs der
Tierseuche in Brandenburg getötet werden. Auf einem Betrieb in
Schöneiche (Landkreis Oder-Spree) betreffe das 55 Ziegen und Schafe
sowie 3 Rinder, die vorsorglich gekeult würden, sagte eine Sprecherin
des Landkreises.
Hintergrund sei, dass der Hof Heu vom betroffenen Büffel-Betrieb in
Hönow bezogen hatte. Dort - ganz in der Nähe von Berlin - war das
MKS-Virus in Proben von Wasserbüffeln nachgewiesen worden. Bei dem
Hof in Schöneiche handele es sich um einen Kontaktbestand, sagte
Brandenburgs Agrarministerin Hanka Mittelstädt (SPD) im
RBB-Inforadio.
Bislang keine weiteren bestätigten Fälle bekannt
«Dementsprechend musste dort auch die Tötungsanordnung kommen, weil
eben die Ausbreitung deutlich eingedämmt werden muss. Wir wissen
nicht, ob das Heu tatsächlich auch das MKS-Virus in sich hatte.»
Bislang seien keine weiteren bestätigten Fälle bekannt. «Stand heute
Morgen ist, dass die gegenwärtig ausgewerteten Proben keinen weiteren
positiven Befund hatten», sagte Mittelstädt weiter.
Landkreis: Ziegen zeigen keine Krankheitssymptome
In Schöneiche, wo Ziegen und andere Tiere vorsorglich getötet werden,
sollen Proben untersucht werden. Ein Krisenstab mit Tierärzten sei im
Einsatz, sagte die Sprecherin des Oder-Spree-Kreises.
Krankheitsanzeichen zeigten die Tiere nach bisherigen Erkenntnissen
nicht. Zuvor waren bereits rund 170 Schweine im Landkreis Barnim
getötet worden, weil dieser Tierbestand in der Nähe des Ausbruchsorts
liegt.
Die Auswirkungen waren am Montag auch in Berlin zu spüren. Wegen der
Maul- und Klauenseuche werden einige Kinderbauernhöfe vorsichtshalber
geschlossen. Am Gehege des Tierhofs Alt-Marzahn etwa wurden Schilder
angebracht, auf denen wegen der Gefahr für die Tiere darum gebeten
wurde, sie weder anzufassen noch zu füttern.
Auch der Tierhof Helle Tierarche in Marzahn-Hellersdorf schloss wegen
der Tierseuche. Der Betrieb befindet sich innerhalb der Schutzzone um
die betroffene Weide mit den Wasserbüffeln in Hönow. «Wir hoffen,
dass wir verschont bleiben», sagte Projektleiter Monty Geiseler.
Bislang gehe es allen Tieren gut. Am Freitag war ein Schaf der
Tierarche gestorben, wurde anschließend aber negativ auf MKS
getestet.
Döberitzer Heide sperrt Eingänge zum Schutz der Wildtiere
Westlich von Berlin im Naturschutzgebiet Döberitzer Heide wurden
zudem sämtliche Eingänge bis auf Weiteres gesperrt. «Wir appellieren
in aller Dringlichkeit an die Bevölkerung, die Döberitzer Heide
vorerst nicht mehr zu betreten oder zu befahren und auch die
angrenzenden Parkplätze zu meiden», teilte der Leiter der Sielmanns
Naturlandschaft Döberitzer Heide, Peter Nitschke, mit. «Die
Maul-und-Klauenseuche ist eine sehr ernste Gefahr für unsere Wisente,
Rothirsche und genauso für die vielen Weidetiere unserer Pächter wie
etwa Galloway-Rinder, Wasserbüffel, Schafe und Ziegen.»
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