Wie sich die Klinikreform auswirkt Von Sandra Trauner und Christian Schultz

Die Krankenhausreform kommt. Was bedeutet das für das
Rhein-Main-Gebiet mit seinen vielen Krankenhäusern und was für das
eher unterversorgte Land in Hessen und Rheinland-Pfalz?

Frankfurt/Mainz (dpa) - Auf den letzten Drücker vor der Neuwahl ist
die lange geplante Krankenhausreform auf die Zielgerade eingebogen.
Nun sind die Bundesländer am Zug: Sie müssen die allgemeinen
Beschlüsse auf Bundesebene in konkrete Reformen vor Ort umsetzen. 

Das wird vor allem dort spannend, wo sich Patientenströme nicht um
Ländergrenzen scheren - zum Beispiel zwischen Wiesbaden und Mainz,
aber auch zwischen Montabaur und Limburg und von Nordhessen Richtung
Göttingen. 

Beispiel Mainzer Universitätsmedizin: Die Patientenversorgung erfolge
seit vielen Jahren auch über Bundesländergrenzen hinweg, heißt es
hier. Es gebe einen Austausch von Hessen nach Rheinland-Pfalz. Dass
hessische Kranke in Mainz behandelt würden, sei «eher Alltag denn
Ausnahme». 

Krankenhaus Sachsenhausen verschwindet

Im Ballungsraum Rhein-Main gibt es bereits eine erste Entwicklung,
die die Reform quasi vorwegnimmt: Das Frankfurter
Universitätsklinikum übernahm zum 1. Januar 2025 das Krankenhaus
Sachsenhausen, das bisher zu einem Verbund diakonischer
Gesundheitseinrichtungen gehörte.

Die wirtschaftliche Situation gerade von kleinen Häusern - vor allem
auch mit Blick auf die bevorstehende Krankenhausreform - sei «äußerst

angespannt», begründet Geschäftsführer Hubertus Jaeger die
Übernahme. 

«Wir nehmen mit der Übernahme Bettenkapazitäten aus dem
überversorgten Markt heraus», sagt der Ärztliche Direktor des
Universitätsklinikums, Jürgen Graf. Er geht davon aus, dass die
Krankenhausreform dazu führen wird, «dass in Regionen, in denen es
überproportional viel Angebot gibt, Klinken schließen werden.» 

Enge Absprachen

Eine solche Überversorgung gibt es aber selbst im Rhein-Main-Gebiet
nicht überall. In Mainz etwa existiert neben der Unimedizin mit dem
Marienhaus Klinikum nur ein weiteres Krankenhaus für die
Akutversorgung - die beiden Häuser pflegen enge Absprachen und
Kooperationen, wie es von der Unimedizin heißt. Das werde auch in
Zukunft so bleiben. 

Die Mainzer Universitätsmedizin erwartet im Zuge der
Krankenhausreform künftig etwa zehn Prozent mehr Patienten mit
komplexen Erkrankungen, weil solche nach Greifen der Reform eben nur
noch von ausgewählten Häusern behandelt werden dürften. Das hat laut

Universitätsmedizin Vorteile für die Patientinnen und Patienten. Es
bedeute aber auch, dass diese Angebote zukünftig besser koordiniert
und abgestimmt werden müssten. 

Zentralisierung und Spezialisierung 

Auch der Geschäftsführer der Hessischen Krankenhausgesellschaft,
Steffen Gramminger, sagt voraus, dass sich das Angebot der
Krankenhäuser verändern wird. Eine Schließungswelle sieht er aber
nicht. «Die Reform wird eine stärkere Zentralisierung und
Spezialisierung fördern: Leistungen werden an weniger Orten
angeboten, da komplexe Eingriffe zukünftig nur noch an Zentren
erbracht werden sollen.»

Gramminger sieht darin ebenfalls Vorteile für Patienten. Sie möchten
gut behandelt werden, egal ob in Hessen oder Rheinland-Pfalz. Für die
Krankenhausplanung sei das aber «eine große Herausforderung». Denn
dafür sind die Bundesländer zuständig.

«Perspektive des Adlers einnehmen»

Dass es kaum Planung über Landesgrenzen hinweg gebe, egal, wie eng
der Raum vernetzt sei, sei «ein Nachteil des Föderalismus», sagt
Graf. Damit die Reform ein Erfolg werde, müsse man bei der Planung
«die Perspektive des Adlers einnehmen und nicht die der Ameise».

Der «Adler» muss neben den Ballungsräumen auch das Land im Blick
haben. «Das größte Risiko liegt in der Sicherstellung der ländliche
n
Versorgung und hier insbesondere in der Notfallversorgung», sagt
Gramminger. «Während der urbane Raum durch die Reform vergleichsweise
stabil bleiben könnte, besteht die Gefahr, dass die Versorgung in
strukturschwachen ländlichen Regionen sich weiter verschlechtert.»

Längere Wartezeiten?

Andreas Wermter, Geschäftsführer der Krankenhausgesellschaft
Rheinland-Pfalz, sagt voraus, dass es für Patienten zu längeren
Wegezeiten kommen könnte. Wartelisten bei einzelnen Leistungen seien
nicht auszuschließen, weil mit der Reform Behandlungen konzentriert
würden. 

«Hier ist das Land gefordert, im Dialog mit allen Beteiligten und
insbesondere den Krankenhausträgern die flächendeckende Versorgung
auch zukünftig sicherzustellen», sagt Wermter.

Online-Wechsel: In drei Minuten in die TK

Online wechseln: Sie möchten auf dem schnellsten Weg und in einem Schritt der Techniker Krankenkasse beitreten? Dann nutzen Sie den Online-Beitrittsantrag der TK. Arbeitnehmer, Studenten und Selbstständige, erhalten direkt online eine vorläufige Versicherungsbescheinigung. Die TK kündigt Ihre alte Krankenkasse.

Jetzt der TK beitreten





Zur Startseite