KKH: Krankenstand in MV 2024 bundesweit am höchsten
Die Zahl der Krankschreibungen geht in MV kontinuierlich nach oben.
In der Statistik der Kaufmännischen Krankenkasse liegt der Nordosten
im Ländervergleich ganz oben.
Schwerin (dpa/mv) - Arbeitnehmer in Mecklenburg-Vorpommern melden
sich häufiger krank als Beschäftigte in anderen Bundesländern. Nach
entsprechenden Feststellungen größerer Krankenkassen belegt nun auch
eine Erhebung der Kaufmännischen Krankenkasse (KKH) den
vergleichsweise hohen Krankenstand im Nordosten. Demnach verzeichnete
die Ersatzkasse, die landesweit rund 45.000 und bundesweit 1,5
Millionen Versicherte zählt, für das vergangene Jahr in MV 230
Krankmeldungen pro 100 Mitglieder.
Im Ländervergleich liege MV 2024 damit an der Spitze, teilte die KKH
mit. Den niedrigsten Krankenstand registrierte im Vorjahr demnach die
KKH in Baden-Württemberg mit 184 Fällen pro 100 Mitglieder. Das
bundesweite Mittel liege bei 206 Fällen. Seit 2019 stieg den
KKH-Angaben zufolge die Zahl der eingereichten Atteste in
Mecklenburg-Vorpommern um etwa 60 Prozent. Unter anderem auch die
Barmer und die DAK hatten bei ihren Erhebungen eine deutliche
Steigerung der Arbeitsunfähigkeiten festgestellt.
Viele Gründe für zunehmende Krankschreibungen
Für den deutlichen Zuwachs führt die Krankenkasse KKH mehrere Gründe
an. Dazu gehört die Einführung der elektronischen Krankschreibung,
mit der alle Krankmeldungen nun automatisch an die Krankenkassen
weitergeleitet würden. Kurzzeit-Atteste etwa bei Atemwegsinfekten
seien davor häufig von den Versicherten nicht eingereicht worden. Die
Fehlzeiten wegen Erkältungen und grippaler Infekte sei von 179 Tagen
je 100 Mitglieder im Jahr 2021 auf aktuell 447 Tage nach oben
geschnellt.
Zudem gebe es bundesweit immer mehr psychische Leiden. Die Fehlzeiten
wegen Diagnosen wie Anpassungsstörungen, Depressionen und chronischer
Erschöpfung seien 2024 im Vergleich zum Vorjahr noch einmal
gestiegen, von deutschlandweit 387 Tagen pro 100 Mitglieder auf 392
Tage. Das sei der höchste Stand seit Beginn der KKH-Erhebungen im
Jahr 2017. Auch die Fehlzeiten wegen Rückenschmerzen und
Bandscheibenvorfällen bewegten sich weiterhin auf Rekordniveau.
Krankenkasse plädiert für mehr Prävention im Job
Skeptisch äußerte sich die KKH zu Vorschlägen aus der
Unternehmerschaft - etwa mit einer niedrigeren Lohnfortzahlung gleich
zu Beginn eines Krankheitsfalls dem hohen Krankenstand
entgegenzuwirken. Derartige Regelungen könnten dazu führen, dass
Berufstätige aus Sorge vor finanziellen Nachteilen ihrem Job auch im
Krankheitsfall nachgehen. «Wer krank arbeitet, gefährdet nicht nur
die Kollegen und Kolleginnen, sondern auch die eigene Gesundheit»,
betonte Antje Judick von der KKH. Stattdessen sollten Unternehmen
stärker auf Prävention setzen, um hohe Krankenstände einzudämmen.
Allianz-Chef Oliver Bäte hatte vorgeschlagen, den Karenztag wieder
einzuführen - also die Lohnfortzahlung am ersten Krankheitstag zu
streichen. Damit würden Arbeitnehmer die Kosten für den ersten
Krankheitstag selbst tragen. Sein Vorschlag stieß schon vielfach auf
Ablehnung - etwa bei Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach,
Bundesarbeitsminister Hubertus Heil und Bundeskanzler Olaf Scholz
(alle SPD) und beim stellvertretenden CDU-Bundesvorsitzenden
Karl-Josef Laumann.
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