Weiterer Verdachtsfall der Maul- und Klauenseuche

Bislang ist lediglich eine Infektion mit der Krankheit bekannt. Nun
könnten weitere hinzukommen. Doch Gewissheit besteht noch nicht.

Werneuchen (dpa) - Ein weiterer Verdachtsfall der Maul- und
Klauenseuche in Brandenburg verschärft die Sorge vor einem größeren
Ausbruch der Krankheit. Die betroffenen Tiere seien bereits getötet
worden, sagte der Sprecher des Landkreises Barnim. Angaben zum
Standort des betroffenen Tierbestandes und zu den Tieren machte er
nicht. 

Der neue Verdachtsfall ist dem Sprecher des Landkreises seit Mittwoch
bekannt. Die Körper der Tiere seien auf Symptome untersucht worden.
Proben der getöteten Tiere würden aktuell am
Friedrich-Loeffler-Institut geprüft. Man warte auf das Ergebnis. 

Bundesagrarminister Cem Özdemir betonte - noch vor Bekanntwerden des
neuen Verdachtsfalls -, das Eindämmen der Tierseuche habe weiter
Priorität. Er hoffe, dass es nicht noch weitere Fälle gebe. «Dann
kommen wir mit zwei blauen Augen davon», sagte der Grünen-Politiker
vor Beginn Grünen Woche in Berlin. 

«Es hat jetzt bereits härteste wirtschaftliche Konsequenzen.» Neben
den betroffenen Betrieben spüre die exportorientierte Wirtschaft die
Folgen massiv, weil sich Märkte außerhalb der EU schließen. Özdemir

machte deutlich, dass Unternehmen nicht allein gelassen werden
sollen. «Kein Hof sollte aufgeben müssen wegen der Maul- und
Klauenseuche.»

Brandenburgs Agrarministerin Hanka Mittelstädt (SPD) zufolge werden
mögliche Hilfen für betroffene Landwirte geprüft. Auf EU- und
Bundesebene werde die Notwendigkeit einer Unterstützung für Landwirte
untersucht, «die indirekt davon betroffen» sind, sagte Mittelstädt.
 

Bauernpräsident Joachim Rukwied hatte zuletzt angekündigt, die Grüne

Woche auch dazu nutzen zu wollen, mit politisch Verantwortlichen über
einen möglichen Krisenfonds oder Ähnliches für betroffene Betriebe zu

reden. Brandenburgs Landesbauernpräsident Henrik Wendorff forderte
schnellen und unbürokratischen Schadenersatz für die Landwirte in den
Restriktionszonen. 

Erster MKS-Fall in Deutschland seit über 35 Jahren

Vergangene Woche war es erstmals seit mehr als 35 Jahren in
Deutschland zu einem Ausbruch der Maul- und Klauenseuche (MKS)
gekommen. Die für Tiere hoch ansteckende Viruserkrankung wurde bei
einer Wasserbüffel-Herde in Hönow im brandenburgischen Landkreis
Märkisch-Oderland entdeckt. 

Zahlreiche Tiere wurden seither gekeult. Auch auf einem Betrieb in
Schöneiche (Landkreis Oder-Spree) wurden Ziegen und Schafe sowie
Rinder vorsorglich getötet, wie eine Sprecherin des Landkreises am
Montag sagte. Hintergrund war, dass der Hof Heu vom betroffenen
Büffel-Betrieb bezogen hatte. 

Später stellte sich heraus, dass sich die Krankheit nicht auf die
Tiere übertragen hatte. Die Amtstierärztin habe informiert, dass alle
Tests negativ gewesen seien und der Hof von der Seuche nicht
betroffen sei, sagte der Betreiber des Ziegenhofes.

Nach dem Nachweis der Krankheit bei dem Wasserbüffel gab es keine
weiteren bestätigten Fälle. Das Bundesland Brandenburg hat ein
Tiertransportverbot erlassen und Sperrzonen rund um den Fundort
eingerichtet. Die Viruserkrankung MKS ist für Klauentiere wie Rinder,
Ziegen, Schweine, Schafe oder auch Alpakas hochansteckend. Auch viele
Zoo- und Wildtiere können daran erkranken.

Werden Butter und Milch jetzt billiger?

Branchenexperten können sich vorstellen, dass einige Produkte im
Supermarkt wie Butter und Milch wegen der Seuche für Verbraucher
etwas günstiger werden könnten, allerdings erst mit ein paar Wochen
Verzögerung. «Aktuell können weder Fleisch noch Milch und
Milcherzeugnisse in Drittstaaten außerhalb der EU geliefert werden.
Weil nicht die komplette Ware wie vorher abverkauft werden kann,
kommt es zu einem Überangebot», sagt der Agrarmarktexperte des
Thünen-Instituts, Josef Efken. Dadurch würden bei Landwirten die
Preise für Milch und Schlachtschweine sinken. Sollte es in
Deutschland zu weiteren Fällen kommen und sich die Seuche weiter
ausbreitet, seien stärkere Erzeugerpreisrückgänge zu erwarten.

Der Bundesverband des Deutschen Lebensmittelhandels äußerte sich zu
möglichen Folgen für Kunden zurückhaltend. «Aktuell ist es viel zu

früh, über die Auswirkungen der Maul- und Klauenseuche auf die Preise
für tierische Erzeugnisse zu spekulieren», sagte Geschäftsführer
Philipp Hennerkes. Der Milchindustrie-Verband erklärte, in der
momentanen Situation sei es schwierig, verlässliche Vorhersagen zu
treffen.

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