Spezialfahrzeug schenkt schwerkranken Kindern mehr Freiheit
Wochenlang ein Krankenhauszimmer nicht verlassen zu dürfen, ist hart.
Vor allem für Kinder. Ein neues Fahrzeug an der Berliner Charité
bringt Abwechslung und begeistert die kleinen Testfahrer.
Berlin (dpa/bb) - Über die Gänge der Kinderstation für
Stammzelltransplantation flitzt ein futuristisch aussehendes Fahrzeug
mit einer durchsichtigen Haube, das ein bisschen an das Papamobil
erinnert. Darin sitzt aber nicht der Papst, sondern Ahmad, fünf Jahre
alt. Der Junge winkt fröhlich und streckt den Daumen nach oben. Wie
gefällt ihm das Umhersausen? «Gut», sagt Ahmad schüchtern.
Der Fünfjährige hat einen angeborenen und potenziell tödlichen
Immundefekt, der zu einem schweren Knochenmark-Versagen führt. An der
Charité erhielt er im Herbst Dank eines Spenders die rettende
Knochenmark-Transplantation. Nach dem Eingriff musste er für mehrere
Wochen in einem Zimmer isoliert werden. Patienten dürfen es in der
Regel nicht verlassen. Die Isolierung soll Kinder vor einer
Ansteckung schützen, ermöglicht aber kaum Nähe zu Familien und
Freunden.
Gerät befindet sich noch in Testphase
Hier kommt das kleine Fahrzeug ins Spiel, das Ahmad mit einem kleinen
Joystick geschickt lenkt. Das Ein-Personen-Mobil funktioniert ähnlich
wie ein elektrischer Rollstuhl und ist mit speziellen Filtern
ausgestattet. Ahmad kann sein Zimmer gefahrenlos verlassen, eine
Spazierfahrt vor dem Klinikgebäude machen oder seine Großeltern
draußen sehen. In dem Gerät ist außerdem ein Gummihandschuh
eingebaut, der Körperkontakt ermöglicht. Er finde es richtig toll,
dass er andere auch anfassen und ihnen die Hand geben könne, sagt
seine Mutter, Batoul Kanjo.
Entwickelt wurde das Fahrzeug, mit dem Namen «Moby» vom Berliner
Startup Sphaira. Bisher gibt es nur einen Prototypen, der seit Herbst
an der Charité getestet wird.
Isolation ist für Kinder große Belastung
«Kinder und Eltern freuen sich sehr über die Möglichkeit, diese
Isolation zu verlassen und auch draußen sein zu können», sagt
Angelika Eggert, Direktorin der Klinik für Pädiatrie mit Schwerpunkt
Onkologie und Hämatologie. Es sei schon vorgekommen, dass Kinder bis
zu einem Jahr ihr Zimmer nicht verlassen durften. Nur die Eltern
dürfen das Kind mit Schutzausrüstung in dieser Zeit besuchen.
«Man kann sich vorstellen, dass das natürlich für die allgemeine
Verfassung, für die Psyche nicht gut ist und die Kinder depressiv
werden, gerne rauswollen, das dann aber quasi lebensgefährlich ist
wegen der Keime.» In einer Studie werde nun untersucht, welchen
Effekt das Mobil auf die Psyche und körperliche Verfassung der Kinder
habe. Bei den Kindern komme es sehr gut an und sei täglich im
Einsatz. Vor einem Wechsel werde es gründlich gereinigt und
desinfiziert.
Corona-Pandemie brachte Erfinder auf die Idee
Der Gründer von Sphaira, Janis Münch, erklärt: «Die Idee ist
grundsätzlich während der Pandemie entstanden, im März, April 2020,
als die Bilder aus Bergamo kamen und wir gesehen haben, wie Menschen
in Einsamkeit litten und starben, ohne, dass Familien sich
verabschieden konnten.» Hier solle «Moby» helfen. Er hoffe, dass das
Fahrzeug irgendwann zur Standardausrüstung in jedem Krankenhaus
gehören werde.
Ahmad ist inzwischen entlassen und muss nur noch zur ambulanten
Betreuung an die Charité.
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