Papst im Krankenhaus - Gerüchte und Sorgen in Rom Von Christoph Sator, dpa

Offiziell leidet Franziskus an einer Infektion der Atemwege. Aber
wenn ein Papst mit 88 Jahren in der Klinik liegt, wird viel
spekuliert. Auf einen Termin muss er notgedrungen verzichten.

Rom (dpa) - Das Sonntagsgebet auf dem Petersplatz ist ein Termin, den
Papst Franziskus eigentlich nie ausfallen lässt. An diesem Sonntag
aber doch: Wegen einer Infektion der Atemwege - so die offizielle
Version - liegt das Oberhaupt von weltweit 1,4 Milliarden Katholiken
weiterhin im Krankenhaus. Die Ärzte haben dem 88-Jährigen «absolute
Ruhe» verordnet. Damit war auch der übliche Auftritt am offenen
Fenster vor vielen Tausend Gläubigen dahin.

Man kann sich ausmalen, wie schwer Franziskus der Verzicht gefallen
ist. Nach einer Auflistung der Zeitung «La Repubblica» war dies in
bald zwölf Jahren als Kirchen-Oberhaupt erst das zweite Mal. Im Juli
2021, als er schon einmal im Gemelli-Krankenhaus von Rom stationär
behandelt wurde, sprach er das Gebet kurzerhand nicht im Vatikan,
sondern von einem Balkon der Klinik. 

Aus Live-Übertragung im Krankenhaus wurde nichts

Zwischenzeitlich wurde auch jetzt wieder spekuliert, dass die
Ansprache aus dem Universitätskrankenhaus fünf Kilometer weiter
übertragen werden könnte. Dort liegt Franziskus seit Freitag in einem
Trakt im zehnten Stock, der eigens für Päpste reserviert ist. Aber
die Ärzte legten ein Veto ein - was die Gerüchte über den
Gesundheitszustand des Argentiniers weiter anheizt. Längst haben auch
die Spekulationen begonnen, wer nächster Pontifex werden könnte.

Bislang schweigt sich der Vatikan darüber aus, wie lange Franziskus
im Krankenhaus bleiben muss. Anfangs war von fünf Tagen die Rede.
Inzwischen halten es viele Vaticanisti - so heißen die
professionellen Vatikan-Beobachter - für möglich, dass es länger
dauert. Die Bulletins zum Gesundheitszustand, die der Vatikan nun
täglich veröffentlicht, werden aufs Genaueste gelesen. In einem neuen
Bulletin am Abend hieß es: «Sein klinischer Zustand ist stabil.»

Vatikan will keine großen Sorgen aufkommen lassen

Der Heilige Stuhl ist sichtlich bemüht, keine Sorgen aufkommen zu
lassen. Papstsprecher Matteo Bruni berichtet auch am Sonntag wieder:
«Papst Franziskus hat eine ruhige Nacht verbracht, gut geschlafen,
gefrühstückt und Zeitungen gelesen, wie üblich.» Nach offiziellen
Angaben leidet er an einer hartnäckigen Bronchitis, einer Infektion
der Atemwege. Labor-Untersuchungen hätten eine «Verbesserung einiger
Werte» ergeben. Die Befunde seien «unauffällig» - was immer das
heißen mag.

Allerdings ist bei solchen Bulletins Vorsicht geboten. Im vorigen
Winter, als der Papst bereits ziemlich angeschlagen war, war stets
nur von Bronchitis die Rede. Einige Wochen später plauderte
Franziskus selbst aus, dass er eine schwere Lungenentzündung hatte.
Mit zunehmendem Alter machen ihm in den Wintermonaten die Atemwege zu
schaffen. Erschwerend kommt hinzu, dass ihm schon seit jungen Jahren
Teil des rechten Lungenflügels fehlt. 

Schon länger Behandlung mit Cortison

Auch jetzt war schon seit Wochen zu sehen, dass er leidet. Bereits
vor Weihnachten sagte er Termine ab. Mehrfach brach ihm die Stimme
weg. Seinen Wohnsitz im vatikanischen Gästehaus Casa Santa Marta
verließ er kaum noch. Bei öffentlichen Auftritten sitzt er nun fast
immer im Rollstuhl. Um die Ausbreitung von Infektionen zu verhindern,
wird er mit Cortison behandelt. Die Ärzte empfahlen ihm auch schon
länger, ins Krankenhaus zu gehen.

Aber Franziskus gilt als beratungsresistent. Mit seinen 88 Jahren ist
er inzwischen der zweitälteste Papst der Geschichte. Nur Leo XIII.
wurde nach den Aufzeichnungen des Vatikans noch älter: Der Italiener
starb 1903 mit 93. Franziskus' deutscher Vorgänger, Joseph Ratzinger,
wurde 95, gab das Amt aber schon neun Jahre vor seinem Tod vorzeitig
auf. Solch einen Rücktritt lehnte Franziskus schon mehrfach ab. Auf
Fragen nach der Gesundheit lautet seine Standard-Antwort: «Ich lebe
noch.»

«Wer als Papst ins Konklave geht, kommt als Kardinal heraus»

Trotzdem sind die Spekulationen über seinen möglichen Nachfolger
nicht mehr einzudämmen. Als Favorit gilt vielen der italienische
Kurienkardinal Pietro Parolin. Der 70-Jährige leistet Franziskus
schon mehr als zehn Jahre gute Dienste als Kardinalstaatssekretär,
zuständig für die internationale Diplomatie. Allerdings ist die
nächste Wahl äußerst schwer vorhersehbar, weil es im Konklave so
viele neue Kardinäle gibt. Zudem verweisen Kenner auf den alten
Spruch: «Wer als Papst ins Konklave geht, verlässt es als Kardinal.»


Aber soweit ist es wirklich nicht. Franziskus meldete sich am Sonntag
mit einer Erklärung auch noch selbst. «Ich danke Euch für Eure
Zuneigung, Gebete und die Nähe, mit der ihr mich in diesen Tagen
begleitet.» Den Ärzten und dem medizinischen Personal dankte er für
«so wertvolle wie anstrengende Arbeit».

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