Torhüterin Grohs und der Krebs: «Anders als eine Verletzung» Von Ulrike John, dpa
Mala Grohs dachte nach ihrer Tumordiagnose, dass «schlimme Dinge» auf
sie warten. Körperlich ist die Nationalteam-Kandidatin vom FC Bayern
wieder fit. Aber es gibt andere Herausforderungen.
München (dpa) - Die lange Narbe am Hals versteckt Maria Luisa «Mala»
Grohs erst gar nicht. Wie offen die ehemalige Stammtorhüterin des FC
Bayern mit ihrer Tumorerkrankung umgeht, findet Clubpräsident Herbert
Hainer «unheimlich toll». Nun hat die 23-Jährige medizinische Details
publik gemacht. Und dass ihre Rückkehr zwischen die Pfosten beim
Meister aus München, möglicherweise auch in den DFB-Kader, eine
psychologische Herausforderung ist.
Mandel und Lymphknoten betroffen
Man habe erst gar nicht viel über die Krebsart gewusst, weil sie so
selten sei, sagte Grohs im «Blickpunkt Sport» des BR-Fernsehens. «Da
wurde lange danach gesucht, was der Ursprung ist, weil davon die
Therapie abhängt.» Letztendlich sei «in der Mandel und den
betroffenen Lymphknoten» etwas gefunden worden.
Grohs hatte ihre Diagnose eines «bösartigen Tumors» im November
öffentlich gemacht, war im Dezember operiert worden und Mitte Januar
auf den Trainingsplatz zurückgekehrt. Die gebürtige Münsteranerin
spielt seit 2019 bei den Bayern und wurde seitdem dreimal deutsche
Meisterin. Im vergangenen Oktober war sie von Bundestrainer Christian
Wück ins Nationalteam berufen worden, sagte aber wegen einer
Mandel-Operation ab.
«Bewusst hatte ich nicht den Moment, wo ich gedacht habe: 'O Gott,
das kann mir wirklich das Leben nehmen'», sagte Grohs. Nach ihrer
Rückkehr ins Training habe ihr «diese mentale Kapazität» gefehlt -
«die irgendwie noch anders benutzt und gebraucht wird», räumte Groh
s
ein.
Mentaler Aspekt schwierig
Ihre Auszeit sei «sehr anders gewesen als eine Verletzung. Dann kam
das, was ich auch nicht wusste, nicht erwartet habe: Dass ich zwar
schnell körperlich wieder bei Kräften war. Aber dieser mentale
Aspekt, wieder im Mannschaftstraining zu sein, sich wieder auf ein
Ziel in der Mannschaft zu fokussieren, dem Druck auszusetzen» - da
habe sie länger gebraucht.
Nach der Operation ging es bei Grohs jedenfalls schneller als
erwartet: «Ich habe gedacht, dass unangenehme, schlimme Dinge auf
mich warten.» Dinge wie Chemotherapie. So meinte sie erst, «um diese
Krankheit zu besiegen, ist das zu wenig. Ich habe ein paar Mal
nachgefragt, ein paar mal drüber geschlafen. Irgendwann konnte ich
Vertrauen aufbauen, dass es der richtige Weg ist».
Grohs hat inzwischen wieder für Bayern II in der 2. Liga gespielt und
saß beim DFB-Pokalsieg gegen Eintracht Frankfurt auf der Bank. Die
sportliche Situation beim Bundesliga-Spitzenreiter hat sich für die
einstige Stammkeeperin erschwert: Inzwischen hat die ehemalige
Duisburgerin Ena Mahmutovic (21) ihren Platz eingenommen - und in
Grohs Abwesenheit auch ihr erstes Länderspiel bestritten.
Bundestrainer Wück: «Türen stehen offen»
Bundestrainer Christian Wück betonte aber schon zu Beginn von Grohs'
Krankheitsgeschichte: «Unsere Türen bei der Nationalmannschaft stehen
für sie immer offen.» Sie selbst sagt, dass sie Gedanken an das
DFB-Team erst mal hinten anstellt. «Die Ziele existieren aber
grundsätzlich nach wie vor, so einfach möchte ich mich nicht aus der
Bahn werfen lassen», sagte sie kürzlich im Interview der Zeitung
«Westfälische Nachrichten» und erklärte: «Im Endeffekt ist meine
Krebserkrankung eine gewesen, die weltweit nur 300 Menschen
betrifft.»
Im Nationalteam gibt es übrigens eine weitere Torhüterin ebenfalls
mit Krebs-Erfahrung: Olympia-Helden und «Fußballerin des Jahres 2024»
Ann-Katrin Berger kämpfte sich schon zweimal nach Schilddrüsenkrebs
zurück.
Der FC Bayern verlängerte nach der Krebserkrankung gleich den Vertrag
von Grohs um ein weiteres Jahr bis 2026. Hainer glaubt inzwischen,
dass die Torfrau «unheimlich viele Menschen inspiriert hat».
Grohs schaut erstmal, wie die Narbe verblasst
Als Grohs erstmals wieder trainiert hat, sei «sehr viel Druck
abgefallen - sodass ich mich fast schlechter gefühlt habe in dem
Moment. Seitdem arbeite ich mich zurück». Für die Narbe, so scherzte
sie erst auf Instagram, suche sie noch «ein cooles Tattoo».
Inzwischen mag sie die Narbe, «wie sie ist. Ich schaue mal, wie gut
sie im Laufe der Zeit verblasst».
Online-Wechsel: In drei Minuten in die TK
Online wechseln: Sie möchten auf dem schnellsten Weg und in einem Schritt der Techniker Krankenkasse beitreten? Dann nutzen Sie den Online-Beitrittsantrag der TK. Arbeitnehmer, Studenten und Selbstständige, erhalten direkt online eine vorläufige Versicherungsbescheinigung. Die TK kündigt Ihre alte Krankenkasse.