Bangen um Franziskus - Papst mit Lungenentzündung Von Robert Messer und Christoph Sator, dpa

Anfangs klangen die Nachrichten aus dem Gemelli-Krankenhaus noch
beschwichtigend. Aber nach der neuesten Diagnose sind die Sorgen um
den 88-Jährigen nun doch recht groß.

Rom (dpa) - Die Nachricht über den prominenten Patienten in der
Gemelli-Klinik in Rom hat inzwischen fast jeden erreicht. «Da oben
liegt der Papst», tuscheln die Leute vor dem Krankenhaus im Westen
von Rom. Alle gucken sie hinauf zu den Fenstern im zehnten Stock.
Dort wird seit Freitag Papst Franziskus behandelt. In den vergangenen
Tagen hat sich sein Gesundheitszustand verschlechtert: Franziskus hat
jetzt offiziell eine Lungenentzündung.

Seit Wochen war dem 88 Jahre alten Oberhaupt der katholischen Kirche
anzumerken, dass ihm die Gesundheit zunehmend zu schaffen macht. Ein
Infekt der Atemwege, wie so oft schon in den letzten Jahren. Immer
wieder erwischt es den Pontifex in den Wintermonaten. So ist das
häufig im Alter. Erschwerend kommt hinzu, dass ihm in jungen Jahren
in seiner Heimat Argentinien der obere Teil seines rechten
Lungenflügels entfernt wurde.

Papst schonte sich vor Einlieferung nicht

Diesmal ist es jedoch ernster: Anfangs sprach der Vatikan von einer
Bronchitis. Dann wurde eine «polymikrobielle Infektion» daraus, neben
Bakterien also auch verschiedene andere Erreger, sowie ein «komplexes
Krankheitsbild». Das sorgte schon für Gerüchte. Jetzt lautet die
Diagnose «beidseitige Lungenentzündung». Heißt: Betroffen sind sowo
hl
der linke als auch der rechte Lungenflügel. Für Leute in so hohem
Alter ist das überhaupt keine gute Nachricht.

Auf jeden Fall ist das ein Befund, den man unbedingt verhindern
wollte. Franziskus' Ärzte rieten ihm schon seit Wochen, sich zu
schonen, kürzerzutreten, den Infekt auszukurieren. Doch der Papst
absolvierte weiter mehrere Termine pro Tag, selbst draußen in der
Kälte. Am Freitagmorgen noch empfing er den slowakischen
Ministerpräsidenten Robert Fico zur Privataudienz. Er wirkte atemlos
und hustete bereits heftig.

Erst dann ließ er sich ins Gemelli bringen, eine Universitätsklinik
mit 1.800 Betten, Luftlinie keine fünf Kilometer vom Vatikan. Dort
gibt es im zehnten Stock einen eigenen Trakt für Päpste: ein
Apartment mit Krankenzimmer, mehreren Salons, Küche, Kapelle und
Besprechungsraum. Alles strengstens bewacht von Beamten der
Vatikan-Gendarmerie.

Auch der polnische Papst Johannes Paul II. (1920-2005) wurde dort
schon behandelt. So oft sogar, dass er die Klinik scherzhaft «Vatikan
III» nannte - Nummer drei nach dem Hauptsitz mitten in Rom und der
Sommerresidenz in Castel Gandolfo. 

Franziskus gilt als schwieriger Patient

Jorge Mario Bergoglio, so Franziskus' bürgerlicher Name, gilt als
schwieriger Patient. Ärzte versucht er auf Abstand zu halten. «Sie
wollen mich ins Krankenhaus bringen. Aber mir geht es besser, und ich
möchte lieber zu Hause behandelt werden», soll er kurz vor der
Einlieferung gesagt haben.

Trotz der neuen Diagnose ist der Vatikan bemüht, keine Sorgen
aufkommen zu lassen. Den fünften Morgen in Folge verkündete
Papst-Sprecher Matteo Bruni, Franziskus habe eine ruhige Nacht
verbracht, gefrühstückt, Zeitung gelesen, sich in den Sessel gesetzt.
Die Ärzte haben ihm «absolute Ruhe» verordnet. Offenbar «arbeitet
» er
aber auch aus dem Krankenhaus: Fast Tag für Tag macht das Protokoll
neue Bischofsernennungen öffentlich.

«Die Welt bangt um den Papst»

Zuletzt waren die Updates durch den Heiligen Stuhl ausführlicher und
etwas konkreter. Doch die knappen Mitteilungen werden von
Vatikan-Beobachtern auf jedes Wort gelesen, ob sich zwischen den
Zeilen nicht mehr interpretieren lässt. Die Einlassungen lassen
Spielraum für Spekulationen: Immer wieder ist von «stabilem Zustand»

die Rede - unklar, was das genau bedeuten soll. Besser geht es dem
Oberhaupt von weltweit 1,4 Milliarden Katholiken aber nicht.

In Italien ist der Gesundheitszustand des Pontifex Thema Nummer eins.
«Die Welt bangt um den Papst», titelte die Tageszeitung «La Stampa»
.
Die italienische Bischofskonferenz rief alle Gläubigen auf, für
Franziskus «in diesem Moment des Leidens» zu beten. In den
Gottesdiensten, die in Italien noch deutlich besser besucht sind,
werden Fürbitten gesprochen. Auch in seinem Heimatland Argentinien
wird bereits für den Pontifex gebetet. 

Kerzen und Blumen für den Papst

Zu Gesicht hat ihn die Öffentlichkeit seit Freitag nicht mehr
bekommen. Erste Überlegungen, das Sonntagsgebet aus dem zehnten Stock
der Klinik zu übertragen, ließ man fallen. Unten vor dem Gemelli
steht ein Denkmal von Johannes Paul II., dem Jahrhundertpapst. Auf
dem Sockel stehen Kerzen mit Franziskus-Bildern und Blumen. Immer
wieder halten Menschen dort inne. Der Blick geht dann nach oben zu
den Fenstern.

Inzwischen sind vor dem Krankenhaus auch viele Kamerateams
aufgezogen. Die Live-Berichte gehen in alle Welt. Die Polizei passt
aber auch hier streng auf, dass niemand die Grenzen überschreitet.
Die Klinik ist für Journalisten tabu. Ärzte und Pfleger haben
Anweisung, nichts zu sagen. Zudem herrscht im zehnten Stock strenges
Besuchsverbot. Nur die allerengsten Mitarbeiter dürfen durch.

Zuletzt hieß es auch, der Papst bitte mit dankbarem Herz «weiterhin
für ihn zu beten». Vor dem Gemelli halten sich die Leute daran,
ebenso Besucher und Angehörigen von anderen Patienten in der Klinik.
Auch eine ältere Dame, Marianna, betet für Franziskus' Genesung. «Der

Papst ist stark. Er wird es sicher schaffen.» Im Erdgeschoss der
Klinik wurde derweil zum ersten Mal eine Messe für Franziskus
gelesen.

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