Hamburgs Mediziner sparsam bei Antibiotika
Antibiotika retten Leben. Auch in Hamburg werden sie wieder häufiger
verschrieben, allerdings deutlich weniger als im Rest der Republik.
Eine Entwicklung macht der AOK aber besonders Sorgen.
Hamburg (dpa/lno) - Hamburgs Ärztinnen und Ärzte sind beim
Verschreiben von Antibiotika bundesweit am sparsamsten. So kamen im
Jahr 2023 auf 1.000 gesetzlich versicherte Patientinnen und Patienten
lediglich 328 Antibiotikaverordnungen, wie aus einer Analyse des
Wissenschaftlichen Instituts der AOK hervorgeht. Den höchsten Wert
mit 539 Verordnungen je 1.000 Patientinnen und Patienten stellten die
Forscher im Saarland fest. Der Bundesschnitt liege bei 486
Verordnungen. Antibiotika werden zur Bekämpfung von bakteriellen
Infektionen eingesetzt.
Mehr als 790 Millionen Euro für Antibiotika abgerechnet
Bundesweit seien im Jahr 2023 bei den gesetzlichen Krankenkassen rund
36 Millionen Packungen Antibiotika im Wert von etwa 792 Millionen
Euro abgerechnet worden - erstmals wieder mehr als im letzten
Vor-Corona-Jahr 2019. Auch in Hamburg stiegen die Zahlen wieder über
die Werte von 2019. Gab es damals den Angaben zufolge in der
Hansestadt rund 534.000 Verordnungen, waren es nun etwa 542.000. In
den Jahren 2020 bis 2022 lagen die Zahlen mit rund 403.000, knapp
381.000 und etwa 448.000 deutlich darunter.
Sorgen bereitet der AOK der immer noch hohe Anteil von
Reserveantibiotika an den Verordnungen. Sie gelten als letzte
Therapiemöglichkeit, wenn herkömmliche Antibiotika nicht mehr wirken,
und sollten laut AOK auch nur verschrieben werden, wenn zuvor ein
multiresistenter Erreger nachgewiesen wurde oder bei schweren,
potenziell tödlich verlaufenden Infektionen der Erregernachweis nicht
abgewartet werden kann.
Hamburg bei Reserveantibiotika im Bundesschnitt
Hamburg liegt den Angaben zufolge bei den Reserveantibiotika mit
einem Anteil von 43,3 Prozent fast exakt beim Bundesdurchschnitt von
43,4 Prozent. Doch auch dort sei ein Anstieg auf fast 235.000
festzustellen, was aber noch etwa 9.000 unter den Werten von 2019
liege. «Der erneute Verordnungsanstieg von Antibiotika der Reserve
ist besorgniserregend, denn er könnte die Gefahr von Resistenzen
weiter verschärfen, was gerade im Falle von lebensbedrohlichen
Erkrankungen dramatische Auswirkungen hätte», warnte der
Geschäftsführer des Wissenschaftlichen Instituts der AOK, Helmut
Schröder.
Bundesweit zählten die Forscher im Jahr 2023 nach eigenen Angaben
15,7 Millionen Verordnungen von Reserveantibiotika - 21 Prozent mehr
als im Jahr zuvor. «Die abermals steigenden Verordnungszahlen deuten
darauf hin, dass ihr zurückhaltender Einsatz noch nicht konsequent
genug gelingt», sagte Schröder. Der geringste Verordnungsanteil der
Reserveantibiotika an allen Antibiotika wurde der Analyse zufolge mit
33,3 Prozent in Bremen erreicht, der höchste Anteil mit 53,4 Prozent
in Mecklenburg-Vorpommern.
Online-Wechsel: In drei Minuten in die TK
Online wechseln: Sie möchten auf dem schnellsten Weg und in einem Schritt der Techniker Krankenkasse beitreten? Dann nutzen Sie den Online-Beitrittsantrag der TK. Arbeitnehmer, Studenten und Selbstständige, erhalten direkt online eine vorläufige Versicherungsbescheinigung. Die TK kündigt Ihre alte Krankenkasse.