Amt: Deutschland hielt 2024 erstmals alle Luftgrenzwerte ein
Das vergangene Jahr war nach einer vorläufigen Auswertung des
Umweltbundesamts ein gutes Jahr für die Luft in Deutschland. Alles
prima also? Nein. Die jetzigen Grenzwerte seien veraltet, heißt es.
Berlin (dpa) - Deutschland hat 2024 erstmals alle europäischen
Grenzwerte zur Luftqualität einhalten können. Das zeigt eine
vorläufige Datenauswertung von rund 600 Messstationen, die das
Umweltbundesamt am Donnerstag veröffentlicht hat. Die positive Bilanz
betreffe vor allem den durchschnittlichen Jahresgrenzwert für
Stickstoffdioxid (NO2) von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft. Den
haben laut UBA den vorläufigen Daten zufolge alle Stationen zum
ersten Mal seit der verbindlichen Grenze im Jahr 2010 eingehalten.
Die Grenzwerte für Feinstaub seien bereits das siebte Jahr in Folge
im erlaubten Rahmen geblieben.
Knapp war es der Auswertung zufolge deshalb vor allem bei den
Stickstoffdioxid-Werten: So wurde demnach in der besonders befahrenen
Essener Kruppstraße ein Mittelwert von exakt 40 Mikrogramm pro
Kubikmeter gemessen - also gerade noch so im zulässigen Bereich. Auch
in der Münchner Innenstadt lag der Wert mit 39 Mikrogramm nur knapp
unter dem zulässigen Wert. Besonders niedrige Stickstoffdioxid-Werte
erreichten laut UBA vor allem die ländlichen Regionen. So ergab etwa
die auf dem Berg Schauinsland im Schwarzwald gelegene Messstelle
einen Jahresmittelwert von 1 - und damit den niedrigsten aller
Stationen.
Laut UBA liegen die finalen Daten voraussichtlich erst im Juni dieses
Jahres vor. An der Grundbilanz, dass alle Grenzwerte 2024 erstmals
eingehalten worden seien, werde sich aber nach Einschätzungen der
Behörde nichts mehr ändern.
UBA-Chef: Hohe Luftqualität «kein Selbstläufer»
UBA-Präsident Dirk Messner betonte, dass die positive Entwicklung bei
den Grenzwerten «kein Selbstläufer» sei, sondern Ergebnis «gezielte
r
Luftreinhaltemaßnahmen auf Ebene der EU, des Bundes, der Länder und
Kommunen». Hilfreich sei hier insbesondere die Nachbehandlung von
Abgasen gewesen, etwa durch Partikelfilter, erklärte Messner. Auch
die Elektrifizierung von Bussen im öffentlichen Personennahverkehr
und Geschwindigkeitsbegrenzungen hätten zu den besseren Luftwerten
beigetragen.
Trotz der positiven Nachricht gibt es laut UBA aber im besten
Wortsinne noch Luft nach oben. Die aktuell geltenden Grenzwerte seien
mehr als 20 Jahre alt und entsprächen «nicht mehr den aktuellen
wissenschaftlichen Erkenntnissen über die gesundheitlichen
Auswirkungen von Luftverschmutzung», wie die Behörde auch mit Verweis
auf die Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) schreibt.
Die WHO empfiehlt seit Jahren deutlich niedrigere Richtwerte.
Strengere Vorgaben ab 2030
Mitte Dezember 2024 trat dazu die neue europäische
Luftqualitätsrichtlinie in Kraft, mit der sich die EU an diese
Richtwerte annähern will. Demnach sollen ab 2030 strengere Grenz- und
Zielwerte europaweit bindend sein. Der zulässige Jahresmittelwert für
NO2 soll dann von 40 auf 20 Mikrogramm pro Kubikmeter sinken, der
Feinstaub-Grenzwert für feinere Partikelgrößen (PM2,5) von 25 auf 10
Mikrogramm. Damit hätten es deutsche Städte mit der jetzigen
Ausgangslage künftig deutlich schwerer, die Grenzwerte einzuhalten.
Das Umweltbundesamt äußert sich dazu aber zuversichtlich: Eine
flächendeckende Einhaltung aller Grenzwerte in Deutschland könne «bis
zum Jahr 2035» erreicht werden, heißt es.
Umwelthilfe beklagt «Verschleierung von Gesundheitsnotlage»
Scharfe Kritik an der Darstellung des Umweltbundesamts übte dagegen
die Deutsche Umwelthilfe und warf dem Amt eine «Verschleierung der
tatsächlichen Gesundheitsnotlage in Deutschland» vor. Die Daten des
UBA dürften nicht darüber hinwegtäuschen, dass schlechte Luft
Menschenleben gefährde, argumentierte der Umweltverband und verwies
dabei auf Zahlen der Europäischen Umweltagentur (EEA), die
hierzulande von Zehntausenden Toten pro Jahr allein durch die Folgen
von hohen Feinstaubwerten ausgeht. Die Luftgrenzwerte seien 2024 nur
deshalb eingehalten worden, weil sie «viel zu schwach» seien,
beklagte DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch. Die künftige
Bundesregierung müsse die strengeren EU-Vorgaben dringend bis 2028
umsetzen - und nicht erst ab 2030.
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