Ex-Arbeitgeber von Magdeburg-Täter stellt Vorgesetzten frei
Was wusste der Arbeitgeber des Magdeburg-Täters vor dem Anschlag über
dessen gesundheitliche Verfassung? Der Aufsichtsrat des Unternehmens
hat sich damit befasst und erste Konsequenzen gezogen.
Magdeburg (dpa/sa) - Der ehemalige Arbeitgeber des Magdeburg-Täters
will umfassend aufarbeiten, wie Hinweise auf eine problematische
gesundheitliche Verfassung des Mannes behandelt wurden. Bis zum Ende
interner Untersuchungen sei der Ärztliche Direktor des
Maßregelvollzugs Bernburg freigestellt worden, teilte die Salus nach
einer Aufsichtsratssitzung mit.
Die Salus ist eine gemeinnützige Betreibergesellschaft für
sozialorientierte Einrichtungen des Landes Sachsen-Anhalt. Der
mutmaßliche Attentäter von Magdeburg, Taleb A., war dort seit 2020 im
Maßregelvollzug in Bernburg (Salzlandkreis) als Stationsarzt tätig.
Sein Aufgabengebiet umfasste die psychiatrische Betreuung von
Straftätern auf drei Stationen. Kurz vor Weihnachten hatte der Mann
aus Saudi-Arabien mit einem Auto auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg
sechs Menschen getötet und knapp 300 verletzt.
Mitarbeiter regte in E-Mail Hilfe an
Anfang Februar war bekanntgeworden, dass sich Kollegen ein paar
Monate vor dem Anschlag Sorgen um die Verfassung von Taleb A. machten
und diese Hinweise auch an Vorgesetzte weitergaben. Taleb A. hatte in
einem Gespräch im Dienstzimmer gesagt, er befände sich in einem
Krieg, «aber nicht im metaphorischen Sinn, sondern in einem
wirklichen Krieg, dessen Ausgang entweder sterben oder umbringen sein
wird». In einer E-Mail regte ein Mitarbeiter daraufhin an, dass man
Taleb A. Hilfe anbieten müsse.
Später führte der Ärztliche Direktor, den die E-Mail auch erreichte,
ein Gespräch mit Taleb A.. «Seine Äußerung wurde als überspitzter
Ausdruck einer persönlichen Konfliktbelastung interpretiert», sagte
eine Salus-Sprecherin Anfang Februar. Es sei bekannt gewesen, dass er
sich vom Islam abgewandt hatte und als Aktivist tätig war.
Hinweisgeberportal wird eingerichtet
Nun hat die Salus ein Maßnahmenpaket beschlossen. Sämtliche
dienstliche Sachverhalte und Kommunikationsabläufe bis zur fristlosen
Kündigung am 23. Dezember 2024, die mit Taleb A. zu tun haben, sollen
aufgearbeitet werden. Dafür wurde das Justiziariat des Unternehmens
mit einer internen Sonderprüfung beauftragt. Außerdem soll ein
Hinweisgeberportal eingerichtet werden, in dem Mitteilungen auch
anonym platziert werden können.
Weiterhin werden externe Sachverständige eingeschaltet. «Dabei sollen
insbesondere arbeitsrechtliche und psychiatrische Expertise
einfließen», teilte die Salus mit. Unter anderem soll aufgeklärt
werden, inwiefern Erkenntnisse zu möglichen psychischen
Auffälligkeiten von Taleb A. vorlagen.
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