Der Papst ist krank - wie geht es weiter? Von Robert Messer, dpa
An diesem Donnerstag ist Papst Franziskus genau zwölf Jahre im Amt.
Derzeit liegt er im Krankenhaus. Sein Zustand hat sich zuletzt
verbessert. Seine lange Abwesenheit im Vatikan wirft aber Fragen auf.
Rom (dpa) - Er liebt das Bad in der Menge. Papst Franziskus schüttelt
Hände, lässt sich umarmen und segnet Babys, die ihm bei öffentlichen
Auftritten von Müttern gereicht werden. Die Nähe zu den Gläubigen ist
dem Oberhaupt von 1,4 Milliarden Katholiken wichtig. Seit seinem
Amtsantritt am 13. März 2013 vor nun genau zwölf Jahren gilt
Franziskus wahrlich als «Papst zum Anfassen».
Seit annähernd vier Wochen fallen diese persönlichen Begegnungen
komplett weg. Der 88-Jährige liegt seit dem 14. Februar im
Krankenhaus, er leidet an einer beidseitigen Lungenentzündung.
Seitdem hat ihn die Öffentlichkeit auch nicht mehr zu Gesicht
bekommen. Kein einziges Foto existiert von dem hochbetagten Papst
seit seiner Einlieferung in die Gemelli-Klinik in Rom.
Die bisher einzige direkte Wortmeldung gab es von Franziskus vor
einer Woche. Auf dem Petersplatz ließ Franziskus vor dem
allabendlichen Rosenkranzgebet für ihn eine kurze Audiobotschaft
abspielen. Er bedankte sich für die Gebete. Seine Stimme schien um
Atem und jede Silbe zu ringen, die Worte auf seiner Muttersprache
Spanisch presste er mit viel Mühe heraus.
Wie geht es weiter im Vatikan?
Damit wurde noch einmal ganz deutlich: Der Papst ist krank und nur
begrenzt handlungsfähig. Zuletzt war zwar eine Verbesserung seines
Zustands zu verzeichnen; die Ärzte sagen, er sei nicht mehr in
unmittelbarer Gefahr. Doch in seinem zwölfjährigen Pontifikat blieb
Franziskus dem Vatikan noch nie so lange fern wie jetzt. Seine knapp
einmonatige Abwesenheit wirft die Frage auf: Wie geht es weiter im
Vatikan, wenn Franziskus krank und geschwächt bleibt?
Trotz der widrigen Umstände: Der Papst bleibt der Papst und niemand
kann ihn ersetzen. Anders als etwa ein Staatsoberhaupt hat der Papst
auch keinen Stellvertreter. Einige Experten sagen daher, selbst ein
mehrjähriger Krankenhausaufenthalt würde Franziskus grundsätzlich
nicht daran hindern, die Kirche zu leiten.
Augenscheinlich kann er jedoch wichtige Aufgaben nicht mehr
wahrnehmen. In den vergangenen Wochen war bereits zu sehen, dass
Franziskus Aufgaben an Kirchenmänner delegiert hat: Dreimal hat er in
der Klinik die Nummer zwei des Vatikans, Kardinalstaatssekretär
Pietro Parolin, und den sogenannten Substitut des Staatssekretariats,
Edgar Pena Parra, empfangen.
Nummer zwei des Vatikans kümmert sich um Tagesgeschäft
Parolin kümmert sich derzeit um das Tagesgeschäft im Vatikan. Vor
einer Woche empfing er dort Litauens Staatspräsidenten Gitanas
Nauseda. Anders als seine Vorgänger hat Franziskus jedoch kein enges
Netz an Vertrauten aufgebaut, an die er wichtige Aufgaben abgeben
könnte. Es zeigte sich zuletzt auch, dass er dies nicht möchte. Er
will weiter die Fäden in der Hand halten.
Mehrfach hatte der Vatikan betont, dass der Papst auch aus der Klinik
arbeite, und Personalentscheidungen bekanntgemacht. Zudem teilte der
Vatikan mit, Franziskus habe an mehreren Tagen die Fastenexerzitien
der Römischen Kurie per Video verfolgt - ein Zeichen der Präsenz.
Großes Programm nächsten Monat rund um Ostern
Seit dem 14. Februar wurden zahlreiche Termine des Papstes abgesagt.
Bei unaufschiebbaren Veranstaltungen im derzeit laufenden Heiligen
Jahr der katholischen Kirche ließ er sich vertreten, er bleibt jedoch
präsent: Ansprachen werden in seinem Namen verlesen, und auch der für
ihn vorgesehene weiße Sessel steht dann auf einer Bühne auf dem
Petersplatz.
Unklar ist noch, wie die Feierlichkeiten zum Osterfest im April
ablaufen werden. Normalerweise sind diese ein Veranstaltungsmarathon
für den Papst: Er beginnt mit dem Waschen der Füße von
Gefängnisinsassen am Gründonnerstag und endet mit dem Segen «Urbi et
orbi» vom Balkon des Petersdoms aus am Ostersonntag. Noch nie blieb
Franziskus diesen Großereignissen fern.
Krankenstation in Vatikan-Wohnsitz?
Der Vatikan teilte zwar mehrfach mit, eine Entlassung aus der Klinik
sei noch nicht absehbar, dennoch mehrten sich die Spekulationen über
die Herrichtung der Papst-Wohnung im Vatikan, um ihn möglicherweise
dort medizinisch behandeln zu können. Bestätigt werden solche Pläne
nicht. Je länger die Krankheit aber andauert, desto realistischer
scheinen sie.
Sollte Franziskus eines Tages in den Vatikan zurückkehren können,
dürfte sich seine Amtsführung von der bisherigen unterscheiden.
Zumindest dürfte es weniger Termine, weniger öffentliche Auftritte
geben. Mit seiner Anfälligkeit für Atemwegserkrankungen scheint es
auch unwahrscheinlich, dass der Papst wie früher den engen Kontakt
mit den Gläubigen suchen wird - und darf.
So oder so: Für Franziskus hat die Spätphase seines Pontifikats
begonnen. Spekulationen über einen Rücktritt, wie ihn 2013
Franziskus' Vorgänger, der deutsche Papst Benedikt XVI. erklärt
hatte, nehmen zu. Einen solchen Schritt schloss Franziskus bisher
aus. Und doch stellt sich die Frage, wie der gebürtige Argentinier
nach einer Entlassung aus dem Krankenhaus weitermachen wird.
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