Mehr Straftaten in Berlin

Etwa 1.500 Straftaten passieren in Berlin - und zwar jeden Tag. Die
nun vorgestellte Statistik für 2024 ist lang. Und die Zahl der Opfer
hoch.

Berlin (dpa/bb) - Mehr als eine halbe Million Straftaten hat die
Polizei in Berlin im Jahr 2024 gezählt - knapp 1.500 pro Tag.
Registriert wurden genau 539.049 Taten, das sind 0,4 Prozent oder
2.352 Delikte mehr als im Jahr davor. Während etwa Fälle von
Körperverletzung oder Kellereinbrüche deutlich zunahmen, gingen zum
Beispiel Ladendiebstahl, Messerangriffe und Rauschgiftdelikte zurück.
Das geht aus der Kriminalstatistik hervor, die Innensenatorin Iris
Spranger (SPD) und Polizeipräsidentin Barbara Slowik Meisel
vorstellten.

Demnach ermittelte die Polizei 143.534 Tatverdächtige. Das waren
2.914 Verdächtige oder 2,1 Prozent mehr als im Vorjahr. Fast jeder
Fünfte (18,1 Prozent) war jünger als 21 Jahre. Knapp 44 Prozent der
Tatverdächtigen haben keine deutsche Staatsbürgerschaft.

Aufklärungsquote unter 50 Prozent 

Nur etwa jede zweite Straftat konnte aufgeklärt werden. Die Quote lag
hier wie schon 2023 bei 45,5 Prozent. 113.473 Menschen wurden 2024 in
Berlin als Opfer einer Straftat registriert. Das waren 6.802 Menschen
oder 6,4 Prozent mehr als 2023.

«Die Zahlen zeigen ein faktenbasiertes Bild und damit die aktuelle
Realität», sagte Spranger zu der Statistik. «Obwohl Berlin gewachsen

ist, haben wir heute weniger Straftaten als vor zehn Jahren.»
Gleichwohl wolle sie die Statistik nicht «schönreden», sagte die
Senatorin. 

Mordserie an alten Menschen

Mord und Totschlag gelten als Kapitaldelikte. 2024 zählte die Polizei
53 dieser Tötungsverbrechen, 19 mehr als im Jahr zuvor.
Spektakulärster Fall war die Serie von zehn Morden, die ein
Palliativmediziner an alten Menschen begangen haben soll. Zählt man
die versuchten Tötungsdelikte dazu, erhöht sich die Gesamtzahl für
2024 auf 117. Das ist ein Anstieg gegenüber dem Vorjahr um 40 Fälle
oder 52 Prozent.

Die Polizei registrierte auch 3.412 Messerangriffe. Das waren zwar 70
Attacken oder 2 Prozent weniger als im Vorjahr. Die Zahl bedeute
jedoch den zweithöchsten Wert im Langzeitvergleich und sei eindeutig
zu hoch, sagte Spranger. Knapp 88 Prozent der ermittelten
Tatverdächtigen waren männlich, 58 Prozent hatten keine deutsche
Staatsangehörigkeit. Die Innensenatorin verwies auf ihre Strategie
gegen solche Taten, zu der unter anderem Messerverbotszonen sowie
seit Kurzem die Sanktionierung verurteilter Täter auch mit dem Entzug
der Fahrerlaubnis zählen. 

Gewalt in der Familie 

Gewaltdelikte in Partnerschaft und Familie nahmen um 2,3 Prozent auf
19.213 zu. Das ist laut Spranger der höchste Wert seit zehn Jahren.
Mehr als 70 Prozent der Opfer sind weiblich. 66 Frauen wurden in dem
Zusammenhang schwer und 9 tödlich verletzt. 

Spranger verwies weiter auf eine hohe Zahl von Angriffen auf
Polizeibeamte. 2024 wurden laut Statistik 10.584 Polizistinnen und
Polizisten im Dienst Opfer einer Gewalttat, viele im Zusammenhang mit
Demonstrationen. Das waren 981 Beamte oder 10,2 Prozent mehr als
2023. Die Zahl der Angriffe auf Kräfte von Feuerwehr und
Rettungsdiensten nahm dagegen binnen Jahresfrist um 50 auf 326 ab
(-13,3 Prozent). Die Innensenatorin führte das auf verstärkten Schutz
durch die Polizei etwa an Silvester zurück.

Cannabis-Schwarzmarkt «floriert» 

Etwas mehr Raum nahm bei der Vorstellung der Statistik schließlich
die Drogenkriminalität ein. Diese ging 2024 binnen Jahresfrist um
3.056 Fälle oder 17,5 Prozent auf 14.446 Delikte zurück.
Polizeipräsidentin Slowik Meisel führte die Entwicklung auf die
Teillegalisierung von Cannabis zurück. Aber: «Die Teillegalisierung
hat nach unserer Bewertung bislang den Schwarzmarkt rund um Cannabis
nicht zurückdrängen können, er scheint eher zu florieren.» Das lieg
e
womöglich daran, dass bislang nur wenig legales Cannabis verfügbar
sei. 

294 Drogentote (2023: 271) markieren laut Slowik Meisel den höchsten
Stand seit Anfang des Jahrhunderts. Häufigste Ursache waren Kokain
und Heroin oder Cocktails aus mehreren Rauschgiften. 

Deutlich mehr politisch motivierte Straftaten 

Spranger und Slowik Meisel präsentierten neben der polizeilichen
Kriminalitätsstatistik auch Zahlen zur politisch motivierten
Kriminalität im vergangenen Jahr. Demnach registrierten die Ermittler
8.309 Fälle, 1.881 Taten oder 29,3 Prozent mehr als im Vorjahr. Noch
stärker - nämlich um 76,4 Prozent - stieg die Zahl der politisch
motivierten Gewaltdelikte: 965 Fälle bedeuten eine Steigerung um 418
Fälle. 

Ganz wesentlich geht der Zuwachs auf antisemitische Straftaten
zurück, deren Zahl sich nicht zuletzt im Zuge des Nahost-Krieges auf
1.823 verdoppelte. Insgesamt zählten die Ermittler 3.137 Straftaten
mit Bezug zum Nahost-Konflikt, 2.252 Taten oder 254,5 Prozent mehr
als 2023. Dazu zählten Volksverhetzung, Propagandadelikte oder das
Verwenden verfassungswidriger Kennzeichen.

Die politisch motivierte Kriminalität von rechts stieg um 461 Fälle
oder 19,9 Prozent auf 2.782 Taten. Einem deutlichen Rückgang bei
Gewaltdelikten in diesem Bereich stehen laut Slowik starke Anstiege
bei sogenannten Propagandadelikten, Hasspostings, bei Nötigung oder
Bedrohung gegenüber. Die politische Kriminalität von links sank um
450 Fälle oder 39,7 Prozent auf 684 Fälle.

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