Weitere Opfersuche in Frankreichs größtem Missbrauchsfall
Ein Chirurg steht in Frankreich wegen des Missbrauchs 299 junger
Patienten vor Gericht. Nun wollen Fahnder klären, ob die Zahl der
Opfer nicht noch höher ist. Dafür gibt es durchaus Anhaltspunkte.
Vannes (dpa) - Im wohl größten Prozess um Kindesmissbrauch in
Frankreich mit bislang fast 300 Opfern hat die Staatsanwaltschaft
Ermittlungen zur Suche nach weiteren Betroffenen eingeleitet. Ein 74
Jahre alter Chirurg steht seit knapp einem Monat im westfranzösischen
Vannes vor Gericht, weil er über Jahrzehnte junge Patienten oft
während der Narkose missbraucht haben soll. Der Mediziner hat ein
weitreichendes Geständnis abgelegt.
Wie die Staatsanwaltschaft in Lorient mitteilte, solle nun ermittelt
werden, ob es noch nicht identifizierte weitere Opfer gibt. Bei
Serienverbrechen sei es nicht ungewöhnlich, dass mehrere
aufeinanderfolgende Verfahren und Prozesse notwendig seien. Die
Annahme ist, dass das enorme öffentliche und mediale Interesse für
den Prozess möglicherweise noch weitere Opfer ans Licht bringt.
Tagebücher voller Missbrauchsschilderungen
Den jahrzehntelangen Missbrauch hielt der Arzt von einem bestimmten
Moment an detailreich in Tagebüchern fest, die Fahnder bei einer
Durchsuchung sicherstellten. Das ermöglichte es, die 299 zur Tatzeit
im Schnitt 11 Jahre alten Opfer zu ermitteln, die Gegenstand des
laufenden Prozesses sind. Da er aber wohl einen Teil seiner
Aufzeichnungen vernichtet hat, nehmen die Ermittler an, dass es
weitere Opfer gibt. So gestand der Chirurg im Prozess, sich auch an
seiner zur Tatzeit zweijährigen Enkeltochter vergangen zu haben, was
vorher nicht bekannt war.
Unbewusste Erinnerung
Während viele der Opfer sich an nichts erinnerten, weil sie damals
unter Narkose standen, haben einige vor Gericht von einer teils
unbewussten Erinnerung berichtet, dass ihnen während des
Krankenhausaufenthalts etwas widerfahren ist. Dem Angeklagten drohen
bis zu 20 Jahre Haft.
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