Mit Rouge und Lidschatten gegen die Spuren der Krankheit Von Petra Albers, dpa

In speziellen Kosmetikseminaren lernen Krebspatientinnen, wie sie
blasse Haut oder fehlende Wimpern kaschieren können. Für die
Teilnehmerinnen ist die Veranstaltung mehr als nur ein Schminkkurs.

Köln (dpa) - Konzentriert schaut Tina Ley in den kleinen Spiegel und
setzt vorsichtig den knallroten Lippenstift an. «Das sieht toll aus»,
loben die anderen Patientinnen das Ergebnis. «Passt auch genau zu
Deiner Mütze.» Sieben Frauen sind an diesem Tag zu einem Schminkkurs
in die Kölner Uniklinik gekommen. Sie alle sind an Krebs erkrankt.

Seit nunmehr 30 Jahren veranstaltet die Deutsche
Knochenmarkspenderdatei (DKMS) Kosmetikseminare für
Krebspatientinnen. «Ziel ist es, den Teilnehmerinnen mehr
Selbstbewusstsein und Lebensmut zu schenken, um damit ihren
Heilungsprozess positiv zu beeinflussen», erläutert DKMS-Sprecherin
Christiane Breuer. 

«Ein bisschen Farbe macht wahnsinnig viel aus»

Insgesamt haben laut DKMS in Deutschland bisher rund 190.000 Frauen
an den zweistündigen «look good feel better»-Workshops teilgenommen.

Jährlich werden mehr als 250 Seminare an rund 50 Standorten
veranstaltet, hinzu kommen etwa 400 Online-Seminare.

«Das Schminken eines von Krankheit gezeichneten Gesichts ist eine
besondere Herausforderung», sagt Kosmetikerin Marion Wehmeier-Kissel,
die seit 25 Jahren ehrenamtlich solche Kurse leitet. Durch die
Krebs-Behandlung fehlten oft die Augenbrauen, die Haut sei blass oder
gerötet, und manchmal gebe es nach einer Operation Fehlstellungen, so
dass zum Beispiel der Mund schief stehe. Für all diese Fälle hat die
erfahrene Kosmetikerin Tipps auf Lager, nach dem Motto: «Ein bisschen
Farbe macht wahnsinnig viel aus.» 

Kosmetikspenden von der Industrie

Tina Ley hat nach einer Brustkrebs-Diagnose gerade die dritte von 16
geplanten Chemotherapien hinter sich. «Noch sind meine Wimpern und
Augenbrauen da, aber ich möchte mich darauf vorbereiten, wie ich es
kaschieren kann, wenn sie ausfallen», sagt die 45-Jährige. Ihre
Sitznachbarin Gisela Hendler klagt über «furchtbar trockene Haut» als

Folge von Bestrahlungen. «Ich würde gerne etwas frischer aussehen»,
sagt die 67-Jährige. 

Wehmeier-Kissel hat für alle Teilnehmerinnen Taschen mit
Kosmetikprodukten mitgebracht, die von den Herstellern gespendet
wurden: Make-Up, Lidschatten, Wimperntusche, Puder und anderes. Los
geht es mit einer gründlichen Säuberung der Haut. Sorgfältig tragen
die Teilnehmerinnen unter Anleitung der Kosmetikerin Reinigungsmilch
und Gesichtswasser auf. 

Dann beginnt das eigentliche Schminken - «das Gesicht schmücken»,
nennt Wehmeier-Kissel das. Der Concealer etwa sei ein wahres
Wundermittel: «Alles, was gerade einen Makel für Euch darstellt,
deckt Ihr einfach damit ab.» 

Mit viel Elan und Humor geht sie den Teilnehmerinnen zur Hand. «Leg
mal bitte den Kopf etwas zurück», sagt die Kursleiterin zu Gisela
Hendler und zeigt ihr, wie man Wimperntusche aufträgt - «leichte
Zickzack-Bewegungen und dann einen Schwung nach oben». 

«Endlich mal wieder ein schöner Termin»

Als die Teilnehmerinnen am Ende des Seminars in den Spiegel schauen,
scheinen alle mit dem Ergebnis zufrieden. «Richtig gut», «voll schö

lauten die Kommentare. «Ich fühle mich wirklich ganz anders, nicht
mehr so grau», sagt Hendler. In der Vergangenheit habe sie sich nie
geschminkt - doch künftig werde sie es auf jeden Fall ausprobieren.
«Wenn man das mal so gezeigt bekommt, ist das ja was ganz anderes.»

Für die meisten Teilnehmerinnen seien die Kosmetikseminare mehr als
reine Schminkkurse, sagt Wehmeier-Kissel. Der soziale Aspekt spiele
eine große Rolle. Für die Frauen sei es eine Gelegenheit, mal
außerhalb von Kranken- und Behandlungszimmern mit anderen
Patientinnen ins Gespräch kommen. 

Auch jetzt stehen einige Teilnehmerinnen im Anschluss an den Workshop
noch längere Zeit zusammen und tauschen Handynummern aus. «Nach
dreieinhalb harten Monaten war das endlich mal wieder ein schöner
Termin, auf den ich mich gefreut habe», sagt Ley. «Das waren für mich

jetzt zwei Stunden Freude und Ablenkung von anderen Dingen, die sonst
gerade präsent sind.»

Online-Wechsel: In drei Minuten in die TK

Online wechseln: Sie möchten auf dem schnellsten Weg und in einem Schritt der Techniker Krankenkasse beitreten? Dann nutzen Sie den Online-Beitrittsantrag der TK. Arbeitnehmer, Studenten und Selbstständige, erhalten direkt online eine vorläufige Versicherungsbescheinigung. Die TK kündigt Ihre alte Krankenkasse.

Jetzt der TK beitreten





Zur Startseite