Grüne für Primärarztsystem - aber gegen Kostenbeteiligung

Geht es nach Union und SPD, könnte künftig der Hausarzt die erste
Anlaufstelle für Patienten sein. Die Grünen sind dafür, lehnen aber
einen weitergehenden Vorstoß von Ärztevertretern ab.

Berlin (dpa) - Die Grünen unterstützen die Pläne von Union und SPD
für ein Primärarztsystem, lehnen aber eine Forderung der
Bundesärztekammer nach einer Kostenbeteiligung von Patienten bei
eigener Facharztwahl ab. «Eine stärkere Patientensteuerung durch ein
Primärarztsystem ist das Gebot der Stunde - Strafzahlungen aber sind
eine gefährliche Sackgasse», sagte der Grünen-Gesundheitspolitiker
Janosch Dahmen der «Welt».

Koalitionsverhandler machen Vorschlag - Ärzte legen nach

In den Koalitionsverhandlungen von CDU, CSU und SPD hatte die
Arbeitsgruppe Gesundheit das «verbindliche Primärarztsystem»
vorgeschlagen. Der Hausarzt soll dabei erste Anlaufstelle für
Patienten sein und diese nur im Bedarfsfall an Fachpraxen
weiterleiten.

Der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, plädierte
daraufhin dafür, dass ein Patient, der auf eine Behandlung jenseits
der ihm angebotenen Wege bestehe, sich selbst an den zusätzlichen
Kosten beteiligen müsse.

Dahmen kritisierte, die Verbindlichkeit eines Primärarztsystems dürfe
nicht vom Geldbeutel abhängen. «Wir würden am Ende mit Zitronen
handeln, wenn man sich aus sinnvollen Regelungen für alle einfach
freikaufen kann - dann droht lebensgefährliche Klassenmedizin.»

Kritik an Konzept aus anderen Parteien

Die AfD wies die Pläne für ein Primärarztsystem grundsätzlich zur
ück.
«Es ist unnötige Schikane der Patienten, sie künftig nur noch über

Umwege zum benötigten Facharzt zu lassen», sagte der
gesundheitspolitische Sprecher der AfD-Fraktion im Bundestag, Martin
Sichert, der «Welt». Der Hausärztemangel werde sich verschärfen, we
nn
Patienten künftig vor jedem Facharzttermin zum Hausarzt müssten,
warnte er.

Auch die Linke lehnte den Vorschlag der Koalitionsverhandler ab.
«Schwarz-Rot arbeitet an der eigentlichen Problematik vorbei. Lotsen
in der gesundheitlichen Versorgung wären gut, aber zusätzliche Hürden

erhöhen die Gefahr, dass Menschen mit ernsthaften Beschwerden keine
oder erst zu spät eine gute Versorgung erhalten», sagte Linken-Vize
Ates Gürpinar der «Welt». Dass der Präsident der Bundesärztekamme
r
wolle, dass sich Menschen mit Geld in der Tasche freikaufen können,
erhöhe die Ungleichbehandlung massiv.

Die FDP mahnte mehr Effizienz im Gesundheitssystem an. «Um Ärzte zu
entlasten und die Leistungen für die Patienten zu verbessern, sollten
wir vorrangig über Mechanismen wie Beitragsrückerstattungen und den
verstärkten Einsatz von Telemedizin, aber vor allem über
Entbürokratisierung sprechen», sagte FDP-Vize Bettina Stark-Watzinger
der «Welt».

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