Pflicht zur zweiten Leichenschau - Bestatter in Sorge
Auch in Bayern gibt es nun nach langer Wartezeit die Pflicht für eine
zweite Leichenschau vor einer Feuerbestattung. Doch der
Bestatter-Verband hat große Bedenken.
München/Schweinfurt (dpa/lby) - Bestatter in Bayern sehen den Start
der Pflicht zur zweiten Leichenschau vor einer Feuerbestattung
kritisch. «Das Thema ist sehr stiefmütterlich behandelt worden und
ich merke, dass die Vorbereitung sehr schleppend war», sagte der
Präsident des Bundesverbandes Deutscher Bestatter, Ralf Michal, der
Deutschen Presse-Agentur. Die Krematorien im Freistaat hätten sich
sehr unterschiedlich darauf vorbereitet, sagte er. In einigen liefen
immer noch Umbauarbeiten und auch andere praktische Fragen seien nach
wie vor ungeklärt.
«Was mir die größte Sorge bereitet, ist, wie sichergestellt werden
soll, dass der Verstorbene nach der zweiten Leichenschau wieder in
einem würdigen Zustand ist», sagte Michal, der als Bestatter in
Schweinfurt tätig und auch stellvertretender Vorsitzender des
Bestatterverbandes Bayern ist. Er bezweifle, dass die Rechtsmediziner
sich die Zeit nehmen könnten, beispielsweise die Kleidung der
Verstorbenen, die für eine zweite Leichenschau unter Umständen
zerschnitten werden muss, wieder in Ordnung zu bringen.
Er verstehe nicht, warum die Leichenschau im Krematorium stattfinden
muss und nicht beim Bestatter, bevor die Verstorbenen ins Krematorium
gebracht werden. Die Fragen «in welchem Zustand ist dann der
Verstorbene und wie ist überhaupt der Ablauf» seien nicht geklärt.
Das Ganze sei «mit heißer Nadel gestrickt».
Regelung wurde mehrfach verschoben
Und das, obwohl sich die Einführung der Pflicht lange hingezogen
hatte. Schon vor mehr als fünf Jahren, im November 2019, hatte der
bayerische Landtag die entsprechende Änderung in der
Bestattungsverordnung beschlossen. Sie sollte ursprünglich zum 1.
Januar 2023 in Kraft treten, dann wurde der Termin auf den 1. Juli
2024 verschoben - und dann wurde es noch später. Vom 1. April an gilt
die Regelung nun.
Rechtsmediziner hatten sich für die zweite Leichenschau, die in
anderen Bundesländern bereits länger Pflicht ist, ausgesprochen,
damit mögliche Straftaten aufgedeckt werden. Denn wird die Leiche des
Opfers einer mutmaßlichen Gewalttat verbrannt, verschwinden auch
mögliche Beweise.
Rechtsmediziner muss bei Zweifeln sofort die Polizei alarmieren
Nach Angaben des bayerischen Gesundheitsministeriums soll die zweite
Leichenschau (die erste ist die Feststellung des Todes durch einen
Arzt oder eine Ärztin am Sterbeort) im Krematorium stattfinden.
Entdecken die Mediziner dann Anhaltspunkte für einen nicht
natürlichen Tod, muss umgehend die Polizei verständigt werden. Der
Verstorbene darf erst dann eingeäschert werden, wenn die
Staatsanwaltschaft die Feuerbestattung genehmigt.
Als Gründe für die Verzögerung hatte das Gesundheitsministerium im
vergangenen Jahr «erhebliche organisatorische Anforderungen», etwa
weil Krematorien umgebaut werden müssten. Außerdem müssten auch genug
Ärzte für die zweite Leichenschau gewonnen werden.
Sein Verband werde sich die Umsetzung der neuen Regelung genau
anschauen, sagte Michal. «So, wie es im Moment gehandhabt werden
soll, kann ich es nicht gutheißen.»
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