Boehringer kündigt neue Produkte an - Wünsche an Politik
Das Unternehmen steckt Milliarden in die Entwicklung neuer Präparate.
Viel Geld dafür bringen lange etablierte Produkte. Auch in Ingelheim
geht der Blick Richtung Washington.
Ingelheim (dpa) - Der Pharmakonzern Boehringer Ingelheim hat 2024 von
weiter wachsenden Umsätzen bei seinen wichtigsten Produkten
profitiert und investiert gleichzeitig Milliarden in neue Präparate.
In den kommenden Jahren peilen die Ingelheimer eine ganze Reihe an
Markteinführungen an, zwei möglicherweise in diesem Jahr.
Mit Spannung dürfte auch Boehringer auf mögliche weitere Zölle in den
USA blicken. Es sei ein sehr relevanter Markt, betonte Konzernchef
Hubertus von Baumbach. Zunächst müsse aber abgewartet werden, wie
sich die Situation mit Zöllen dort entwickele. Klar sei aber auch,
Zölle, egal auf welche Produkte, machten es am Ende immer
schwieriger.
Regionalisierung von Lieferketten
Gleichzeitig verwies von Baumbach auf den schon vor Jahren
eingeschlagenen Weg der Regionalisierung von Lieferketten. Investiert
wurde etwa in eine lokale Lieferkette für das wichtige Produkt
Jardiance in den USA gemeinsam mit Partnern.
Insgesamt legten die Konzernumsätze im Geschäftsjahr 2024
währungsbereinigt um 6,1 Prozent auf 26,8 Milliarden Euro zu, wie das
Unternehmen mitteilte. In Deutschland wurden 2,63 Milliarden erlöst
und damit 15 Prozent mehr als im Vorjahr. In seinem Heimatland
beschäftigt Boehringer knapp 18.700 von weltweit etwa 54.000
Mitarbeitern.
Jardiance bleibt eminent wichtiger Umsatzbringer
21,9 Milliarden Euro der Konzernumsätze entfielen auf den Bereich
Humanpharma, sieben Prozent mehr als im Jahr davor. Größter
Erlösbringer war einmal mehr das Präparat Jardiance, das allein einen
Umsatz von 8,4 Milliarden brachte, über 14 Prozent mehr als im Jahr
davor, vor allem mit der Behandlung von Diabetes, Herzinsuffizienz
oder chronischen Nierenerkrankungen.
In dem so wichtigen amerikanischen Markt soll Jardiance allerdings ab
2026 mit nennenswerten Rabatten angeboten werden. Das hängt mit dem
Inflation Reduction Act der früheren US-Regierung von Präsident Joe
Biden zusammen, mit dem unter anderem auch die Kosten für das dortige
Krankenversicherungssystem gesenkt werden sollen.
Parasitenmittel für Haustiere zentrales Produkt in der Tiermedizin
In der Tiermedizin legte der Umsatz etwas weniger stark zu, um 1,9
Prozent auf 4,7 Milliarden Euro. Wichtigstes Produkt ist Nexgard, ein
Mittel gegen Parasiten bei Haustieren mit Erlösen von 1,35 Milliarden
Euro, ein Plus von 14 Prozent.
6,2 Milliarden Euro steckte die Ingelheimer 2024 in Forschung und
Entwicklung, davon 5,7 Milliarden in der Humanpharma. Für die
kommenden Jahre kündigte das Unternehmen eine ganze Reihe neuer
Produkte am Markt an, davon möglicherweise zwei bereits 2025. Hier
hofft Boehringer auf das Präparat Zongertinib zur Behandlung von
Lungenkrebs sowie Nerandomilast gegen Lungenfibrose.
Bisheriger Deutschlandchef sieht Reformbedarf
In Deutschland werde sich eine mögliche Markteinführung von
Zongertinib allerdings um Jahre verzögern, erklärte der bisherige
Chef des Deutschlandgeschäfts von Boehringer, Fridtjof Traulsen,
dessen Position zum 1. April Médard Schoenmaeckers übernommen hat.
Dieses Beispiel zeige einmal mehr, dass es eine Reform des
Arzneimittelmarktneuordnungsgesetzes (Amnog) brauche, um Zulassungen
zu beschleunigen.
Einen Rückschlag hatte Boehringer kürzlich im Bereich mentale
Gesundheit hinzunehmen, konkret mit dem Präparat Iclepertin. Dies
galt einst als Hoffnungsträger zur Behandlung von Schizophrenie, in
der späten Entwicklungsphase scheiterte das Projekt aber.
Nun ruhen die Hoffnungen mit Blick auf Schizophrenie auf einem
anderen Produkt namens CT-155. Dies ist den Angaben zufolge gerade in
der späten Entwicklungsphase 3. Wichtige Daten hierzu würden im
laufenden Jahr erwartet, sagte Paola Casarosa, die in der
Unternehmensleitung für Innovationen zuständig ist.
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