Studie: Lehrkräfte fühlen sich deutlich fitter als gedacht

Üppige Ferien, früher Feierabend, aber ständiges Lamento - von diesem

Image werden Lehrkräfte oft verfolgt. Eine Befragung für die GEW
zeichnet ein ganz anderes Bild. Das sind die Ergebnisse.

Düsseldorf (dpa/lnw) - Lehrkräfte und pädagogisches Personal an den
Schulen Nordrhein-Westfalens schätzen sich laut einer Befragung für
die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) als ziemlich
krisenfest ein. Trotz der vielfältigen Herausforderungen sei ihre
psychische Gesundheit «besser als erwartet», geht aus einer in
Düsseldorf vorgestellten Studie hervor. Schulministerin Dorothee
Feller (CDU) äußerte Freude über die Ergebnisse zur
Arbeitszufriedenheit. 

Am glücklichsten sind die Schulleiter

Obwohl viele Beschäftigte Zufriedenheit und Glück aus ihrer Arbeit
zögen, seien die Belastungen dennoch hoch und emotionale Erschöpfung
ein weit verbreitetes Problem, sagte die GEW-Landesvorsitzende Ayla
Çelik. Durchweg glücklicher, zufriedener und emotional weniger
erschöpft als der Durchschnitt ihres Kollegiums sind der Erhebung
zufolge Schulleiter. Sie fühlen sich am ehesten gewappnet, schwierige
Situationen mit eigenen Fähigkeiten meistern zu können. Ein weiterer
Befund: Lehrkräfte an Förderschulen sind zufriedener und glücklicher

als ihre Kollegen an anderen Schulformen. 

Die GEW fordert, die Gesundheitskompetenz in Führungspositionen
gezielt zu stärken und die Kollegien vor allem von Bürokratie zu
entlasten. Schulen in schwierigen sozialen Lagen benötigten noch mehr
Unterstützung. Die Befragung habe gezeigt, dass die mangelhaften
Ressourcen zur Förderung herausfordernder Schüler neben ständig neuen

bildungspolitischen und administrativen Anforderungen die
Zufriedenheit mit der Arbeit trüben.

Von wegen süßes Lehrer-Leben

Die Studie widerlege aber klar die gängigen Vorurteile, stellte Çelik
fest: «Viele Ferien, um ein Uhr Feierabend, aber trotzdem jammern -
solche Klischees über Lehrkräfte halten sich hartnäckig, auch wenn
sie damals wie heute nicht der gelebten Wirklichkeit entsprechen.»
Tatsächlich seien die Lehrkräfte in NRW hoch motiviert, arbeiteten
gerne und zeigten eine bemerkenswerte Resilienz. 

«Kurzum: Wir haben die richtigen Menschen im System, doch das System
selbst braucht dringend Verbesserungen», bilanzierte die
Gewerkschafterin. Die SPD-Opposition zog gar den Schluss: «Die
Lehrkräfte an unseren Schulen sind die wahren Helden unseres
Bildungssystems.» 

Der erstmals in dieser Form für die GEW erhobene «NRW-Frühjahrsreport

2025» basiert den Angaben zufolge auf der Befragung von mehr als
6.000 Lehr- sowie pädagogischen Kräften quer durch alle Schulformen.
Die Stichprobe erlaube repräsentative Aussagen, sagte der beteiligte
Osnabrücker Erziehungswissenschaftler Christian Reintjes. Zum
Schuljahr 2023/24 waren insgesamt knapp 217.000 Lehrkräfte an rund
5.500 Schulen in NRW beschäftigt. 

Weitere zentrale Ergebnisse der Erhebung:

* Entlastungsstunden sind ein entscheidender Faktor für das
Wohlbefinden von Lehrkräften mit Sonderaufgaben.
* Abordnungen von Lehrkräften schmälern zwar die Identifikation mit
dem Arbeitsplatz, schränken das Wohlbefinden jedoch kaum ein.
«Lehrkräfte in Abordnung unterscheiden sich kaum mit Blick auf ihre
psychische Gesundheit von den Lehrkräften insgesamt», heißt es im
Report. Erwartungsgemäß fällt die Bindung an die Schule, an die sie
abgeordnet sind, aber geringer aus als bei den übrigen Lehrkräften.
* Auch das pädagogische Personal weist hinsichtlich der psychischen
Gesundheit positive Faktoren auf, die in allen Bereichen sogar leicht
besser ausfallen als bei den Lehrkräften.

Lehrerwanderung und gekappte Beziehungen

Abordnungen seien keine nachhaltige Maßnahme, kritisierte Çelik. «Wir

haben keine Schule, die über 110 Prozent Besetzungsquote verfügt. Das
heißt, wir verteilen den Mangel, indem wir Lehrkräfte von einem Ort
zu einem anderen Ort, von einer Schule zu einer anderen Schule
schicken.» Das sei vor allem deswegen fragwürdig, weil dadurch
Beziehungen gekappt würden. «Lernen vollzieht sich in erster Linie
über Beziehungen», unterstrich die ehemalige Gesamtschulrektorin. 

Beim nächsten GEW-Report in zwei Jahren werde die Landesregierung
daran gemessen, was sie zur Verbesserung der Situation geschafft
habe. Auch SPD und FDP sehen Handlungsdruck bei der Regierung. 

Die SPD-Abgeordnete Dilek Engin bekräftigte, der Lehrkräftemangel sei
die größte Herausforderung der nordrhein-westfälischen Schulpolitik.

Lehrer benötigten mehr Freiräume und Zeit für die pädagogische
Arbeit, sagte sie. «Und wir müssen endlich anfangen, Ungleiches
wirklich ungleich zu behandeln: Schulen in herausfordernden Lagen in
NRW müssen besser ausgestattet werden.» 

Schulministerin Feller hielt dagegen, die Landesregierung sei längst
dabei, ein Handlungskonzept mit 34 Maßnahmen umzusetzen. «Heute sind
über 7.400 Menschen mehr an unseren Schulen tätig als im Dezember
2022. Darauf bauen wir auf.» Unter anderem würden Lehrkräfte
entlastet durch mehr als 1.700 Alltagshelfer, weniger Klassenarbeiten
und dem Streichen aufwendiger Arbeitspläne an Grundschulen.

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