Allein im Fitnessstudio: «Smart Gyms» sind im Trend Von Wolf von Dewitz, dpa

Ob Rudermaschine, Latzug oder Butterfly: Wie nutze ich diese
Fitnessstudio-Geräte gut? Wer zwischendurch mal einen Angestellten
fragen will, hat es in immer mehr Studios schwer: Es ist niemand da.

Köln (dpa) - Betreiber von Fitnessstudios verzichten immer häufiger
auf Personal vor Ort und überlassen es ihren Kunden, sich selbst
zurechtzufinden. Zum Jahresbeginn gab es in Deutschland 398 «Smart
Gyms» und damit etwa 100 mehr als Anfang 2024 und 200 mehr als 2023,
wie das Vorstandsmitglied des Branchenverbandes DSSV, Ralf Capelan,
berichtet. Ende 2025 rechne er mit 550 bis 600 solcher Angebote. Zum
Vergleich: Deutschland hatte zu Jahresbeginn 9127 Fitness- und
Gesundheitsanlagen. Bei der Fitnessmesse Fibo, die am Donnerstag in
Köln beginnt, sind diese Art von Anlagen eins der Trendthemen.

Öffnungszeiten als Pluspunkt, Fläche als Minuspunkt

Smart Gyms sind Studios, die entweder kein oder nur wenig Personal
vor Ort haben, mancherorts ist nur einige Stunden zu Kernzeiten
jemand da. Die Kundinnen und Kunden kommen mit Smartphone-Apps oder
Karten in die Studios, die kameraüberwacht sind. Sie müssen sich
allein zurechtfinden, freiberufliche Personal Trainer können sie aber
extra dazubuchen. 

Die Öffnungszeiten sind umfassend, der Zugang ist etwa von 6 bis 24
Uhr möglich oder sogar rund um die Uhr. Die Studios sind mit grob
gesagt 300 Quadratmetern Fläche relativ klein, herkömmliche Studios
haben im Schnitt etwa 1500 Quadratmeter Fläche. Die Smart Gyms setzen
stark auf den Nachbarschafts-Faktor: Die Menschen, die um die Ecke
wohnen, sollen unkompliziert vorbeikommen können. Für die Betreiber
ist das Konzept hilfreich, da sie sich nicht auf die schwierige Suche
nach Fachpersonal begeben müssen.

«Für Trainierende mit Erfahrung sind die Smart Gyms gut geeignet»,
sagt DSSV-Vorstand Capelan. «Bei Einsteigern kann es hingegen
problematischer werden, wenn sie ihre Übungen falsch machen und
keinem Trainer vor Ort das auffällt.» Er wertet Smart Gyms als eine
sinnvolle Ergänzung, aber nicht als Ersatz für normale große Studios

mit Personal. «Das ist wie beim Supermarkt: Für die kleinen Einkäufe

geht man in den nahegelegenen kleinen Markt, aber für den großen
Wocheneinkauf fährt man in den großen Markt, wo die Auswahl größer

ist.» 

Smart-Gym-Ketten bauen massiv aus

Eine treibende Kraft bei dem Trend ist Just Fit aus Köln, das
Unternehmen eröffnete 2023 unter der Marke Next Door ein erstes
Studio, in dem sich kein fester Mitarbeiter befindet. Inzwischen sind
es neun Studios, Ende 2026 sollen es 20 sein. Am Eingang ist auf
einem Display ein Mitarbeiter zu sehen, der woanders ist. Er
überwacht zeitgleich mehrere Studios und hat dabei 48 Monitore im
Blick. Mit ihm können die Kunden per Knopfdruck reden. Sollte ein
Unfall passieren, soll der Mitarbeiter das sehen und reagieren. 

«Das sind Badelatschen-Clubs: Sie sind bei Dir um die Ecke und damit
so nah, dass Du hin schlappen kannst», sagt Firmenchef Frank Böhme.
Durch die Nähe brauche der Nutzer weniger Fahrtzeit in weiter
entfernte Studios. Auch psychologisch habe eine Trainingsanlage um
die Ecke einen Vorteil: «Deinen inneren Schweinehund kannst Du
leichter überwinden, Du gehst los und bleibst nicht daheim auf dem
Sofa sitzen.»

Just Fit hat im Raum Köln 21 Studios mit Personal, die eine Fläche
von 1000 bis 6000 Quadratmetern haben. Die Next-Door-Anlagen sind
hingegen nur etwa 300 Quadratmeter groß, es gibt keine Duschen. Das
Angebot an Geräten begrenzt, eine Freifläche für Turnübungen ist
nicht vorhanden. Je nach Vertragslänge kostet Next Door zwischen etwa
30 und 60 Euro im Monat. 

Durch Corona hat sich die Fitnessstudio-Nutzung verändert. Nach der
Pandemie habe er in seinen Just-Fit-Studios, die Personal haben, ein
Fünftel weniger Mitglieder, aber die gleiche Anzahl an Besuchen
gehabt, erinnert sich Böhme. «Die Kunden kamen häufiger, aber kürze
r
- die Zeiten waren vorbei, in denen sie das Fitnessstudio als
gesündere Version einer Kölsch-Kneipe begriffen und sich da mit ihren
Freunden trafen, um gemeinsam zu trainieren und noch ein Shake zu
trinken.» Die Leute wollten schnell rein und schnell raus.

Automatencharakter im Firmennamen

Die Fitnessstudio-Kette Fitomat geht anders vor: Sie setzt nicht auf
Großstädte, sondern auf den ländlichen Raum. «Wir gehen in die «W
hite
Spots» - also dahin, wo noch kein Fitnessangebot ist», sagt
Markenchef Rami Marouf. Die Kette hat aktuell 96 Studios, Ende Mai
sollen es 128 sein und in einem Jahr 200.

Die Fitomat-Studios haben ebenfalls kein Personal, abgesehen von
einer Servicekraft, die zwischendurch zum Saubermachen vorbeikommt,
und einem Franchise-Partner, der ab und zu für Checks da ist. Zu den
Standorten von Fitomat gehört Stommeln westlich von Köln, einer
Ortschaft mit 8400-Einwohnern. Andere Standorte sind in Hammertal
(NRW), Trossingen (Baden-Württemberg), Altomünster (Bayern) und Bad
Bevensen (Niedersachsen).

«Da wir praktisch keine Personalkosten in den Studios erzeugen,
brauchen wir deutlich weniger Mitglieder für einen rentablen Betrieb,
ab etwa 200 lohnt sich das», sagt Firmenchef Björn Schultheiss,
früher Marketingchef bei McFit. Kleiner Haken: Manche Kunden nutzen
die fehlende Aufsicht aus und nehmen Freunde mit. «Nach unserer
Kenntnis sind das Einzelfälle, die zum Hausverbot und zur
Vertragsauflösung führen.» 

Das Unternehmen Get Fit hat 30 Smart Gyms, in einem Jahr sollen es 40
sein. Die Betreuungszeiten liegen bei null bis 12 Stunden pro Woche.
«Die digitalen Systeme ermöglichen eine personalisierte und
effiziente Betreuung, auch ohne ständige Präsenz des Personals», sagt

Geschäftsführer Eugen Leibman. 

Es geht aber auch anders, wie das Beispiel der Kette FitX zeigt. Mit
29 Euro im Monat bei einer Mindestlaufzeit des Vertrags von einem
Jahr ist der Anbieter recht günstig. Die deutschlandweit 109 Studios,
die zwischen 1800 und 1900 Quadratmeter haben, sind rund um die Uhr
offen. Standorte ohne Personal peilt die Firma nicht an. Man setze
auf den Faktor Mensch und wolle die Mitglieder in ihrem
Trainingsprozess begleiten, sagt eine FitX-Sprecherin. «Es ist immer
jemand da, auch nachts um drei Uhr.»

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