Faszination Vollmond: Was ist Fantasie und was sind Fakten? Von Ulrike von Leszczynski
Beeinflusst uns der Mond auf geheimnisvolle Weise? Die Wissenschaft
hat nicht bei jedem Aspekt schon eine klare Antwort, zum Beispiel
beim Thema Schlaf. Definitiv hat der Erdtrabant mit Ostern zu tun.
Berlin (dpa) - Der erste Vollmond im Frühling fällt in diesem Jahr
auf den 13. April. Seit Jahrtausenden sind Menschen fasziniert vom
Nachthimmel. Der Mond hat unser Zeitgefühl geprägt, Fantasie und
Kunst beflügelt. Doch er hat auch immer noch seine Geheimnisse.
Macht uns der Mond emotional?
Dazu verrät die Sprachgeschichte einiges: «Lunatic» steht im
Englischen für einen Wahnsinnigen. Der Begriff geht auf das
lateinische Wort «luna» für Mond zurück. Es spiegelt einen
Volksglauben, der im Mittelalter verbreitet war: Danach hatte der
Himmelskörper Einfluss auf Gefühle und Verhalten.
Im Deutschen hat sich das Wort Laune erhalten. Eindeutig emotional
klingen Beethovens Mondscheinsonate oder Matthias Claudius' Gedicht
«Der Mond ist aufgegangen». Wissenschaftlich gibt es neben Fakten
aber auch noch Rätsel, ob uns der Mond wirklich bezirzen kann.
Wie gut ist das Thema erforscht?
Der Schweizer Chronobiologe Christian Cajochen studiert die innere
Uhr des Menschen an der Universität Basel, zum Beispiel mit Blick auf
Schichtarbeit. «Wenn es aber um das Thema Mond und Schlaf geht, sind
viele Forschende eher reserviert», sagt er. Allein schon das
Aufsetzen einer seriösen Studie im Schlaflabor sei schwierig, sobald
Freiwillige wüssten, dass es um den Mond gehe. «Das hat sofort einen
psychologischen Einfluss und kann Ergebnisse verfälschen», sagt
Cajochen der Deutschen Presse-Agentur (dpa).
Was weiß man über den Effekt des Vollmonds?
An Cajochens Institut ergab sich ein Vollmond-Effekt im Rückblick aus
einer Studie, bei der es eigentlich um Alzheimer ging. Dafür
übernachteten gesunde Menschen als Kontrollgruppe im abgeschotteten
Labor.
Beim Blick auf die Daten zeigte sich: Die Testpersonen waren bei
Vollmond abends aktiver und schliefen schlechter ein. Das Ergebnis
überraschte Cajochen, der keine esoterische Neigung hegt und lieber
einen Volksglauben widerlegt hätte. Sein Zwiespalt ließ ihn zögern,
ehe er die Befunde 2013 doch veröffentlichte.
«Das Medieninteresse war massiv groß, und das wissenschaftliche
massiv klein», berichtet er schmunzelnd. 2021 lieferte eine
US-Studie, die den Einfluss des Mondes auf Menschen im ländlichen
Argentinien teils ohne Elektrizität mit Studierenden in der Großstadt
Seattle verglich, fast identische Ergebnisse. Andere Untersuchungen
verzeichneten allerdings keine solchen Effekte.
«Es ist immer noch ein Mysterium», resümiert Cajochen. «Streng
wissenschaftlich müsste man dieselben Menschen über zwei ganze Monate
unter Laborbedingungen beobachten, um herauszufinden, ob sie wirklich
innere Mond-Uhren haben.» Circalunar heißt das in der Wissenschaft.
Forschende haben solche Uhren für manche Tierarten bereits belegt.
Für Menschen bleibt der Beweis schwierig. «Für eine Studie würde es
vermutlich an Freiwilligen und am Geld fehlen», sagt Cajochen. Und
selbst dann gebe es wahrscheinlich nicht automatisch eine Erklärung
für die Beobachtungen.
Was hat der Mond mit der Zeitrechnung zu tun?
Leichter ist der Einfluss des Himmelskörpers auf den Kalender zu
erklären: Der Mond steckt schon im Wort Monat. Etwa 28 Tage dauert
es, bis er die Erde umrundet hat. Das war die Grundlage für die
ursprüngliche Einteilung der Monate in vielen Kalendern.
Mit den Römern und Ende des 16. Jahrhunderts verfeinert im
Gregorianischen Kalender setzte sich das Sonnenjahr durch: Danach
haben die meisten Monate 30 oder 31 Tage. Das Osterdatum bleibt aber
weiterhin mit dem Erdtrabanten verbunden: Es fällt auf den ersten
Sonntag nach dem kirchlich definierten Frühlingsvollmond - und kann
deshalb früher oder später im Jahr liegen. Rechnet eine christliche
Kirche nicht nach dem Gregorianischen Kalender, verschiebt sich das
Fest noch weiter nach hinten.
Wie groß ist der Mond eigentlich?
Viele Planeten unseres Sonnensystems haben kosmische Begleiter. Die
Größe des Mondes im Verhältnis zur Erde ist aber nach heutigem Wissen
einmalig und spektakulär: Mit einem Durchmesser von rund 3.476
Kilometern bietet er mehr als ein Viertel des Erddurchmessers am
Äquator. Seine Entfernung zur Erde schwankt wegen der elliptischen
Bahn zwischen rund 356.000 und 407.000 Kilometern.
Je näher der Mond der Erde kommt, desto heller und größer wirkt er,
wenn auch nur minimal. Dabei leuchtet er nicht selbst, sondern wird
von der Sonne angestrahlt. Größe und Helligkeit sind aber nichts im
Vergleich zum frühen Erdzeitalter vor rund vier Milliarden Jahren.
Damals war der Mond nur rund 60.000 Kilometer von der Erde entfernt -
und muss gigantisch gewirkt haben. Nur gab es damals noch keine
Menschen, die ein solches Spektakel hätten bestaunen können.
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