Pro Familia begrüßt Pläne zur Kostenübernahme bei Abtreibung
Nach dem Willen von Union und SPD sollen mehr Frauen die Kosten für
einen Schwangerschaftsabbruch erstattet bekommen. Der Verband Pro
Familia begrüßt das - auch wenn die Pläne noch vage sind.
Berlin (dpa) - Der Bundesverband Pro Familia begrüßt die im
Koalitionsvertrag von Union und SPD verankerte Absicht, die
Kostenübernahme bei Schwangerschaftsabbrüchen künftig großzügiger
zu
gestalten. «Wir finden es richtig, dass ungewollt Schwangere nicht
mit den signifikanten Kosten für einen Schwangerschaftsabbruch allein
gelassen werden und begrüßen die Pläne im Koalitionsvertrag»,
schreibt der Verband auf dpa-Anfrage.
Davon würden aus Sicht des Verbands, der unter anderem ungewollt
Schwangere berät, auch jene Frauen profitieren, die bereits die
Kosten für den Eingriff erstattet bekämen. Auch ihnen bliebe bei
einer generellen Kostenübernahme künftig der Zeitdruck, der
bürokratische Aufwand und «oft ein Gefühl von Scham» erspart, hei
ßt
es dazu weiter.
Pläne von Schwarz-Rot bislang noch vage
Ob die künftige Koalition wirklich plant, den gesetzlichen
Krankenkassen die Kosten für jeden Schwangerschaftsabbruch
aufzubürden, ist jedoch fraglich. Der Koalitionsvertrag bleibt dazu
eher vage: «Für Frauen in Konfliktsituationen wollen wir den Zugang
zu medizinisch sicherer und wohnortnaher Versorgung ermöglichen. Wir
erweitern dabei die Kostenübernahme durch die gesetzliche
Krankenversicherung über die heutigen Regelungen hinaus», heißt es
dort.
Die CDU-Familienpolitikerin Silvia Breher deutete bereits an, dass
damit keine generelle Kostenübernahme gemeint sei. Die Koalition
werde «prüfen, in welchen Fällen die Kostenübernahme notwendig ist
»,
sagte Breher der dpa.
Laut Pro Familia liegen die jetzigen Kosten für einen
Schwangerschaftsabbruch zwischen 350 und 600 Euro. Die
Einkommensgrenze, bis zu der Kosten von der gesetzlichen Krankenkasse
übernommen werden, liegt bei 1.446 Euro netto. Diese kann sich, wie
das Bundesfamilienministerium erläutert, für jedes minderjährige
Kind, das im Haushalt lebt, um 343 Euro erhöhen. Auch die
Unterkunftskosten spielten für die Kalkulation eine Rolle.
Kosten werden nur unter bestimmten Umständen übernommen
Nach Angaben des Bundesfamilienministeriums wurden im Jahr 2024 in
Deutschland 106.455 Schwangerschaftsabbrüche vorgenommen. Die Kosten
werden dabei nach den bisherigen Regeln stets dann von den
Krankenkassen übernommen, wenn ein medizinischer Grund oder eine
sogenannte kriminologische Indikation, etwa nach einer
Vergewaltigung, vorliegt.
Frauen, die sich jenseits dieser Fälle zu einem Abbruch entschließen,
haben keinen generellen Anspruch auf Kostenübernahme. Wie viele
Frauen im vergangenen Jahr die Kosten für ihren Abbruch selbst
übernommen haben, wird nach Angaben der jeweiligen Ministerien für
Familie und Gesundheit nicht erfasst.
Der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen (GKV) erklärt auf
Anfrage, dass der Gesetzgeber die gesetzlichen Krankenkassen
grundsätzlich dazu verpflichten könne, Kosten für
Schwangerschaftsabbrüche zu übernehmen. Das geschehe auch schon in
den oben genannten Fällen.
Wie eine künftige Regelung aussehen könne, sei aber noch «völlig
unklar», betont ein Sprecher. Deshalb könne auch zum jetzigen
Zeitpunkt noch keine Prognose zu möglichen Mehrkosten für die Kassen
abgegeben werden.
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