Schweiz: Pflichtversicherung für alle
Manchmal wird es teuer
Auch die Schweiz steht unter dem Duck, die hohen Kosten im Gesundheitswesen einzudämmen. Dabei ist und war Kranksein bei den Eidgenossen schon immer teuer. Das Stichwort in der Schweiz heißt «obligatorische Krankenversicherung». Jeder Schweizer muss eine haben, doch die Leistungen sind eher bescheiden. 2004 gaben die Eidgenossen mehr als 50 Milliarden Franken (fast 32 Milliarden Euro) für ihr Gesundheitswesen aus, 3,7 Prozent mehr als im Vorjahr. Im vergangenen Jahr sollen es fast 54 und in diesem Jahr sogar 56 Milliarden werden.
Nach diesen Ausgaben ist das Schweizer Gesundheitswesen nach dem US-amerikanischen das zweitteuerste der OECD-Länder. Dann kommt sofort Deutschland. Und deswegen sei auch eine Reform dringend notwendig, sagte etwa Bernd Schips, der sich an der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) in Zürich mit dem Thema befasst hat. Die Kostenexplosion im Gesundheitswesen müsse durch mehr Wettbewerb statt Regulierung gestoppt werden. Eine Studie schlägt dazu unter anderem altersabhängige Prämien sowie selbstständige Krankenhäuser vor.
Private Haushalte wendeten 2004 fast fünf Prozent mehr für Gesundheit auf als im Vorjahr. Dazu gehören höhere Ausgaben für Krankengrundversicherung (plus 9,4 Prozent), etwa in Form von Erhöhungen der Selbstbeteiligung. Auch bestimmte zahnärztliche und psychotherapeutische Leistungen, die die Privaten selbst berappen mussten, belasteten deren Kassen. Denn etwa die Zahnbehandlungskosten werden nur bezahlt, wenn eine schwere Erkrankung vorliegt. Die Kosten für gewöhnliche Zahnfüllungen bei Karies oder die Korrektur von Zahnstellungen, wie etwa Zahnspangen bei Kindern, werden nicht übernommen.
Dagegen senkte die öffentliche Hand 2004 ihre Beteiligung an den Gesundheitskosten um 1,6 Prozent. Die Regierung der Schweiz, der Bundesrat, setzt bei der Reform des Gesundheitswesen auf den Wettbewerb. Eine linke Volksinitiative «für eine soziale Einheitskrankenkasse» wird abgelehnt. «Generell würde sich das Interesse vom Kostensparen weg auf die einzige Frage verlagern, wie werden die Kosten verteilt», sagt Sozialminister Pascal Couchepin dazu.
(dpa)