Krebsexperten mahnen bessere Vorsorge bei Brustkrebs an
Die flächendeckende Einführung des Mammographie-Screenings
Die Deutsche Krebshilfe und die Patientenvereinigung Frauenselbsthilfe nach Krebs haben eine bessere Brustkrebsvorsorge in Deutschland angemahnt. Die flächendeckende Einführung des so genannten Mammographie-Screenings - einer strukturierten Reihenuntersuchung für Frauen vom 50. Lebensjahr an - laufe viel zu schleppend, beklagte die Vorsitzende der Frauenselbsthilfe, Hilde Schulte, auf einer Tagung in Magdeburg. Sie fordert Ärzteverbände, Krankenkassen und die Länder auf, aktiver zu werden.
Die Krebshilfe betonte, internationale Studien hätten gezeigt, dass ein Mammographie-Screening, die Röntgenuntersuchung der weiblichen Brust, für Frauen zwischen 50 und 69 Jahren die Sterblichkeit an Brustkrebs deutlich senken kann. Der Bundestag habe bereits im Juni 2002 beschlossen, bis Ende 2005 ein flächendeckendes, qualitätsgesichertes Mammographie-Screening für die betroffene Altersgruppe in Deutschland einzuführen. Doch es fehlten bundesweit entsprechende Strukturen.
Brustkrebs gilt als häufigste Krebserkrankung bei Frauen in Deutschland. Jährlich erkranken etwa 48 000 Frauen neu daran, rund 18 000 davon sterben. Nach Einschätzung der Frauenselbsthilfe und der Krebshilfe könnte die Sterblichkeit durch die vorsorgliche Reihenuntersuchung um etwa ein Viertel gesenkt werden.
Nach Angaben von Bernhard Gibis von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung gibt es bei der Umsetzung des Vorsorgeprogramms bei allen Akteuren Probleme. So beteiligten sich die Länder kaum an bestimmten Anlaufkosten, zudem müsse es dort Änderungen bei den Datenschutzbestimmungen geben, was sehr schleppend laufe. Nach Einschätzung der «Frauenselbsthilfe nach Krebs» kommt das Programm, zu dem es drei regionale Modellprojekte gibt, in Bayern am besten voran. So gut wie nichts habe sich bisher in Rheinland-Pfalz, im Saarland, in Sachsen und in Sachsen-Anhalt getan.
Nordrhein-Westfalen: Milliarden-Programm zur Brustkrebs-Früherkennung startet
Die Früherkennung von Brustkrebs wird mit einem Milliarden-Programm neu organisiert. Nordrhein-Westfalen bringt als erstes Bundesland flächendeckende Vorsorge-Untersuchungen auf den Weg. Zu den Röntgenuntersuchungen der Brust werden alle Frauen im Alter von 50 bis 69 Jahren per Brief eingeladen, teilte das Gesundheitsministerium in Düsseldorf mit.
Der Bundestag hatte die bundesweite Einführung des so genannten Mammographie-Screenings 2002 beschlossen. Die Kosten werden auf 450 bis 530 Millionen Euro pro Jahr geschätzt, berichtete die Kooperationsgemeinschaft Mammographie.
Mit Hilfe des neuen Programms könnten 3 500 Frauen mehr jedes Jahr überleben, sagte
der Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein, Leonhard Hansen. Voraussetzung: 70 Prozent der eingeladenen Frauen lassen sich tatsächlich untersuchen.
Bundesweit bauen die Länder 89 so genannter Screening-Einheiten auf. Ebenfalls im Jahr 2005 starteten Bayern, Bremen und Niedersachsen mit dem Programm. Rheinland-Pfalz, das Saarland,
Sachsen und Sachsen-Anhalt sowie Schleswig-Holstein schließen sich als letzte Bundesländer voraussichtlich 2007 an.
Die Untersuchung bei diesem Programm läuft anders ab, als übliche Mammographien zur Früherkennung in Arztpraxen. Beim Termin bekomme die Frau keinen Arzt zu Gesicht, berichtete Heindel. Vielmehr fertigten Röntgenassistenten die Aufnahmen an, auf denen danach zwei
Ärzte nach Tumoren suchten. Fragliche Befunde würden zusätzlich von einem dritten Fachmann begutachtet. Die Frau selbst solle den Befund nach spätestens sieben Werktagen erhalten.
dpa