Augenleiden Glaukom wird zu spät erkannt

Heimtückisch und unheilbar

Die Hälfte aller am grünen Star (Glaukom) leidenden Deutschen wissen nach Angaben von Augenärzten nichts von ihrer Erkrankung. «Wenn erste Seh-Ausfälle auftreten, ist es für eine Behandlung bereits sehr spät», sagt der Präsident des Initiativkreises zur Glaukom-Früherkennung, Lutz Pillunat. Deraus Medizinern bestehende Initiativkreis will deshalb verstärkt über die Notwendigkeit einer Früherkennung der häufigen Sehnerv-Krankheit informieren. «Baden-

«Es kann jeden treffen», sagt Pillunat. Glaukom sei eine der häufigsten Erblindungsursachen. «Sie ist heimtückisch, weil sie nicht mit Schmerzen verbunden ist und daher vom Betroffenen nicht oder zu spät erkannt wird». Zehn Prozent aller Menschen, die älter als 40 Jahre als sind, seien akut gefährdet. Fast eine Millionen in Deutschland seien bereits erkrankt, ohne es zu wissen.

«Glaukom ist ein Leiden, das noch nicht besiegt und noch nicht heilbar ist», sagt Pillunat. Dank neuer Forschungen und Entwicklungen könne sie aber beherrscht werden. «Voraussetzung hierfür ist aber, dass Glaukom rechtzeitig erkannt wird.» Dies habe sich der 1992 gegründete Initiativkreis zum Ziel gesetzt.

«Leute ab 40 sollten unbedingt vorsorgen und zu einer Glaukom-Untersuchung beim Augenarzt gehen», sagt Pillunat. Der halbstündige und schmerzfreie Check ist bei gesunden Menschen etwa alle drei Jahre nötig, dauere eine halbe Stunde und koste zwischen 16 und 20 Euro. Sei Glaukom schon bei nahen Verwandten aufgetreten, sollte der Screening genannte Test früher stattfinden. Eine Augenuntersuchung beim Optiker reiche nicht aus, da zum Erkennen von Glaukom auch der Sehnerv und das Gesichtsfeld untersucht werden müssten.

Menschen mit beginnendem Glaukom sehen einzelne Gegenstände im Augenwinkel nicht mehr. Da sie keinen Schmerz spüren und das Gehirn die fehlenden Stellen einfach mit Farben und Formen der Umgebung vervollständigt, bemerken die Erkrankten zunächst nichts. «Das Kind, das hinter dem Ball auf die Straße läuft, wird dann einfach nicht gesehen», sagt die Freiburger Augenärztin Mona Pache.

«Beim Glaukom geht der Sehnerv langsam zu Grunde», sagt die Augenärztin. Ist das Glaukom stark fortgeschritten, sehen die Patienten am Blickrand nur noch Nebel bis hin zur völligen Erblindung. Mit Augentropfen und notfalls auch Operationen, die den Augeninnendruck verringern, könne das Glaukom verlangsamt, aber nicht verbessert werden.

«Von meinem Empfinden her habe ich ganz normal gesehen», sagt der Glaukom-Patient Matthias Schuy. «Dann hatte ich bei einer Unterrichtsstunde einen stechenden Schmerz in den Augen und konnte plötzlich nichts mehr sehen», sagt der ehemalige Volksschullehrer aus Lörrach. Nach einigen Sekunden sei jedoch sein Augenlicht wiedergekommen. Seine Frau habe ihn sofort zum Augenarzt getrieben. In den vergangenen 20 Jahren habe er zehn Operationen gehabt. Inzwischen könne er eine Stunde lesen, bevor die Buchstaben immer kleiner und dann verschwinden würden. «Das Gemeine ist, dass man von Tag zu Tag blinder wird uns es nicht merkt», sagt der 79-Jährige.

dpa