Nach dem Infarkt: Lebensweise umstellen
Ernährungsberatung kann helfen
Beim Herzinfarkt entscheiden Minuten über Leben und Tod. Treten die ersten Symptome auf, wie Schmerzen in der Brust und Angst, muss sofort der Notarzt gerufen werden. Wer die ersten Tage und Wochen nach dem Infarkt ohne weitere Komplikationen übersteht, hat gute Chancen, wieder aktiv am Leben teilnehmen zu können. Voraussetzung ist allerdings die Umstellung der bisherigen Lebensweise.
Akutversorgung im Krankenhaus
Wurde ein Herzinfarkt diagnostiziert, muss der Patient auf einer Intensivstation im Krankenhaus überwacht werden. Ziel der Behandlung ist es, das verschlossene Blutgefäß so schnell wie möglich zu öffnen. Das kann beispielsweise durch Medikamente, mit Hilfe eines Ballons oder einer Gefäßstütze geschehen. Dadurch soll verhindert werden, dass das Herzmuskelgewebe abstirbt und weitere Komplikationen auftreten.
Oft folgt nach einem Herzinfarkt ein Aufenthalt in einer Rehabilitationsklinik. Aber auch nach der stationären Anschlussheilbehandlung sollten Patienten sich weiterhin regelmäßig von ihrem Arzt untersuchen lassen.
Eine Ernährungsberatung kann helfen, die Nahrung auf fettarme und ballaststoffreiche Kost umzustellen. Als erstes müssen Herzinfarktpatienten jedoch das Rauchen aufgeben.
Bewegung ist das A und O
Je nach Gesundheitszustand kann der Patient mit seinem Arzt ein speziell auf ihn abgestimmtes Trainingsprogramm absprechen, um die körperliche Belastbarkeit allmählich wieder zu steigern.
Am besten ist es, sich regelmäßig Bewegung zu verschaffen. Geeignet sind Spaziergänge, Wandern, Walking, Jogging, Skilanglauf, Inlineskating, Radfahren, Schwimmen, Wassergymnastik, Gymnastik und Tanzen. In vielen Städten werden auch spezielle Herzsportgruppen angeboten.
Patienten, die einen Herzinfarkt hatten, sollten Stress vermeiden und lernen, mit Belastungen umzugehen. Zeit für Entspannung und Ruhephasen können eingeplant werden. So lassen sich ein Spaziergang in der Mittagspause, eine Runde mit dem Fahrrad oder fünf Minuten bewusstes Atmen im Alltag zwischendurch leicht einschieben.
Tipps für die innere Ruhe:
- täglich 20 Minuten Abschalten bei Musik
- ein warmes Bad
- regelmäßige, kurze Pausen
- in Ruhe essen
- ein Hobby pflegen
- körperlichen Ausgleich schaffen
- soziale Kontakte aufrecht erhalten
- sechs bis acht Stunden Schlaf pro Tag
Entspannungsmethoden, wie autogenes Training, progressive Muskelentspannung, Yoga, Qigong oder Tai Chi, können Interessierte auch per Kurs, Buch, CD oder Video lernen.
Sport nach Herzinfarkt: So kommt die Ausdauer zurück
Für die Betroffenen ist ein Herzinfarkt ein Schock. Neben der Beklemmung und dem starken Schmerz stellt sich nach dem Infarkt bei vielen das Gefühl ein, am Ende des Lebens zu stehen und ständig mit der Gefahr eines neuen Herzinfarktes leben zu müssen. "Ziel einer erfolgreichen Rehabilitation ist es daher, dass der Betroffene seine Leistungsfähigkeit wiedererlangt", sagt Dr. Katja Matthias, Ärztin beim AOK-Bundesverband.
Die Aufgabe des Arztes besteht nicht allein darin, den Herzinfarkt zu diagnostizieren und dann Medikamente zu verschreiben. "Der Patient muss sich einen neuen Lebensstil angewöhnen und dabei kann ihn der Arzt unterstützen", so AOK-Medizinerin Matthias. Neben der Umstellung der Ernährungs- und Lebensgewohnheiten (mehr Obst und Gemüse, weniger Fett, Zucker, Alkohol und der Verzicht aufs Rauchen) hilft eine gezielte Bewegungstherapie, wieder auf die Beine zu kommen.
Nach einem Infarkt ist die Herzleistung und damit die Kondition reduziert. Das beim Infarkt abgestorbene Herzmuskelgewebe ist vernarbt, doch die übrig gebliebenen Bereiche können durch langsames, kontinuierliches Aufbautraining die Pumpfunktion nach und nach übernehmen.
"Vor allem in der Anfangsphase sollte das Training nur unter medizinischer Aufsicht stattfinden", rät Dr. Katja Matthias, "denn der Grat zwischen zu wenig und zu viel körperlicher Betätigung ist nach einem überstandenen Herzinfarkt schmal." Die AOK-Ärztin empfiehlt daher Herzpatienten, bei einer Herzsportgruppe mitzumachen: "In der Gemeinschaft wird unter Anleitung von Ärzten oder auch Physiotherapeuten gemeinsam Sport gemacht, aber auch ein individueller Trainingsplan erstellt."
Ausdauer trainieren
Geeignete Sportarten nach einem Herzinfarkt sind die so genannten Ausdauersportarten. Dazu gehören Spazieren gehen, Walken, Wandern, Joggen, Schwimmen, Rad fahren (aber nicht Mountainbiken) und Skilanglauf. Geeignet ist auch ein regelmäßiges Training zu Hause mit einem Fahrrad-Ergometer.
"Besonders für übergewichtige Patienten oder solche mit orthopädischen Problemen sind Radfahren und Ergometer-Training günstig, denn dabei muss das Körpergewicht nicht getragen werden", so Dr. Matthias. "Ein weiterer Vorteil des Ergometers ist, dass der Patient während der Belastung seinen Puls messen kann."
Laufen und Walken sind die einfachsten Arten den Kreislauf zu trainieren. "Auf Wettkämpfe sollten sich Herzinfarktpatienten aber nicht ohne Rücksprache mit dem behandelnden Arzt einlassen", warnt AOK-Ärztin Matthias. "Der Arzt ermittelt die Leistungs- und Belastungsfähigkeit des Herzens mit Hilfe eines Belastungs-EKG. Dann empfiehlt er die passende Sportart und sagt, wie hoch der individuelle Trainingsaufwand sein sollte", so Dr. Matthias. "Am Anfang darf nicht übertrieben werden. Das Training kann nach und nach gesteigert werden."?