Fragen und Antworten zur Vogelgrippe

Wie erkennt man die Vogelgrippe? Was tun, bei Verdacht auf die Krankheit?

WIE IST VOGELGRIPPE ZU ERKENNEN?
Erkrankte Vögel machen nach Angaben von Fachleuten einen apathischen Eindruck und leiden unter Atemnot. Sie schwanken häufig, und ihr Gefieder ist gesträubt. Die Krankheit ist unter Vögeln hoch ansteckend, verläuft dramatisch und rafft die Tiere innerhalb von Stunden dahin.

WAS SOLL MAN TUN, WENN MAN EINEN TOTEN VOGEL FINDET?
Auf keinen Fall anfassen. Die Entdeckung toter Vögel sollte der örtlichen Polizei oder der Gemeinde gemeldet werden, die die Veterinäramter einschalten. In Spezialbehältern werden die Tiere dann zur Untersuchung ins Labor gebracht.

WAS TUN GEFLÜGELHALTER ZUM SCHUTZ VOR INFEKTION?
In der Geflügelwirtschaft gelten nach Angaben von Wilhelm Hoffrogge, dem Präsidenten des Verbandes der niedersächsischen Geflügelwirtschaft, generell strenge Hygienevorkehrungen, um die Tierbestände vor verschiedenen Krankheitserregern zu schützen. Die Ställe werden standardgemäß in Schutzanzügen betreten, zuvor gehen die Menschen durch eine Wanne mit Desinfektionsmitteln. Außerdem tragen sie Handschuhe. Sollte ein Verdacht auf Vogelgrippe bestehen, sind zusätzlich eine Atemschutzmaske mit Virusschutz und eine eng anliegende Schutzbrille Pflicht.

IST DER VOGELKOT VON INFIZIERTEN TIEREN GEFÄHRLICH?
Im Kot erkrankter Tiere finden sich tatsächlich Vogelgrippe-Erreger. Allerdings in der Regel in geringer Menge. Außerdem überlebt das Grippevirus im Kot nicht allzu lange. Bei Sonnenschein stirbt es schon nach wenigen Stunden ab, bei bedecktem Himmel dauert es zumindest 24 Stunden. Wer etwa sein Auto vom VogelKOT befreien will, sollte rein vorsorglich Handschuhe tragen, viel Wasser benutzen und einen Lappen, den man anschließend wegwirft und nicht etwa in den Küchenschrank zurücklegt. Fasst man Vogelkot an, sollte man sich die Hände waschen, das genügt. Was eventuell unter den Schuhen kleben bleibt, ist auf Grund der geringen Menge ungefährlich.

KANN MAN UNBEDENKLICH GEFLÜGELFLEISCH ESSEN?
Bei Erhitzung über 70 Grad wird der Erreger nach Aussagen von Experten sicher abgetötet, durchgegartes Fleisch ist also in jedem Fall unbedenklich. Angesichts der strengen Vorschriften in Deutschland geht von hiesigem Geflügel nach den Worten von Hoffrogge keinerlei Gefahr aus: «Es wird mit absoluter Sicherheit kein Fleisch von infizierten Vögeln in den Handel gelangen», sagte Hoffrogge. Nach seiner Empfehlung sollten Verbraucher auf die Kennzeichnung «DDD» auf der Verpackung achten. Sie bedeute, dass schon das Küken aus Deutschland komme, das Tier in Deutschland aufgezogen und auch geschlachtet wurde.

BESTEHT EINE GEFAHR FÜR HAUSTIERE?
Haustierhalter müssen sich um Hunde nach Angaben von Tierärzten keine Sorgen machen. Auch der tägliche Ausgang müsse nicht gestrichen werden. Bis jetzt ist kein einziger Fall bekannt, in dem der Erreger auf Hunde übergesprungen wäre. Eine Katze kann sich anstecken, zum Beispiel indem sie infizierten Vogelkot oder einen erkrankten Vogel frisst. Allerdings passiert eine solche Ansteckung sehr selten, denn die Virusmenge müsste sehr groß sein. Beim Vogelkot ist das in der Regel nicht der Fall. Ein Wellensittich, das in der Wohnung im Käfig lebt, kann sich nicht anstecken. Aber auch, wenn er auf dem Balkon frei fliegen darf, ist er nicht gefährdet. Selbst wenn ein infizierter Schwan vorbeiflöge und just in dem Moment Vogeldreck aufs Balkongeländer fallen ließe, würde diese Menge für eine Ansteckung kaum ausreichen.

WAS TUN, WENN MAN TOTE VÖGEL FINDET?
Grundsätzlich sollten tote Vögel nicht angefasst werden. Vor allem tote Wasservögel liegen lassen und den Fund den örtlichen Veterinärämtern und im Notfall der Feuerwehr melden. Die werden dann sagen, wie weiter verfahren wird und den Kadaver gegebenenfalls abholen und untersuchen. Einzelne tote Spatzen oder Tauben müssen nicht gemeldet werden, denn sie sind nicht besonders anfällig für Vogelgrippe. Ihr Tod ist der Jahreszeit geschuldet.

WARUM WERDEN VÖGEL IN DEUTSCHLAND NICHT GEIMPFT?
Eine Impfung von Geflügel gegen die Vogelgrippe ist umstritten. In Asien wird sie praktiziert. Auch die Niederlande und Frankreich wollen spezielle Geflügelbestände auf diese Weise schützen. In Deutschland ist die Impfung bisher gesetzlich verboten. Für eine Impfung spricht, dass die Erregerausscheidung im Fall einer Infektion des Tieres zwar nicht vollständig unterbunden, aber drastisch reduziert wird. Deshalb lässt sich die Ausbreitung der Vogelgrippe in Nutzgeflügelbeständen durch eine Impfung verlangsamen. Aber: Geimpfte Tiere lassen sich nicht von infizierten unterscheiden. Beide bilden Antikörper gegen das Virus aus. Ein Eintrag der Infektion in einen geimpften Tierbestand ist schwer zu erkennen, weil Krankheitssymptome bei geimpften Tieren verschleiert werden. Damit sind Verzögerungen bei der Bekämpfung der Seuche vorprogrammiert.

KÖNNEN KINDER IM ZOO UND IM PARK SPIELEN?
Ja, denn in Zoo und Tierpark werden die Vorsichtsmaßnahmen streng eingehalten und tote Wildvögel untersucht. Für den Menschen besteht derzeit keine erhöhte Gefahr für eine Ansteckung.

WAS GESCHIEHT MIT EINEM PATIENTEN BEI VERDACHT AUF VOGELGRIPPE?
Der Hausarzt wird seinen Verdacht der lokalen Gesundheitsbehörde melden, die wahrscheinlich eine Quarantäne verhängt, so der Virologe Christian Drosten vom Hamburger Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin. Wenn möglich würde der Patient in einem abgesicherten Infektionstransport in ein spezialisiertes Behandlungszentrum gebracht werden. Bei einem einzelnen Patienten wären strikte Isolationsmaßnahmen kein Problem, in so einem Fall könnte man die höchste Vorsicht walten lassen. Zur gleichen Zeit beginnt die Diagnostik. Ein Abstrich von Hals oder Nase wird beispielsweise von einem Landesgesundheitsamt oder einem Spezialinstitut untersucht.

WIE GEHT ES WEITER, WENN VOGELGRIPPE FESTGESTELLT WURDE?
Spätestens bei der Diagnose Vogelgrippe würde der Patient isoliert, auch wenn das aktuell vorliegende Virus nicht sehr infektiös für den Menschen ist. Die Ärzte tragen Atemmasken, das Krankenzimmer steht unter Unterdruck, damit keine Erreger nach außen dringen, die Luft wird gefiltert. Vor der Tür gibt es eine Schleuse. Dies alles wäre in spezialisierten Zentren möglich, wenn es nur um einzelne Patienten ginge. Wären viele Menschen gleichzeitig betroffen und die Kapazitäten auch in den übrigen Krankenhäusern erschöpft, wäre nur noch eine so genannte Heimisolation möglich. Die Patienten würden zu Hause behandelt und aufgefordert, ihre Wohnung nicht zu verlassen und Kontakte zu unterbinden.

WIE VERLÄUFT DIE VOGELGRIPPE BEIM MENSCHEN?
Die Erkrankung beginnt etwa zwei bis fünf Tage nach der Ansteckung und verläuft ähnlich einer schweren Grippe mit hohem Fieber, Kopf- und Halsschmerzen, Husten, Gliederbeschwerden und Lungenentzündung. Etwa die Hälfte der Kranken leidet unter Durchfall. Übelkeit und Bauchschmerzen können hinzukommen. Als Komplikation tritt häufig ein Lungenversagen auf. Etwa die Hälfte der Erkranken starb bisher.

WIE VERLÄUFT DIE BEHANDLUNG?
Die Behandlung erfolgt mit den Grippemitteln Tamiflu und Relenza. Je schneller diese Medikamente gegeben werden, desto wirksamer sind sie. Die Mittel werden über mehrere Tage verabreicht. Gleichzeitig wird beobachtet, wie sich das Vogelgrippevirus entwickelt. Viren können während der Behandlung resistent gegen ein Medikament werden. Wie in der Intensivmedizin generell üblich, wird außerdem beobachtet, wie der Patient atmet, ob er Fieber hat, wie seine Blutwerte sind, wie wach der Kranke ist. Auch andere Organe wie Leber und Niere werden untersucht. Bei einem schweren Verlauf wird der Patient unter Umständen in ein künstliches Koma versetzt und beatmet.

WER IST FÜR DIE SEUCHENBEKÄMPFUNG ZUSTÄNDIG?
Für die Tierseuchenbekämpfung ist zuerst der Landkreis oder die kreisfreie Stadt zuständig, in deren Gebiet die Vogelgrippe ausbricht. Das Land gewährt jedoch von Beginn an seine Unterstützung und übernimmt beispielsweise koordinierende Aufgaben. Sollte es die akute Seuchengefahr erforderlich machen, können das Umweltministerium und das Landesuntersuchungsamt im Ernstfall auch Aufgaben der Kreise übernehmen.

WAS GESCHIEHT BEI KATASTROPHENALARM?
Katastrophenalarm wird bei drohenden Gefahren etwa durch Naturereignisse ausgelöst. Rechtliche Grundlagen sind die Katastrophenschutzgesetze der Bundesländer. Katastrophenalarm geben als unterste Ebene die Kreisverwaltungsbehörden, also kreisfreie Städte oder Landratsämter. Landesweit ist es das Innenministerium. Die Bundesregierung darf nur eingreifen, wenn mehr als ein Bundesland betroffen ist. Die Behörden am Ort können Helfer im Einsatzbereich heranziehen und anderen Dienststellen Weisungen erteilen. Im Rahmen der Gefahrenabwehr kann das Land Hilfe anfordern, zum Beispiel von der Bundeswehr.

WER MUSS DEN BUNDESWEHREINSATZ AUF RÜGEN BEZAHLEN?
Dazu wollte sich das Verteidigungsministerium nicht äußern. Prinzipiell gilt, dass Amtshilfe in Rechnung gestellt wird - es sei denn, es gälte der nationale Notstand, oder der Einsatz der Soldaten wäre so teuer, dass der Landkreis ihn nicht bezahlen könnte. Aus Kreisen der Bundeswehr verlautete, dass der Einsatz erst abgeschlossen werden solle, bevor es an die Frage der Kosten gehe.

WARUM DÜRFEN SOLDATEN DIE TOTEN VÖGEL EINSAMMELN?
Möglich macht den Einsatz auf Rügen Artikel 35 desGrundgesetzes. Danach kann die Bundeswehr bei Naturkatastrophen oder "besonders schweren Unglücksfällen" Amtshilfe leisten - nur dann. Im Fall der Vogelgrippe hat die Landesregierung Mecklenburg-Vorpommerns ein Amtshilfeersuchen an die Bundeswehr gerichtet. Voraussetzung ist, dass die Lage am Ort ohne Hilfe der Soldaten nicht mehr zu bewältigen ist. Für einen Einsatz zur Fußball-WM reicht der vom Grundgesetz gesteckte Rahmen nicht. Weder genügt eine vorherige "abstrakte Warnung" etwa vor Terroristen, noch gilt die WM als "besonders schwerer Unglücksfall". Etwas anderes wäre eine konkrete Warnung durch den Verfassungsschutz.

WER ENTSCHÄDIGT DIE BETROFFENEN TIERHALTER?
Die Seuchenkasse soll Tierhalter für die unmittelbaren Folgen von Krankheiten wie BSE oder Vogelgrippe entschädigen. Die Kasse ist Pflicht für alle Nutztierhalter. Es gibt sie in allen Bundesländern. Grundlage hierfür ist das Tierseuchengesetz, das sowohl die Bekämpfung von Seuchen regelt als auch den Umfang der Entschädigung für den Besitzer, wenn das Tier Opfer einer solchen Infektion geworden ist. Dabei zahlt der Halter in einen Fonds ein, aus dem er im Bedarfsfall eine Entschädigung erhält. Nach dem Tierseuchengesetz sind Entschädigungen vor allem für Tiere zu leisten, die auf behördliche Anordnung getötet wurden. Allerdings kommt die Kasse nicht für Folgeschäden wie etwa Strafen für nicht erfüllte Lieferverträge auf. Die rechtlichen Grundlagen der Tierseuchenkasse der einzelnen Bundesländer und die Bestimmungen über die Entschädigungen sind im Tierseuchengesetz (TierSG) des Bundes geregelt. Viele Einzelbestimmungen sind je nach Bundesland unterschiedlich.

BLEIBT DAS BIO-HUHN TROTZ STALLPFLICHT BIO-HUHN?
Auch nach der Stallpflicht wegen der Vogelgrippe in Deutschland wird Geflügel von Bio-Höfen als Bio-Produkt vermarktet. Dies gilt, obwohl für Bio-Hühner eigentlich Freilandhaltung
vorgeschrieben ist. Die Tiere werden unverändert mit ökologisch erzeugtem Futter ernährt, sie haben Tageslicht im Stall und ausreichenden Bewegungsraum.

KANN ICH MEINE URLAUBSREISE WEGEN DER VOGELGRIPPE STORNIEREN?
Die Stornierung von Urlaubsreisen ist nach dem Pauschalreiserecht möglich, wenn höhere Gewalt vorliegt. Nach Ansicht des Deutschen Tourismusverbandes (DTV) ist dies bei der Vogelgrippe bisher nicht der Fall. Höhere Gewalt müsse zu einer erheblichen Erschwerung, Gefährdung oder Beeinträchtigung der Urlaubsreise führen, um eine Kündigung zur rechtfertigen, teilte der Verband am Dienstag in Berlin mit. Bei der Beurteilung von Stornos würden sich die Gerichte häufig auf Reisewarnungen des Auswärtigen Amtes in Berlin berufen. Bislang liegt nach Erkenntnissen des DTV weltweit für kein Land eine Reisewarnung wegen Vogelgrippe vor.

MUSS WEGEN DER VOGELGRIPPE DIE FUSSBALL-WELTMEISTERSCHAFT ABGESAGT WERDEN?
Die Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland ist nach Ansicht von Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble durch die Vogelgrippe nicht gefährdet. Schäuble empfahl Gelassenheit bei diesem Thema: "Wir sollten die Kirche im Dorf lassen. Jetzt warten wir mal ab. Ich sehe keine Gefahr für die Fußball-WM." Der für den Sport zuständige Schäuble kündigte an, er werde sich mindestens ein WM-Spiel in Stuttgart ansehen.


dpa, eigene Recherchen