Vertrag: So läuft der Abschluss einer privaten Krankenversicherung
Gesetzgeber setzt Beratungs-Standards zum Schutz der Verbraucher
Private Krankenversicherungen werden in der Regel von der Versicherungswirtschaft über Makler und Versicherungsvermittler angeboten. Dabei ist eine vom eigenen Verkaufsinteresse losgelöste Beratung wichtig. Der Gesetzgeber hat deshalb Standards definiert, die vor dem Abschluss in der Beratung erfüllt werden müssen.
Wie finde ich die beste private Krankenversicherung für mich?
Bei der Suche nach einer passenden privaten Krankenversicherung sollte man sich an einen unabhängigen Makler wenden, der mehrere Versicherungsunternehmen vertritt. Makler können für Sie aus dem gesamten Markt das günstigste Angebot heraussuchen und damit den Interessenkonflikt auflösen. Sie und der Makler ziehen dann an einem Strang. Allerdings sollte man sich den Makler seines Vertrauens gut aussuchen. Im persönlichen Gespräch merken Sie wahrscheinlich schnell, ob er wirklich an einem klugen Abschluß oder nur einer schnellen Unterschrift interessiert ist. In keinem Fall kann es schaden, wenn Sie sich selbst - vor dem Gespräch - einen gewissen Marktüberblick verschafft haben.
Wie läuft eine gute Beratung ab?
- Im ersten Schritt wird sich der Berater oder die Beraterin über Ihre persönliche Situation und Ihre Wünsche informieren. Er erklärt Ihnen den Unterschied zwischen gesetzlicher und privater Krankenversicherung und klärt, ob eine private Krankenversicherung für Sie sinnvoll ist.
- In einem weiteren Schritt werden die wichtigen Leistungselemente erläutert und überlegt, welches Leistungsniveau zu Ihnen passt: Basis, Gehoben oder Premium.
- Der Vermittler wird dann eine Marktübersicht für Sie erstellen, in der die Tarife mehrerer Gesellschaften enthalten sind. Er wird die Vor- und Nachteile erläutern und eine Empfehlung aussprechen. Sie entscheiden dann, bei welcher Gesellschaft Sie abschließen möchten.
- Schließlich wird der Berater mit Ihnen gemeinsam den Antrag ausfüllen und die Gesundheitsfragen besprechen. Er wird Sie darauf aufmerksam machen, wie wichtig es ist, diese Fragen korrekt zu beantworten.
Persönliche Beratung oder besser per E-Mail, Telefon oder Videokonferenz? Das entscheiden Sie. Wichtig ist, dass die hier genannten Elemente erklärt und besprochen werden.
Beratung und Beratungsprotokoll
Diese Elemente sollte eine Beratung und das Beratungsprotokoll auf jeden Fall enthalten.
- Der Vermittler erklärt Ihnen den Unterschied zwischen gesetzlicher und privater Krankenversicherung. Er prüft, ob Sie sich privat krankenversichern können.
- Er klärt dann mit Ihnen, ob der Abschluss einer PKV dauerhaft wirtschaftlich für Sie sinnvoll ist.
- Er bespricht Fragen von Beitrag, Leistung und Abrechnung in der PKV mit Ihnen.
- Gemeinsam ermitteln Sie Leistungselemente, die Ihnen besonders wichtig sind, und legen das gewünschte Leistungsniveau fest. Der Vermittler macht Sie auf eventuelle Lücken bei den Leistungen aufmerksam.
- Der Vermittler erstellt für Sie eine Marktanalyse mit den passenden Tarifen verschiedener Gesellschaften und unterbreitet Ihnen einen Vorschlag zur Auswahl eines Tarifs.
- Sie wählen dann einen Tarif einer Gesellschaft aus. Das Beratungsprotokoll weist aus, ob Ihre Wahl dem Vorschlag den Vermittlers entspricht. In einem guten Protokoll werden dann noch die Gründe für die Auswahl genannt.
- Der Vermittler bespricht mit Ihnen ausführlich die Folgen falscher Angaben bei der Beantwortung der Gesundheitsfragen (Anzeigepflichtverletzung).
- Der Vermittler erläutert die Bedeutung der Wahl der Versicherungsgesellschaft und die Auswirkungen eines Wechsels des Versicherungsunternehmens.
- Sie erklären, dass Sie ausschließlich eine Beratung zum Abschluss einer privaten Krankenversicherung wollten. Eine umfassende Versicherungsanalyse und Angebote zu anderen Versicherungen schließen Sie ausdrücklich aus.
- Der Antrag wird nach dem ersten Ausfüllen nochmals genau gelesen. Sie bekräftigen, dass Sie Bedeutung der einzelnen Punkte verstanden haben und den Vertrag abschließen möchten.
Gesundheitsfragen richtig beantworten
Die privaten Krankenkassen haben den Vorteil, nur die "günstigen Risiken" als Vertragspartner wählen zu können. Vor Vertragsabschluß erkennbare und einschätzbare Risiken können durch einen Aufschlag zum Beitrag aufgefangen werden. Wer dagegen ernsthafte gesundheitliche Probleme hat, sollte sich gar nicht erst um ein Vertrag bemühen.
Bevor eine private Krankenversicherung einen Vertrag abschließt, wird sie sich genau über den Gesundheitszustand des Antragstellers informieren. Man sollte bei der Beantwortung dieser Gesundheitsfragen immer ehrlich sein und auch nichts verschweigen. Denn mit der Unterschrift unter den Vertrag entbindet man in aller Regel die behandelnden Ärzte für die Vergangenheit und die Zukunft gegenüber dem Krankenversicherer von Ihrer Schweigepflicht. Die privaten Versicherer sind nicht vepflichtet, Angaben zum Gesundheitszustand schon bei der Antragstellung auf ihren Wahrheitsgehalt hin zu überprüfen. Auch eine ärztliche Untersuchung befreit den Antragsteller nicht von seiner Verpflichtung, alle Antragsfragen wahrheitsgemäß zu beantworten.
Oft überprüfen die Versicherer die Angaben zur Gesundheit erst, wenn ein kostspieliger Versicherungsfall eingetreten ist. Sie verfolgen dann die Krankengeschichte des betroffenen weit zurück. Wenn sie dann verschwiegene Vorerkrankungen entdecken, erhält der Versicherte ausgerechnet dann, wenn er schwer erkrankt ist, keine Leistungen. Er kann unter Umständen gekündigt werden und verliert damit seinen Versicherungsschutz vollständig.
Wer ganz sicher gehen will, sollte vor der "echten" Antragsstellung Probeanträge bei den Versicherungsgesellschaften stellen, die in der engeren Wahl sind. Der Probeantrag bindet den Antragsteller nicht, wohl aber die Gesellschaft: Sie kann aus dem Probeantrag ein verbindliches Angebot machen, das nur noch angenommen werden muss. Es ist ganz einfach, aus einem Antragsformular einen Probeantrag zu machen: Setzen Sie im Formular deutlich vor das Wort "Antrag" das Wort "Probe".
Im Zusammenhang mit der Prüfung Ihres Probeantrages müssen die von Ihnen angeschriebenen Gesellschaften Ihren Gesundheitszustand sowie besondere Gesundheitsrisiken einschätzen und die entsprechenden Risikozuschläge benennen. Danach haben Sie Klarheit darüber, ob ein Krankenversicherungsvertrag zustande kommen kann und war er wirklich kostet.
Weitere Vorteil: Wenn Sie mehrere Gesellschaften gleichzeitig einbeziehen, prüfen die Versicherungen Ihren Antrag gleichzeitig und unbeeinflußt von der eventuellen Ablehnungen durch anderer Versicherer. Sind Sie dagegen erst einmal von einer Versicherung abgelehnt worden, dürfen Sie das in aller Regel bei weiteren Antragstellungen nicht verschweigen.
Lebenslange Beziehung
Ist der Vertrag geschlossen, sind Versicherung und Versicherter in der Regel eine lebenslange Beziehung eingegangen. Denn die Versicherung kann aus dem Vertrag nicht mehr aussteigen. Sie kann die einmal gegebenen Leistungszusagen nicht mehr ändern. Auch der Versicherte ist eng an seine Gesellschaft gebunden. Durch eine Kündigung würde er unter Umständen einen Teil der Altersrücklage verlieren, die er im Laufe der Jahre gebildet hat. Eine Rückkehr in das System der gesetzlichen Krankenversicherung ist nahezu unmöglich.
Deshalb gilt: Das Ausscheiden aus dem System der gesetzlichen Krankenversicherung und der Abschluss eines Vertrages mit einer privaten Krankenversicherung sollte in allen Aspekten sehr sorgfältig durchdacht werden. Der in vielen Websites angebotene direkte kurzfristige Beitragsvergleich hilft da nicht weiter. Es zählt nicht die Frage "Ist der Beitrag zur privaten Krankenversicherung für mich jetzt niedriger als der zur gesetzlichen?". Sondern: "Wie fällt der Kostenvergleich über die nächsten Jahrzehnte aus?". Wer sich die Frage nach einem Systemwechsel stellt, muss immer auch über seine persönlichen Lebensperspektiven nachdenken. Für diesen Prozess sollte man sich viel Zeit nehmen, und kompetente, möglichst unabhängige Beratung suchen.
Das gilt übrigens auch für den eigentlichen Vertrag. Unter der fast unendlichen Vielzahl möglicher Vertragsvarianten muss die passende herausgesucht werden - ob zur Absicherung des Basisrisikos oder als "Krankenversicherung de luxe".